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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. I. SECTIO XXIIX.
aber noch nicht dran gewollt. Vor die communication des examinis
über mein bedencken sage freundlichen danck, wäre es noth, wüßte darauf
zur gnüge zu antworten und zu zeigen, daß mein zurückhalten nicht unbillig.
Aber der gute mann hält einige dinge vor ausgemacht, die es eben so noch
nicht sind. Aber gnug davon. Q. Kuhlmannum betreffend, habe bereits
angezeiget, daß seinen neubegeisterten Böhmen nie gelesen, verlange
ihn auch nicht: Nur habe von ihm gesehen den quinarium, seinen schleu-
derstein, und seine epistolam Londinensem gedruckt, worinnen seltsame din-
ge sind. Es hat geheissen, er habe seine sachen retractiret, so aber nicht ist,
massen ich vor etlichen monaten einen brief in copia gesehen, so er nach
Berlin vergangenes jahr geschrieben; Aus demselben erhellet, daß er noch bey
seiner meinung und hoffnung bleibe, ohne daß er ohne zweiffel wegen Joh.
Rothen
seine gedancken wird haben fallen lassen: Von welchem letzteren
ich einen brieff vor etzlichen jahren gelesen, den er aus dem zuchthauß zu Am-
sterdam geschrieben, und darinn erkant, wie er sich selbs in seinen einbil-
dungen verstigen, daß er in solche irrthum verfallen, daher er auch andere
warnet, und zu der einfalt vor GOTT vermahnet: Welcher brieff mich
recht vergnüget hat. Was sonsten Herr D. Calovius wegen des examinis
J. Böhmen vor dem Consistorio in zweiffel ziehet, hat der an ihn von Herrn
D. Wellern geschriebene brieff, klar in sich: Was aber die ursach seyn muß,
warum etwa die übrige acta auf eine seite geschafft worden, begreiffe und
untersuche ich nicht. Sonsten wäre etwan nicht böse gewesen, daß jemand
der sonderlich angegriffenen Theologen dem Kuhlmann, welcher sie mit
so grossem trotz angegriffen, geantwortet hätte, wie man ja sonsten ziemlich
fertig zu antworten zu seyn pfleget. Was Praetorii und Statii schrifften an-
langt, habe selbs einige mal gedacht, daß sie zu vertheidigen, nemlich auf
art und weise, wie es geschehen kan (da bey Praetorio nicht geleugnet wer-
den mag, daß der irrthum unverneinlich in ihm seye, daß die auserwehlte den
glauben niemal verliren könten, noch daß der einmal verlohrne glaube wie-
der erlangt werden möchte) nicht möchte unnützlich seyn, doch hatte auch alle-
mal wiederum einigen anstand, obs nicht rathsamer, guter seelen erfahrung
selbs die prüfung zu überlassen. D. N. schrifft habe nie zu sehen bekommen, ist
auch hie nicht zu haben, sonsten je nach dem sie wäre, stünde dahin, was sich
thun ließe. Der härteste knote ist immer, daß so wol der gute Praetorius
einmal einen revers, darinnen er einige dinge revocirt, von sich gegeben
haben solle, den ich auch gehabt, als daß auch von Statio dergleichen gesagt
wird: Wo man sonderlich sich vorzusehen, daß man für dieselbige leut nichts
anführte zu ihrer unschuld, was nachmal durch ihre wort und bekäntnüß

wi-
IV. Theil. s

ARTIC. I. SECTIO XXIIX.
aber noch nicht dran gewollt. Vor die communication des examinis
uͤber mein bedencken ſage freundlichen danck, waͤre es noth, wuͤßte darauf
zur gnuͤge zu antworten und zu zeigen, daß mein zuruͤckhalten nicht unbillig.
Aber der gute mann haͤlt einige dinge vor ausgemacht, die es eben ſo noch
nicht ſind. Aber gnug davon. Q. Kuhlmannum betreffend, habe bereits
angezeiget, daß ſeinen neubegeiſterten Boͤhmen nie geleſen, verlange
ihn auch nicht: Nur habe von ihm geſehen den quinarium, ſeinen ſchleu-
derſtein, und ſeine epiſtolam Londinenſem gedruckt, worinnen ſeltſame din-
ge ſind. Es hat geheiſſen, er habe ſeine ſachen retractiret, ſo aber nicht iſt,
maſſen ich vor etlichen monaten einen brief in copia geſehen, ſo er nach
Berlin vergangenes jahr geſchrieben; Aus demſelben erhellet, daß er noch bey
ſeiner meinung und hoffnung bleibe, ohne daß er ohne zweiffel wegen Joh.
Rothen
ſeine gedancken wird haben fallen laſſen: Von welchem letzteren
ich einen brieff vor etzlichen jahren geleſen, den er aus dem zuchthauß zu Am-
ſterdam geſchrieben, und darinn erkant, wie er ſich ſelbs in ſeinen einbil-
dungen verſtigen, daß er in ſolche irrthum verfallen, daher er auch andere
warnet, und zu der einfalt vor GOTT vermahnet: Welcher brieff mich
recht vergnuͤget hat. Was ſonſten Herr D. Calovius wegen des examinis
J. Boͤhmen vor dem Conſiſtorio in zweiffel ziehet, hat der an ihn von Herrn
D. Wellern geſchriebene brieff, klar in ſich: Was aber die urſach ſeyn muß,
warum etwa die uͤbrige acta auf eine ſeite geſchafft worden, begreiffe und
unterſuche ich nicht. Sonſten waͤre etwan nicht boͤſe geweſen, daß jemand
der ſonderlich angegriffenen Theologen dem Kuhlmann, welcher ſie mit
ſo groſſem trotz angegriffen, geantwortet haͤtte, wie man ja ſonſten ziemlich
fertig zu antworten zu ſeyn pfleget. Was Prætorii und Statii ſchrifften an-
langt, habe ſelbs einige mal gedacht, daß ſie zu vertheidigen, nemlich auf
art und weiſe, wie es geſchehen kan (da bey Prætorio nicht geleugnet wer-
den mag, daß der irrthum unverneinlich in ihm ſeye, daß die auserwehlte den
glauben niemal verliren koͤnten, noch daß der einmal verlohrne glaube wie-
der erlangt werden moͤchte) nicht moͤchte unnuͤtzlich ſeyn, doch hatte auch alle-
mal wiederum einigen anſtand, obs nicht rathſamer, guter ſeelen erfahrung
ſelbs die pruͤfung zu uͤberlaſſen. D. N. ſchrifft habe nie zu ſehen bekommen, iſt
auch hie nicht zu haben, ſonſten je nach dem ſie waͤre, ſtuͤnde dahin, was ſich
thun ließe. Der haͤrteſte knote iſt immer, daß ſo wol der gute Prætorius
einmal einen revers, darinnen er einige dinge revocirt, von ſich gegeben
haben ſolle, den ich auch gehabt, als daß auch von Statio dergleichen geſagt
wird: Wo man ſonderlich ſich vorzuſehen, daß man fuͤr dieſelbige leut nichts
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wi-
IV. Theil. ſ
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[137/0149] ARTIC. I. SECTIO XXIIX. aber noch nicht dran gewollt. Vor die communication des examinis uͤber mein bedencken ſage freundlichen danck, waͤre es noth, wuͤßte darauf zur gnuͤge zu antworten und zu zeigen, daß mein zuruͤckhalten nicht unbillig. Aber der gute mann haͤlt einige dinge vor ausgemacht, die es eben ſo noch nicht ſind. Aber gnug davon. Q. Kuhlmannum betreffend, habe bereits angezeiget, daß ſeinen neubegeiſterten Boͤhmen nie geleſen, verlange ihn auch nicht: Nur habe von ihm geſehen den quinarium, ſeinen ſchleu- derſtein, und ſeine epiſtolam Londinenſem gedruckt, worinnen ſeltſame din- ge ſind. Es hat geheiſſen, er habe ſeine ſachen retractiret, ſo aber nicht iſt, maſſen ich vor etlichen monaten einen brief in copia geſehen, ſo er nach Berlin vergangenes jahr geſchrieben; Aus demſelben erhellet, daß er noch bey ſeiner meinung und hoffnung bleibe, ohne daß er ohne zweiffel wegen Joh. Rothen ſeine gedancken wird haben fallen laſſen: Von welchem letzteren ich einen brieff vor etzlichen jahren geleſen, den er aus dem zuchthauß zu Am- ſterdam geſchrieben, und darinn erkant, wie er ſich ſelbs in ſeinen einbil- dungen verſtigen, daß er in ſolche irrthum verfallen, daher er auch andere warnet, und zu der einfalt vor GOTT vermahnet: Welcher brieff mich recht vergnuͤget hat. Was ſonſten Herr D. Calovius wegen des examinis J. Boͤhmen vor dem Conſiſtorio in zweiffel ziehet, hat der an ihn von Herrn D. Wellern geſchriebene brieff, klar in ſich: Was aber die urſach ſeyn muß, warum etwa die uͤbrige acta auf eine ſeite geſchafft worden, begreiffe und unterſuche ich nicht. Sonſten waͤre etwan nicht boͤſe geweſen, daß jemand der ſonderlich angegriffenen Theologen dem Kuhlmann, welcher ſie mit ſo groſſem trotz angegriffen, geantwortet haͤtte, wie man ja ſonſten ziemlich fertig zu antworten zu ſeyn pfleget. Was Prætorii und Statii ſchrifften an- langt, habe ſelbs einige mal gedacht, daß ſie zu vertheidigen, nemlich auf art und weiſe, wie es geſchehen kan (da bey Prætorio nicht geleugnet wer- den mag, daß der irrthum unverneinlich in ihm ſeye, daß die auserwehlte den glauben niemal verliren koͤnten, noch daß der einmal verlohrne glaube wie- der erlangt werden moͤchte) nicht moͤchte unnuͤtzlich ſeyn, doch hatte auch alle- mal wiederum einigen anſtand, obs nicht rathſamer, guter ſeelen erfahrung ſelbs die pruͤfung zu uͤberlaſſen. D. N. ſchrifft habe nie zu ſehen bekommen, iſt auch hie nicht zu haben, ſonſten je nach dem ſie waͤre, ſtuͤnde dahin, was ſich thun ließe. Der haͤrteſte knote iſt immer, daß ſo wol der gute Prætorius einmal einen revers, darinnen er einige dinge revocirt, von ſich gegeben haben ſolle, den ich auch gehabt, als daß auch von Statio dergleichen geſagt wird: Wo man ſonderlich ſich vorzuſehen, daß man fuͤr dieſelbige leut nichts anfuͤhrte zu ihrer unſchuld, was nachmal durch ihre wort und bekaͤntnuͤß wi- IV. Theil. ſ

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/149>, abgerufen am 23.11.2024.