Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel.
tzen hochpreißlichen Collegio, so wol wie ich die sache bey mir nach ferner überle-
gung befunden/ zuwissen/ als auch solches schrifftlich zu haben/ angenehm seyen
möchte/ habe ich nicht nur mich erkühnen wollen/ sondern selbs meine unterthänig-
keit und gehorsamen schuldigkeit erachtet/ mit diesen zeilen meiner vo[r]ige einigemal
mündlich gethane resolution, weilen nicht dieselbe zuändern vermag/ zu wieder-
hohlen/ das gantze geschäffte aber/ dabey nichts mehr weiter zu thun vermag/ em-
pfehle ich in demuth und kindlicher gelassenheit und hertzlichem gebet dem HErrn
aller Herrn und obersten Bischoff aller seiner diener/ ihn anflehende Seiner Churf.
Durchl. und alle dero hohe Ministros auch in dieser wichtigen angelegenheit also zu
regieren/ daß sein rath und reich am besten befo[r]dert/ und aller verletzung der ge-
wissen abgewendet/ hingegen segen über kirche und lande gezogen werde. Wor-
mit auch solcher heiligen regierung GOttes so dann theuren segen derselben hohe
personen und häuser schließl. empfehlende verbleibe u.s.w. 14. Mart. 1691.

SECTIO III.

Nacherhaltener Churfürstlicher vocation
schreiben das Ministerium in Berlin/ meine künfftige
Collegas.

ES kan denselben nicht verborgen seyn/ daß der Durchlauchtigste Churfürst
zu Brandenburg etc.etc. vor einigen wochen mich wie zu seinem Rath in dem
Consistorio, als auch zu der Propstey und der Inspection der kirchen zu S.
Nicolai in dero statt beruffen habe. Nun sind zwar bereits 2. jahr/ daß nach
dem todte des sel. Herrn Propst Schraders Seiner Churfürstl. Durchl. in der
stille erstmals meine meinungen ob einem gnädigsten beruff folgen möchte/ verneh-
men lassen. Aber nach abermaligen abgang des sel. Herrn Propst Teübers wur-
de vor drey virtel jahren der gnädigste antrag solcher stelle wiederhohlet. Jndessen
schiene immer/ der HERR würde nichts draus werden lassen/ weil ich aus einer ge-
wiß göttlichen vocation eignen willens außzugehen mir allezeit ein gewissen ge-
macht/ hingegen ohne gewisse resolution von meiner seiten zugeben zu einer vo-
cation
zugelangen nicht wol hoffnung gefast werden könte. Es wuste es aber
doch die göttliche weißheit/ nachdem sie es einmal beschlossen/ also zu regieren/ daß
es jüngsthin ohne mein geringstes zuthun unter bey den Durchlauchtigsten Chur-
fürsten/ über mich zur richtigkeit gekommen/ und ich derselben werthen kirchen ge-
widmet habe werden sollen.

Wie ich mich nun der gewißheit göttlichen ruffs daraus so vielmehr versichere/
weilen ich das geringste darzu von meiner seiten nicht contribuiret, sondern mich

bloß

Das ſechſte Capitel.
tzen hochpreißlichen Collegio, ſo wol wie ich die ſache bey mir nach ferner uͤberle-
gung befunden/ zuwiſſen/ als auch ſolches ſchrifftlich zu haben/ angenehm ſeyen
moͤchte/ habe ich nicht nur mich erkuͤhnen wollen/ ſondern ſelbs meine unterthaͤnig-
keit und gehorſamen ſchuldigkeit erachtet/ mit dieſen zeilen meiner vo[r]ige einigemal
muͤndlich gethane reſolution, weilen nicht dieſelbe zuaͤndern vermag/ zu wieder-
hohlen/ das gantze geſchaͤffte aber/ dabey nichts mehr weiter zu thun vermag/ em-
pfehle ich in demuth und kindlicher gelaſſenheit und hertzlichem gebet dem HErrn
alleꝛ Herrn und oberſten Biſchoff aller ſeiner diener/ ihn anflehende Seiner Churf.
Durchl. und alle dero hohe Miniſtros auch in dieſer wichtigen angelegenheit alſo zu
regieren/ daß ſein rath und reich am beſten befo[r]dert/ und aller verletzung der ge-
wiſſen abgewendet/ hingegen ſegen uͤber kirche und lande gezogen werde. Wor-
mit auch ſolcher heiligen regierung GOttes ſo dann theuren ſegen derſelben hohe
perſonen und haͤuſer ſchließl. empfehlende verbleibe u.ſ.w. 14. Mart. 1691.

SECTIO III.

Nacherhaltener Churfuͤrſtlicher vocation
ſchreiben das Miniſterium in Berlin/ meine kuͤnfftige
Collegas.

ES kan denſelben nicht verborgen ſeyn/ daß der Durchlauchtigſte Churfuͤrſt
zu Brandenburg ꝛc.ꝛc. vor einigen wochen mich wie zu ſeinem Rath in dem
Conſiſtorio, als auch zu der Propſtey und der Inſpection der kirchen zu S.
Nicolai in dero ſtatt beruffen habe. Nun ſind zwar bereits 2. jahr/ daß nach
dem todte des ſel. Herrn Propſt Schraders Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. in der
ſtille erſtmals meine meinungen ob einem gnaͤdigſten beruff folgen moͤchte/ verneh-
men laſſen. Aber nach abermaligen abgang des ſel. Herrn Propſt Teuͤbers wur-
de voꝛ drey viꝛtel jahren der gnaͤdigſte antrag ſolcher ſtelle wiederhohlet. Jndeſſen
ſchiene immer/ der HERR wuͤrde nichts draus werden laſſen/ weil ich aus einer ge-
wiß goͤttlichen vocation eignen willens außzugehen mir allezeit ein gewiſſen ge-
macht/ hingegen ohne gewiſſe reſolution von meineꝛ ſeiten zugeben zu einer vo-
cation
zugelangen nicht wol hoffnung gefaſt werden koͤnte. Es wuſte es aber
doch die goͤttliche weißheit/ nachdem ſie es einmal beſchloſſen/ alſo zu regieren/ daß
es juͤngſthin ohne mein geringſtes zuthun unter bey den Durchlauchtigſten Chur-
fuͤrſten/ uͤber mich zur richtigkeit gekommen/ und ich derſelben werthen kirchen ge-
widmet habe werden ſollen.

Wie ich mich nun der gewißheit goͤttlichen ruffs daraus ſo vielmehr verſichere/
weilen ich das geringſte darzu von meiner ſeiten nicht contribuiret, ſondern mich

bloß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0872" n="854"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel.</hi></fw><lb/>
tzen hochpreißlichen <hi rendition="#aq">Collegio,</hi> &#x017F;o wol wie ich die &#x017F;ache bey mir nach ferner u&#x0364;berle-<lb/>
gung befunden/ zuwi&#x017F;&#x017F;en/ als auch &#x017F;olches &#x017F;chrifftlich zu haben/ angenehm &#x017F;eyen<lb/>
mo&#x0364;chte/ habe ich nicht nur mich erku&#x0364;hnen wollen/ &#x017F;ondern &#x017F;elbs meine untertha&#x0364;nig-<lb/>
keit und gehor&#x017F;amen &#x017F;chuldigkeit erachtet/ mit die&#x017F;en zeilen meiner vo<supplied>r</supplied>ige einigemal<lb/>
mu&#x0364;ndlich gethane <hi rendition="#aq">re&#x017F;olution,</hi> weilen nicht die&#x017F;elbe zua&#x0364;ndern vermag/ zu wieder-<lb/>
hohlen/ das gantze ge&#x017F;cha&#x0364;ffte aber/ dabey nichts mehr weiter zu thun vermag/ em-<lb/>
pfehle ich in demuth und kindlicher gela&#x017F;&#x017F;enheit und hertzlichem gebet dem HErrn<lb/>
alle&#xA75B; Herrn und ober&#x017F;ten Bi&#x017F;choff aller &#x017F;einer diener/ ihn anflehende Seiner Churf.<lb/>
Durchl. und alle dero hohe <hi rendition="#aq">Mini&#x017F;tros</hi> auch in die&#x017F;er wichtigen angelegenheit al&#x017F;o zu<lb/>
regieren/ daß &#x017F;ein rath und reich am be&#x017F;ten befo<supplied>r</supplied>dert/ und aller verletzung der ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en abgewendet/ hingegen &#x017F;egen u&#x0364;ber kirche und lande gezogen werde. Wor-<lb/>
mit auch &#x017F;olcher heiligen regierung GOttes &#x017F;o dann theuren &#x017F;egen der&#x017F;elben hohe<lb/>
per&#x017F;onen und ha&#x0364;u&#x017F;er &#x017F;chließl. empfehlende verbleibe u.&#x017F;.w. 14. Mart. 1691.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> III.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">N</hi>acherhaltener <hi rendition="#in">C</hi>hurfu&#x0364;r&#x017F;tlicher</hi> <hi rendition="#aq">vocation</hi><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;chreiben das Mini&#x017F;terium in Berlin/ meine ku&#x0364;nfftige</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Collegas.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>S kan den&#x017F;elben nicht verborgen &#x017F;eyn/ daß der Durchlauchtig&#x017F;te Churfu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
zu Brandenburg &#xA75B;c.&#xA75B;c. vor einigen wochen mich wie zu &#x017F;einem Rath in dem<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;i&#x017F;torio,</hi> als auch zu der Prop&#x017F;tey und der <hi rendition="#aq">In&#x017F;pection</hi> der kirchen zu S.<lb/>
Nicolai in dero &#x017F;tatt beruffen habe. Nun &#x017F;ind zwar bereits 2. jahr/ daß nach<lb/>
dem todte des &#x017F;el. Herrn Prop&#x017F;t Schraders Seiner Churfu&#x0364;r&#x017F;tl. Durchl. in der<lb/>
&#x017F;tille er&#x017F;tmals meine meinungen ob einem gna&#x0364;dig&#x017F;ten beruff folgen mo&#x0364;chte/ verneh-<lb/>
men la&#x017F;&#x017F;en. Aber nach abermaligen abgang des &#x017F;el. Herrn Prop&#x017F;t Teu&#x0364;bers wur-<lb/>
de vo&#xA75B; drey vi&#xA75B;tel jahren der gna&#x0364;dig&#x017F;te antrag &#x017F;olcher &#x017F;telle wiederhohlet. Jnde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
&#x017F;chiene immer/ der HERR wu&#x0364;rde nichts draus werden la&#x017F;&#x017F;en/ weil ich aus einer ge-<lb/>
wiß go&#x0364;ttlichen <hi rendition="#aq">vocation</hi> eignen willens außzugehen mir allezeit ein gewi&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
macht/ hingegen ohne gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">re&#x017F;olution</hi> von meine&#xA75B; &#x017F;eiten zugeben zu einer <hi rendition="#aq">vo-<lb/>
cation</hi> zugelangen nicht wol hoffnung gefa&#x017F;t werden ko&#x0364;nte. Es wu&#x017F;te es aber<lb/>
doch die go&#x0364;ttliche weißheit/ nachdem &#x017F;ie es einmal be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en/ al&#x017F;o zu regieren/ daß<lb/>
es ju&#x0364;ng&#x017F;thin ohne mein gering&#x017F;tes zuthun unter bey den Durchlauchtig&#x017F;ten Chur-<lb/>
fu&#x0364;r&#x017F;ten/ u&#x0364;ber mich zur richtigkeit gekommen/ und ich der&#x017F;elben werthen kirchen ge-<lb/>
widmet habe werden &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>Wie ich mich nun der gewißheit go&#x0364;ttlichen ruffs daraus &#x017F;o vielmehr ver&#x017F;ichere/<lb/>
weilen ich das gering&#x017F;te darzu von meiner &#x017F;eiten nicht <hi rendition="#aq">contribuiret,</hi> &#x017F;ondern mich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bloß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[854/0872] Das ſechſte Capitel. tzen hochpreißlichen Collegio, ſo wol wie ich die ſache bey mir nach ferner uͤberle- gung befunden/ zuwiſſen/ als auch ſolches ſchrifftlich zu haben/ angenehm ſeyen moͤchte/ habe ich nicht nur mich erkuͤhnen wollen/ ſondern ſelbs meine unterthaͤnig- keit und gehorſamen ſchuldigkeit erachtet/ mit dieſen zeilen meiner vorige einigemal muͤndlich gethane reſolution, weilen nicht dieſelbe zuaͤndern vermag/ zu wieder- hohlen/ das gantze geſchaͤffte aber/ dabey nichts mehr weiter zu thun vermag/ em- pfehle ich in demuth und kindlicher gelaſſenheit und hertzlichem gebet dem HErrn alleꝛ Herrn und oberſten Biſchoff aller ſeiner diener/ ihn anflehende Seiner Churf. Durchl. und alle dero hohe Miniſtros auch in dieſer wichtigen angelegenheit alſo zu regieren/ daß ſein rath und reich am beſten befordert/ und aller verletzung der ge- wiſſen abgewendet/ hingegen ſegen uͤber kirche und lande gezogen werde. Wor- mit auch ſolcher heiligen regierung GOttes ſo dann theuren ſegen derſelben hohe perſonen und haͤuſer ſchließl. empfehlende verbleibe u.ſ.w. 14. Mart. 1691. SECTIO III. Nacherhaltener Churfuͤrſtlicher vocation ſchreiben das Miniſterium in Berlin/ meine kuͤnfftige Collegas. ES kan denſelben nicht verborgen ſeyn/ daß der Durchlauchtigſte Churfuͤrſt zu Brandenburg ꝛc.ꝛc. vor einigen wochen mich wie zu ſeinem Rath in dem Conſiſtorio, als auch zu der Propſtey und der Inſpection der kirchen zu S. Nicolai in dero ſtatt beruffen habe. Nun ſind zwar bereits 2. jahr/ daß nach dem todte des ſel. Herrn Propſt Schraders Seiner Churfuͤrſtl. Durchl. in der ſtille erſtmals meine meinungen ob einem gnaͤdigſten beruff folgen moͤchte/ verneh- men laſſen. Aber nach abermaligen abgang des ſel. Herrn Propſt Teuͤbers wur- de voꝛ drey viꝛtel jahren der gnaͤdigſte antrag ſolcher ſtelle wiederhohlet. Jndeſſen ſchiene immer/ der HERR wuͤrde nichts draus werden laſſen/ weil ich aus einer ge- wiß goͤttlichen vocation eignen willens außzugehen mir allezeit ein gewiſſen ge- macht/ hingegen ohne gewiſſe reſolution von meineꝛ ſeiten zugeben zu einer vo- cation zugelangen nicht wol hoffnung gefaſt werden koͤnte. Es wuſte es aber doch die goͤttliche weißheit/ nachdem ſie es einmal beſchloſſen/ alſo zu regieren/ daß es juͤngſthin ohne mein geringſtes zuthun unter bey den Durchlauchtigſten Chur- fuͤrſten/ uͤber mich zur richtigkeit gekommen/ und ich derſelben werthen kirchen ge- widmet habe werden ſollen. Wie ich mich nun der gewißheit goͤttlichen ruffs daraus ſo vielmehr verſichere/ weilen ich das geringſte darzu von meiner ſeiten nicht contribuiret, ſondern mich bloß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/872
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/872>, abgerufen am 22.12.2024.