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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
bola ihre hauptlehren/ vornehmlich da sie sich von andern unterscheidet/ zu setzen
pfleget.

Dieses einige möchte einen ziemlichen scrupul erregen/ wann es gleichwol heis-
set/ daß sie einen besondern nahmen trügen/ und also deswegen auch vor eine be-
sondere secte zu halten wäre. Nun ists nicht ohn/ wo sie sich einen solchen son-
derbaren nahmen gegeben hätten/ und sich damit selbst von andern unterscheiden
wolten/ würde sie solches nicht wenig graviren. Aber wie der nahme der Pieti-
sten
bereits vor mehrern jahren in Ober-teutschland von spöttern ist andern christ-
lichen leuten gegeben worden (daß ich auch selbst eines christlichen Theologi tra-
ct
ätlein/ so er damal zur vertherdigung gegen die lästerung wider solche leute/ so
damal also genennet wurden/ heraus geben wolte/ ich aber die edition nicht rath-
sam gehalten/ in händen habe) also ist er weder vor diese leute als eine sondere se-
ct
e neu erfunden/ noch viel weniger von ihnen selbst genommen worden. Wie
dann so wol die universität als Theologische facultät zu Leipzig bekennen/ Act.
Vol. Sun f. 81. b. 100. a. f. 10. b.
daß von andern zum spott solcher nahme diesen leu-
ten gegeben worden. So gar daß auch M. Fonne, so unter den zeugen in allen stü-
cken ein erbittertes gemüth gegen die leute angezeiget/ dannoch auch den nahmen
nicht anders getraut herzu führen/ als daß ihnen derselbe/ weil sie pietatem colir-
t
en/ per calumniam beygeleget worden seye. Act. Vol. Sun f. 25. Wo dann iemand
imprudenter sich denselben selbst nachmal zugeeignet/ kan solches andere nicht
beschwehren/ und mag allein zu dem ende geschehen seyn/ daß man sich endlich der-
gleichen nahmens/ wo man gottselige personen damit zu schmähen gedächte/ weil
er an sich selbst gut wäre/ zuschämen nicht ursach hätte. Wie nachmal die ursach
dessen von der Theologischen Facultät Vol. Act. f. 42. b. daher angeführet
wird/ weil sie in ihren neuen und sonst ungewöhnlichen conventen von nichts als
von der pietet redeten. Da ie die ursach der benennung von ihrer seit/ zu praescin-
dir
en von der art der convente/ nichts in sich fast/ wessen man sich zu schämen hät-
te. Zwar möchte man zu behauptung/ daß es gleich eine secte seyn möchte/ nach
Act. Vol. f. 34. einen unterscheid machen/ inter errores formaliter & aperte
propositos & semina errorum tecte & clanculum dispersa,
da M. Franck jener
noch nicht ex actis überführet seye/ diese aber nicht unbillich besorget würden:
Aber er ist gleichwol daselbst dessen nicht überwiesen/ indem derselbe von der im-
pletione legis
nichts anders/ wie gerad vorher auch erinnert worden/ gelehret/ als
was expressis terminis in den libris symbolicis stehet. So nun auf den jenigen/
welcher des pietismi urheber angesehen wird/ keine irrige lehr mit bestand ge-
bracht werden kan/ als welches aus den acten kündig/ so wird auch so viel weni-
ger dergleichen von den übrigen zu vermuthen seyn. Weilen aber andere unordnun-
gen daraus entstanden zu seyn vorgegeben worden/ und ich nicht eben läugnen wil/
daß nicht einiges anders und ordentlicher geschehen/ theils auch verhütet werden
können und sollen/ so ist auch alles solches aus dem grund zu untersuchen/ indem

die

Das ſechſte Capitel.
bola ihre hauptlehren/ vornehmlich da ſie ſich von andern unterſcheidet/ zu ſetzen
pfleget.

Dieſes einige moͤchte einen ziemlichen ſcrupul erregen/ wann es gleichwol heiſ-
ſet/ daß ſie einen beſondern nahmen truͤgen/ und alſo deswegen auch vor eine be-
ſondere ſecte zu halten waͤre. Nun iſts nicht ohn/ wo ſie ſich einen ſolchen ſon-
derbaren nahmen gegeben haͤtten/ und ſich damit ſelbſt von andern unterſcheiden
wolten/ wuͤrde ſie ſolches nicht wenig graviren. Aber wie der nahme der Pieti-
ſten
bereits vor mehrern jahren in Ober-teutſchland von ſpoͤttern iſt andern chriſt-
lichen leuten gegeben worden (daß ich auch ſelbſt eines chriſtlichen Theologi tra-
ct
aͤtlein/ ſo er damal zur vertherdigung gegen die laͤſterung wider ſolche leute/ ſo
damal alſo genennet wurden/ heraus geben wolte/ ich aber die edition nicht rath-
ſam gehalten/ in haͤnden habe) alſo iſt er weder vor dieſe leute als eine ſondere ſe-
ct
e neu erfunden/ noch viel weniger von ihnen ſelbſt genommen worden. Wie
dann ſo wol die univerſitaͤt als Theologiſche facultaͤt zu Leipzig bekennen/ Act.
Vol. ☉ f. 81. b. 100. a. ☾ f. 10. b.
daß von andern zum ſpott ſolcher nahme dieſen leu-
ten gegeben worden. So gar daß auch M. Fonne, ſo unter den zeugen in allen ſtuͤ-
cken ein erbittertes gemuͤth gegen die leute angezeiget/ dannoch auch den nahmen
nicht anders getraut herzu fuͤhren/ als daß ihnen derſelbe/ weil ſie pietatem colir-
t
en/ per calumniam beygeleget worden ſeye. Act. Vol. ☉ f. 25. Wo dann iemand
imprudenter ſich denſelben ſelbſt nachmal zugeeignet/ kan ſolches andere nicht
beſchwehren/ und mag allein zu dem ende geſchehen ſeyn/ daß man ſich endlich der-
gleichen nahmens/ wo man gottſelige perſonen damit zu ſchmaͤhen gedaͤchte/ weil
er an ſich ſelbſt gut waͤre/ zuſchaͤmen nicht urſach haͤtte. Wie nachmal die urſach
deſſen von der Theologiſchen Facultaͤt Vol. Act. ☾ f. 42. b. daher angefuͤhret
wird/ weil ſie in ihren neuen und ſonſt ungewoͤhnlichen conventen von nichts als
von der pietet redeten. Da ie die urſach der benennung von ihrer ſeit/ zu præſcin-
dir
en von der art der convente/ nichts in ſich faſt/ weſſen man ſich zu ſchaͤmen haͤt-
te. Zwar moͤchte man zu behauptung/ daß es gleich eine ſecte ſeyn moͤchte/ nach
Act. Vol. ☾ f. 34. einen unterſcheid machen/ inter errores formaliter & aperte
propoſitos & ſemina errorum tecte & clanculum diſperſa,
da M. Franck jener
noch nicht ex actis uͤberfuͤhret ſeye/ dieſe aber nicht unbillich beſorget wuͤrden:
Aber er iſt gleichwol daſelbſt deſſen nicht uͤberwieſen/ indem derſelbe von der im-
pletione legis
nichts anders/ wie gerad vorher auch erinnert worden/ gelehret/ als
was expresſis terminis in den libris ſymbolicis ſtehet. So nun auf den jenigen/
welcher des pietismi urheber angeſehen wird/ keine irrige lehr mit beſtand ge-
bracht werden kan/ als welches aus den acten kuͤndig/ ſo wird auch ſo viel weni-
ger dergleichen von den uͤbrigen zu vermuthen ſeyn. Weilen aber andere unordnun-
gen daraus entſtanden zu ſeyn vorgegeben worden/ und ich nicht eben laͤugnen wil/
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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 782. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/800>, abgerufen am 26.11.2024.