Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. II. SECTIO XXXI. zeit wäre/ da bekanntlich eine mehrere begierde bey so vielen entstehet/ sich in ih-rem Christenthum besser als vormahlen zu üben/ einigen oder etzlichen Predigern/ welche zeit/ prudenz und zuneigung dazu hätten/ auffzutragen/ daß sie derglei- chen übungen auff art und weise/ welche denselben vorgeschrieben werden möchte/ würcklich anstelleten/ damit die leute nicht in die gedancken kommen/ man verlan- ge hohen orts nicht alles zu thun/ was ihr ewiges heyl mehr befordern könte/ son- dern daß sie vielmehr sehen/ was vorhin gegen die vorige Collegia gethan worden seye nicht geschehen zu dämpffung des guten/ sondern dessen übung allein in die rechte und sicherste ordnung zu bringen. Jch sehe auch nicht/ wie einiger abu- sus der inseparabel wäre/ und nicht prudenter vorgebauet/ oder stracks abge- lehnet werden könte/ da gegen angeführet werden könte. Daher eine blosse forcht/ der erhaltung eines starck einleuchtenden guten mit recht nicht gleich wichtig gehal- ten werden mag. 6. Wann dann alles solches durch GOttes gnad völlig zu stand und in ord- Die- Jiiii 2
ARTIC. II. SECTIO XXXI. zeit waͤre/ da bekanntlich eine mehrere begierde bey ſo vielen entſtehet/ ſich in ih-rem Chꝛiſtenthum beſſer als vormahlen zu uͤben/ einigen oder etzlichen Predigern/ welche zeit/ prudenz und zuneigung dazu haͤtten/ auffzutragen/ daß ſie derglei- chen uͤbungen auff art und weiſe/ welche denſelben vorgeſchrieben weꝛden moͤchte/ wuͤrcklich anſtelleten/ damit die leute nicht in die gedancken kommen/ man verlan- ge hohen orts nicht alles zu thun/ was ihr ewiges heyl mehr befordern koͤnte/ ſon- dern daß ſie vielmehr ſehen/ was vorhin gegen die vorige Collegia gethan worden ſeye nicht geſchehen zu daͤmpffung des guten/ ſondern deſſen uͤbung allein in die rechte und ſicherſte ordnung zu bringen. Jch ſehe auch nicht/ wie einiger abu- ſus der inſeparabel waͤre/ und nicht prudenter vorgebauet/ oder ſtracks abge- lehnet werden koͤnte/ da gegen angefuͤhret werden koͤnte. Daher eine bloſſe forcht/ der erhaltung eines ſtarck einleuchtenden guten mit recht nicht gleich wichtig gehal- ten werden mag. 6. Wann dann alles ſolches duꝛch GOttes gnad voͤllig zu ſtand und in ord- Die- Jiiii 2
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ARTIC. II. SECTIO XXXI.
zeit waͤre/ da bekanntlich eine mehrere begierde bey ſo vielen entſtehet/ ſich in ih-
rem Chꝛiſtenthum beſſer als vormahlen zu uͤben/ einigen oder etzlichen Predigern/
welche zeit/ prudenz und zuneigung dazu haͤtten/ auffzutragen/ daß ſie derglei-
chen uͤbungen auff art und weiſe/ welche denſelben vorgeſchrieben weꝛden moͤchte/
wuͤrcklich anſtelleten/ damit die leute nicht in die gedancken kommen/ man verlan-
ge hohen orts nicht alles zu thun/ was ihr ewiges heyl mehr befordern koͤnte/ ſon-
dern daß ſie vielmehr ſehen/ was vorhin gegen die vorige Collegia gethan worden
ſeye nicht geſchehen zu daͤmpffung des guten/ ſondern deſſen uͤbung allein in die
rechte und ſicherſte ordnung zu bringen. Jch ſehe auch nicht/ wie einiger abu-
ſus der inſeparabel waͤre/ und nicht prudenter vorgebauet/ oder ſtracks abge-
lehnet werden koͤnte/ da gegen angefuͤhret werden koͤnte. Daher eine bloſſe forcht/
der erhaltung eines ſtarck einleuchtenden guten mit recht nicht gleich wichtig gehal-
ten werden mag.
6. Wann dann alles ſolches duꝛch GOttes gnad voͤllig zu ſtand und in ord-
nung gebracht waͤre/ ſolte an ſtatt der Act. Vol. ☾ f. 89. vorgeſchlagenen predigt/
nicht undienſam ſeyen/ daß/ wie vor einigen jahren die Univerſitaͤt Jena ſich pu-
blice purgiret hat/ als ein geſchrey von einer daſelbs neu entſtandenen ſecte der
gewiſſener entſtanden war/ u. deſſen ungrund von ihnen dargethan worden iſt/ alſo
durch einen offenlichen anſchlag unter E. Churf. Durchl. autoritaͤt auch bezeuget
wuͤrde/ wie unguͤtlich dero unſchuldige Univerſitaͤt Leipzig/ ob haͤtte daſelbs eine neue
ſecte ſich entſponnen/ hin und wieder diffamiret worden/ wie die ſache auffs ge-
naueſte unterſucht/ des ausgeſprengten nichts gefunden/ einigen bemerckten ge-
ringen unordnungen abgeholffen/ und alles in ſolche verfaſſung/ daß weder dem
ſtudio pietatis einige hinderung gemacht/ nach dem vorwand deſſelben eine ge-
legenheit ſchaden zu thun gelaſſen wuͤrde/ gebracht worden ſeye. Wo etwa auch
unmaßgeblich etliches von gewiſſen anſtalten/ dero kundmachung bey andern vor
nuͤtzlich erachtet wuͤrde/ den nahmen des pietismi oder der pietiſten nicht weiter
mehr hoͤren zu laſſen. So moͤchte auch deꝛgleichen in ausdruͤcklichen predigten
der gemeinde wiſſend gemacht/ und ſie von dem mißverſtand von einer ſeiten eines
haſſes gegen unſchuldige leute/ von der andern ſeite der ſorge/ daß man das gute
ſelbs hindern wolle/ durch Chriſtkluge information befreyet werden. Jndeſſen
aber wuͤꝛde zum allerfoͤrderſten wol die hoͤchſte nothdurfft erfordern/ daß Ew.
Churfuͤrſtl. Durchl. hier/ in Leipzig/ in Wittenberg/ und an allen orten ernſtli-
che inhibition thaͤten/ daß ehe alles ausgemacht/ auff den cantzeln/ wie mit be-
truͤbnuͤß und aͤrgernuͤß vieler Chriſtlichen hertzen bißher geſchehen iſt/ von der glei-
chen unerfindlichen und aufs wenigſte noch unerwieſenen dingen nicht gepredigt/
das falſche geruͤcht geſtaͤrckt/ und die beylegung des gantzen wercks ſchwerer ge-
macht wuͤrde.
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