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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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DISTINCTIO II. SECTIO XXXI.
die unordnungen gesucht werden müsten (1.) in M. Francken collegiis, (2) in M.
Schaden und anderer magistrorum collegiis, und (3) in denen angegebenen an-
derer leute zusammenkunfften. M. Francken nun (1.) betreffend/ dessen gründli-
che erudition, exemplarisches leben und redlicher eiffer vor Gottes ehre nicht nur
mir bekant/ sondern auch von niemand mit grund bestritten werden kan/ welcher
sich auch rechenschafft seiner lehr und thuns zu geben niemal beschwehret/ sondern
vielmehr selbst gehöret zu werden unterschiedlich verlanget/ und sich auf die libros
symbolicos
bezogen hat/ so mag mit recht wegen seiner collegiorum, welche er
gehalten/ nichts gefährliches aus denselben gezogen werden. Daß in denselben
nichts wider unsre lehr und orthodoxiam vorgebracht worden/ ist aus den zeug-
nüssen so vieler abgehörten personen/ und darüber eingeschickten inqvisitions actis
Vol. Sun
bekant/ und ob wol M. Fonne, nach dem er in seinen depositionibus so viel-
mal auf offenbaren falsis ergriffen worden/ (als da nach seiner deposition mein
famulus soll collegia gehalten haben Vol. Act. Sun f. 28. 31. da ich gleichwol/ ehe ich
hieher gekommen/ niemal einigen famulum gehabt/ der einige aber/ welchen ich
hier angenommen/ seiter zwey jahr/ da ich ohn eins letzte mal in Leipzig war/ solche
stadt nicht gesehen/ und also keine collegia kan daselbst gehalten haben/ item da
M. Franck auf dem felde solle gepredigt haben ibid. f. 40. b. 53. b.) sich noch hier in
dieser stadt privatim also verlauten hat lassen/ ob wäre mit solcher inqvisition
und actis nicht recht verfahren worden/ hoffe ich nicht/ daß einem solchen menschen/
der vorher seinen glauben billich verlohren/ und sich sehr verdächtig machet/ einer
der vornehmsten urheber zu sein der bößlich ausgesprengeten vielen lästerungen/ ge-
gen die fidem publicam der jenigen inqvisition die unter dem directorio des re-
ctoris Theologi
(und da D. Carpzovius Theologus meistens dabey gesessen)
verrichtet/ und die acta verfertigt worden/ das geringste gehör zu geben seye/ son-
dern die universität ursach hätte/ solches gegen den verleumder/ so damit seine of-
fenbarte falsa beschöhnen wollen/ zu ahnden. Was aber belangt das jus derglei-
chen collegia zu halten/ so ist nicht nur aus den actis zu sehen/ daß biß dahin ma-
gistri
ohne hinderuiß gepflegt collegia philologica zu halten/ darüber sie den
Decanum Theologiae nicht begrüssen (darüber sich zwar Facultas Theologica
Vol. Act. Sun f. 81. b.
beschwehret/ es aber als etwas schon eine weil eingerissenes be-
klagt) weswegen M. Francke sich der so viel ihm bekant war nicht bestrittenen
freyheit auch gebrauchet hat. Ob dann nun wol zwischen beyden/ der Theolo-
gica
und philosophica, facultate über solches jus streit ist/ den ich hier nicht de-
cidire,
ists genug/ daß damal dergleichen mehrfältig geschehen/ und er also nicht
mala fide die permission der Facult. theologicae zu suchen unterlassen/ vielmehr
aus seinem mir sonsten bekandten gemüth/ da er dergleichen nöthig zu seyn gewust/
oder von iemand er[i]nnert wäre worden/ er die ehr seinen praeceptoribus willig
würde gegeben haben: so zeiget auch die art seiner collegien, wie sie selbst von
der Facultät Theologie angeführet wird/ Act. Vol. Sun f. 4. b. daß er das

jenige

DISTINCTIO II. SECTIO XXXI.
die unordnungen geſucht werden muͤſten (1.) in M. Francken collegiis, (2) in M.
Schaden und anderer magiſtrorum collegiis, und (3) in denen angegebenen an-
derer leute zuſammenkunfften. M. Francken nun (1.) betreffend/ deſſen gruͤndli-
che erudition, exemplariſches leben und redlicher eiffer vor Gottes ehre nicht nur
mir bekant/ ſondern auch von niemand mit grund beſtritten werden kan/ welcher
ſich auch rechenſchafft ſeiner lehr und thuns zu geben niemal beſchwehret/ ſondern
vielmehr ſelbſt gehoͤret zu werden unterſchiedlich verlanget/ und ſich auf die libros
ſymbolicos
bezogen hat/ ſo mag mit recht wegen ſeiner collegiorum, welche er
gehalten/ nichts gefaͤhrliches aus denſelben gezogen werden. Daß in denſelben
nichts wider unſre lehr und orthodoxiam vorgebracht worden/ iſt aus den zeug-
nuͤſſen ſo vieler abgehoͤrten perſonen/ und daruͤber eingeſchickten inqviſitions actis
Vol. ☉
bekant/ und ob wol M. Fonne, nach dem er in ſeinen depoſitionibus ſo viel-
mal auf offenbaren falſis ergriffen worden/ (als da nach ſeiner depoſition mein
famulus ſoll collegia gehalten haben Vol. Act. ☉ f. 28. 31. da ich gleichwol/ ehe ich
hieher gekommen/ niemal einigen famulum gehabt/ der einige aber/ welchen ich
hier angenommen/ ſeiter zwey jahr/ da ich ohn eins letzte mal in Leipzig war/ ſolche
ſtadt nicht geſehen/ und alſo keine collegia kan daſelbſt gehalten haben/ item da
M. Franck auf dem felde ſolle gepredigt haben ibid. f. 40. b. 53. b.) ſich noch hier in
dieſer ſtadt privatim alſo verlauten hat laſſen/ ob waͤre mit ſolcher inqviſition
und actis nicht recht verfahren worden/ hoffe ich nicht/ daß einem ſolchen menſchen/
der vorher ſeinen glauben billich verlohren/ und ſich ſehr verdaͤchtig machet/ einer
der vornehmſten urheber zu ſein der boͤßlich ausgeſprengeten vielen laͤſterungen/ ge-
gen die fidem publicam der jenigen inqviſition die unter dem directorio des re-
ctoris Theologi
(und da D. Carpzovius Theologus meiſtens dabey geſeſſen)
verrichtet/ und die acta verfertigt worden/ das geringſte gehoͤr zu geben ſeye/ ſon-
dern die univerſitaͤt urſach haͤtte/ ſolches gegen den verleumder/ ſo damit ſeine of-
fenbarte falſa beſchoͤhnen wollen/ zu ahnden. Was aber belangt das jus derglei-
chen collegia zu halten/ ſo iſt nicht nur aus den actis zu ſehen/ daß biß dahin ma-
giſtri
ohne hinderuiß gepflegt collegia philologica zu halten/ daruͤber ſie den
Decanum Theologiæ nicht begruͤſſen (daruͤber ſich zwar Facultas Theologica
Vol. Act. ☉ f. 81. b.
beſchwehret/ es aber als etwas ſchon eine weil eingeriſſenes be-
klagt) weswegen M. Francke ſich der ſo viel ihm bekant war nicht beſtrittenen
freyheit auch gebrauchet hat. Ob dann nun wol zwiſchen beyden/ der Theolo-
gica
und philoſophica, facultate uͤber ſolches jus ſtreit iſt/ den ich hier nicht de-
cidire,
iſts genug/ daß damal dergleichen mehrfaͤltig geſchehen/ und er alſo nicht
mala fide die permisſion der Facult. theologicæ zu ſuchen unterlaſſen/ vielmehr
aus ſeinem mir ſonſten bekandten gemuͤth/ da er dergleichen noͤthig zu ſeyn gewuſt/
oder von iemand er[i]nnert waͤre worden/ er die ehr ſeinen præceptoribus willig
wuͤrde gegeben haben: ſo zeiget auch die art ſeiner collegien, wie ſie ſelbſt von
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[783/0801] DISTINCTIO II. SECTIO XXXI. die unordnungen geſucht werden muͤſten (1.) in M. Francken collegiis, (2) in M. Schaden und anderer magiſtrorum collegiis, und (3) in denen angegebenen an- derer leute zuſammenkunfften. M. Francken nun (1.) betreffend/ deſſen gruͤndli- che erudition, exemplariſches leben und redlicher eiffer vor Gottes ehre nicht nur mir bekant/ ſondern auch von niemand mit grund beſtritten werden kan/ welcher ſich auch rechenſchafft ſeiner lehr und thuns zu geben niemal beſchwehret/ ſondern vielmehr ſelbſt gehoͤret zu werden unterſchiedlich verlanget/ und ſich auf die libros ſymbolicos bezogen hat/ ſo mag mit recht wegen ſeiner collegiorum, welche er gehalten/ nichts gefaͤhrliches aus denſelben gezogen werden. Daß in denſelben nichts wider unſre lehr und orthodoxiam vorgebracht worden/ iſt aus den zeug- nuͤſſen ſo vieler abgehoͤrten perſonen/ und daruͤber eingeſchickten inqviſitions actis Vol. ☉ bekant/ und ob wol M. Fonne, nach dem er in ſeinen depoſitionibus ſo viel- mal auf offenbaren falſis ergriffen worden/ (als da nach ſeiner depoſition mein famulus ſoll collegia gehalten haben Vol. Act. ☉ f. 28. 31. da ich gleichwol/ ehe ich hieher gekommen/ niemal einigen famulum gehabt/ der einige aber/ welchen ich hier angenommen/ ſeiter zwey jahr/ da ich ohn eins letzte mal in Leipzig war/ ſolche ſtadt nicht geſehen/ und alſo keine collegia kan daſelbſt gehalten haben/ item da M. Franck auf dem felde ſolle gepredigt haben ibid. f. 40. b. 53. b.) ſich noch hier in dieſer ſtadt privatim alſo verlauten hat laſſen/ ob waͤre mit ſolcher inqviſition und actis nicht recht verfahren worden/ hoffe ich nicht/ daß einem ſolchen menſchen/ der vorher ſeinen glauben billich verlohren/ und ſich ſehr verdaͤchtig machet/ einer der vornehmſten urheber zu ſein der boͤßlich ausgeſprengeten vielen laͤſterungen/ ge- gen die fidem publicam der jenigen inqviſition die unter dem directorio des re- ctoris Theologi (und da D. Carpzovius Theologus meiſtens dabey geſeſſen) verrichtet/ und die acta verfertigt worden/ das geringſte gehoͤr zu geben ſeye/ ſon- dern die univerſitaͤt urſach haͤtte/ ſolches gegen den verleumder/ ſo damit ſeine of- fenbarte falſa beſchoͤhnen wollen/ zu anden. Was aber belangt das jus derglei- chen collegia zu halten/ ſo iſt nicht nur aus den actis zu ſehen/ daß biß dahin ma- giſtri ohne hinderuiß gepflegt collegia philologica zu halten/ daruͤber ſie den Decanum Theologiæ nicht begruͤſſen (daruͤber ſich zwar Facultas Theologica Vol. Act. ☉ f. 81. b. beſchwehret/ es aber als etwas ſchon eine weil eingeriſſenes be- klagt) weswegen M. Francke ſich der ſo viel ihm bekant war nicht beſtrittenen freyheit auch gebrauchet hat. Ob dann nun wol zwiſchen beyden/ der Theolo- gica und philoſophica, facultate uͤber ſolches jus ſtreit iſt/ den ich hier nicht de- cidire, iſts genug/ daß damal dergleichen mehrfaͤltig geſchehen/ und er alſo nicht mala fide die permisſion der Facult. theologicæ zu ſuchen unterlaſſen/ vielmehr aus ſeinem mir ſonſten bekandten gemuͤth/ da er dergleichen noͤthig zu ſeyn gewuſt/ oder von iemand erinnert waͤre worden/ er die ehr ſeinen præceptoribus willig wuͤrde gegeben haben: ſo zeiget auch die art ſeiner collegien, wie ſie ſelbſt von der Facultaͤt Theologie angefuͤhret wird/ Act. Vol. ☉ f. 4. b. daß er das jenige

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 783. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/801>, abgerufen am 22.11.2024.