Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. II. SECTIO XXXVII. stehet/ sondern sein lebenlang allein an einem unfruchtbaren müßigen buchstäbli-chen wissen kleben geblieben ist/ aber die krafft des Geistes immer in sich gehindert hat/ vernehmen und begreiffen können die krafft GOTTES/ wo er den seini- gen ein neues hertz und einen neuen sinn schencket/ das fleischerne hertz ihnen gibet/ und hin hingegen das steinerne von ihnen nimmet: von welcherley ein solcher mensch wol mag offt gehöret/ gelesen/ auch wol geredet haben/ da er doch die sache selbs niemal warhafftig eingesehen hat. Jndessen ists/ wie oben gesprochen/ recht erschrecklich/ GOTTES werck SECTIO XXXIIX. Klage des verderbens/ daß das Christenthum Die
ARTIC. II. SECTIO XXXVII. ſtehet/ ſondern ſein lebenlang allein an einem unfruchtbaren muͤßigen buchſtaͤbli-chen wiſſen kleben geblieben iſt/ aber die krafft des Geiſtes immer in ſich gehindert hat/ vernehmen und begreiffen koͤnnen die krafft GOTTES/ wo er den ſeini- gen ein neues hertz und einen neuen ſinn ſchencket/ das fleiſcherne hertz ihnen gibet/ und hin hingegen das ſteinerne von ihnen nimmet: von welcherley ein ſolcher menſch wol mag offt gehoͤret/ geleſen/ auch wol geredet haben/ da er doch die ſache ſelbs niemal warhafftig eingeſehen hat. Jndeſſen iſts/ wie oben geſprochen/ recht erſchrecklich/ GOTTES werck SECTIO XXXIIX. Klage des verderbens/ daß das Chriſtenthum Die
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ARTIC. II. SECTIO XXXVII.
ſtehet/ ſondern ſein lebenlang allein an einem unfruchtbaren muͤßigen buchſtaͤbli-
chen wiſſen kleben geblieben iſt/ aber die krafft des Geiſtes immer in ſich gehindert
hat/ vernehmen und begreiffen koͤnnen die krafft GOTTES/ wo er den ſeini-
gen ein neues hertz und einen neuen ſinn ſchencket/ das fleiſcherne hertz ihnen gibet/
und hin hingegen das ſteinerne von ihnen nimmet: von welcherley ein ſolcher menſch
wol mag offt gehoͤret/ geleſen/ auch wol geredet haben/ da er doch die ſache ſelbs
niemal warhafftig eingeſehen hat.
Jndeſſen iſts/ wie oben geſprochen/ recht erſchrecklich/ GOTTES werck
zu zauber- und alſo teuffels-weꝛck machen. Als dorten unſer Heyland einen teuf-
fel durch den finger GTTTES aus getrieben/ und ſeine feinde ihn beſchuldiget/
er thue ſolches durch Beelzebub/ der teuffel Obriſten/ zeiget er an/ dieſes ſeye eine
laͤſterung in dem heiligen Geiſt/ die ihnen nimmermehr vergeben werden ſolte. Der
gleichen will ich zwar von dieſer art laͤſterern nicht ſagen/ in dem ich in ihr hertz nicht
ſehen kan/ aber die ſache ſelbs anlangend/ kommt dieſe ſuͤnde/ des heiligen Geiſtes
werck dem zauber-geiſt zuzuſchreiben/ mit jener ſehr uͤberein. Uns kommet al-
ſo zu/ daß wir/ wo wiꝛ in der forcht des HERRN ihm treulich zu dienen vorge-
nommen haben/ auff ſolchem wege ernſtlich fortfahren/ darbey vorſichtig wand-
len/ daß wir uns weder mit einigem aberglauben oder gemeinſchafft eines irthums
ſelbs hindernuͤß ſetzen/ und dem jenigen welche gern gelegenheit zu laͤſtern ſuchen/
dieſelbe geben/ vielmehr bey der reinen warheit der Gottſeligkeit/ und bey deꝛ
Gottſeligkeit der reinen wahrheit feſt anhangen/ von der welt und dero laͤſterun-
gen uns nicht muͤde machen laſſen/ hertzlich abeꝛ vor die jenige beten/ ſo uns um
des guten willen zu wider ſind/ daß der liebſte Vater im himmel ſich ihrer erbar-
me/ und ihnen die augen oͤffne/ zu ſehen wie gefaͤhrlich ſie ſich ſelbs/ wider den
ſtachel leckende verwunden/ ob ſie endlich ſelbs/ daß jenige/ dem ſie zu wider gewe-
ſen/ nach dem ſie es erkant/ kuͤnfftig befordern/ oder der HERR ihnen die haͤn-
de binde/ ſich nicht weiter mehr zu verſundigen. Wo wir auff dieſem wege fort-
fahren/ ſo wird uns wol ſeyen/ und endlich jenes Apoſtoliſche erfuͤllet werden:
Selig iſt der mann/ der die anfechtung erduldet denn nach dem er bewaͤb-
ret iſt/ wird er die crone des lebens empfahen/ welche GOTT verheiſſen
hat/ denen die ihn liebhaben ꝛc. 1690. 20. Sept.
SECTIO XXXIIX.
Klage des verderbens/ daß das Chriſtenthum
noch nicht gnugſam aufgerichtet. Woran es mangelt.
Der ſchade davon. Unſre pflicht und
troſt.
Die
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