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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.

Der HErr HErr/ dessen wort es ist/ mit dem wir vor der gemeinde allezeit
umgehen sollen/ lasse dasselbe ie länger ie reichlich er unter uns wohnen in aller
weißheit: er befördere auch alle die jenige mittel/ wie er nach seinen rath iedes orts
und zu ieder zeit/ dieses oder jenes zu der erbauung am diensamsten erkennet/ damit
lehrende und lernende nichts dessen unterlassen/ was beyderseits pflichten hierinnen
erfordern. Er gebrauche auch meinen hochgeehrten Herrn ferner zu einem theu-
ren und kräfftigen werckzeug seiner gnaden/ segne alle zu seinen ehren diensame ar-
beit/ und weise ihm selbst/ worinnen seine gaben am fruchtbarlichsten angewen-
det werden können. Womit der ewigen liebe und versorgung unsers himmlischen
Vaters treulich erlassende verbleibe. u. s. w. 13. Febr. 1689.

SECTIO XXIV.

An einen christlichen Edelmann aufmun-
terung und wunsch.

DEm Herrn Herrn sage ich demütigen danck/ der nechst andern seinen kin-
dern auch dessen liebe person/ aus dem stande derer/ welche sonsten vor an-
dern fast mehrere hindernissen des wahren Christenthums haben/ dadurch
aber die meiste sich von dessen ernstlicher führung abhalten lassen/ kräfftiglich be-
ruffen/ und von der welt zu sich gezogen/ mir aber auch eine sonderbahre freude
darüber durch seine güte erwecket hat. Wie dann uns Christen allen/ so viel mehr
denen/ die der HErr zu seiner gemeinde dienern verordnet hat/ zukommet/ daß
wir unsre gröste freude darinnen suchen und erkennen/ wo wir von wachsthum
des reichs Gottes/ und wie so wol die zahl der rechtschaffnen kinder Gottes/ als in
denselben die krafft seines Geistes/ zunehme/ hören und vernehmen können; indem
wir darinnen stets die erfüllung und erhörung der uns nothwendigsten und an sich
würdigsten ersten bitten des vater unsers erkennen mögen/ und iedesmal ursach
haben/ den himmlischen Vater/ so offt er uns etwas dessen zu gesicht oder gehör
kommen lässet/ davor demüthigsten danck zu sagen/ und uns stets daraus zu trö-
sten/ daß der HErr sein angesicht noch nicht gantz von uns gewendet habe/ oder
uns als ein born worden seye/ welcher gar nicht qvellen wolle/ wie es so offt das
ansehen gewinnet/ wo man das allgemeine verderben vor augen sihet/ und immer
mit David zu seufftzen ursach findet: Hilff Herr die heiligen haben abgenommen/
u. der gläubigen ist wenig unter den menschen kindern. Aber gelobet seye die gött-
liche güte und barmhertzigkeit/ die auch mitten in diesen zeiten des gerichts sich
nicht gar von uns abgewendet hat/ sondern uns noch da und dort gewahr werden
lässet eines übergebliebenen saamens/ damit wir nicht werden mögen wie So-
dom und wie Gomorrha. Ach der HErr HErr mächtig von krafft und güte er-
halte nicht allein das jenige/ was er bereits kräfftig mit seinem Geist gerühret/ son-
dern thue noch täglich zu der zahl derer/ die in lebendigem glauben/ ob wol mitten

unter
Das ſechſte Capitel.

Der HErr HErr/ deſſen wort es iſt/ mit dem wir vor der gemeinde allezeit
umgehen ſollen/ laſſe daſſelbe ie laͤnger ie reichlich er unter uns wohnen in aller
weißheit: er befoͤrdere auch alle die jenige mittel/ wie er nach ſeinen rath iedes orts
und zu ieder zeit/ dieſes oder jenes zu der erbauung am dienſamſten erkennet/ damit
lehrende und lernende nichts deſſen unterlaſſen/ was beyderſeits pflichten hierinnen
erfordern. Er gebrauche auch meinen hochgeehrten Herrn ferner zu einem theu-
ren und kraͤfftigen werckzeug ſeiner gnaden/ ſegne alle zu ſeinen ehren dienſame ar-
beit/ und weiſe ihm ſelbſt/ worinnen ſeine gaben am fruchtbarlichſten angewen-
det werden koͤnnen. Womit der ewigen liebe und verſorgung unſers himmliſchen
Vaters treulich erlaſſende verbleibe. u. ſ. w. 13. Febr. 1689.

SECTIO XXIV.

An einen chriſtlichen Edelmann aufmun-
terung und wunſch.

DEm Herrn Herrn ſage ich demuͤtigen danck/ der nechſt andern ſeinen kin-
dern auch deſſen liebe perſon/ aus dem ſtande derer/ welche ſonſten vor an-
dern faſt mehrere hinderniſſen des wahren Chriſtenthums haben/ dadurch
aber die meiſte ſich von deſſen ernſtlicher fuͤhrung abhalten laſſen/ kraͤfftiglich be-
ruffen/ und von der welt zu ſich gezogen/ mir aber auch eine ſonderbahre freude
daruͤber durch ſeine guͤte erwecket hat. Wie dann uns Chriſten allen/ ſo viel mehr
denen/ die der HErr zu ſeiner gemeinde dienern verordnet hat/ zukommet/ daß
wir unſre groͤſte freude darinnen ſuchen und erkennen/ wo wir von wachsthum
des reichs Gottes/ und wie ſo wol die zahl der rechtſchaffnen kinder Gottes/ als in
denſelben die krafft ſeines Geiſtes/ zunehme/ hoͤren und vernehmen koͤnnen; indem
wir darinnen ſtets die erfuͤllung und erhoͤrung der uns nothwendigſten und an ſich
wuͤrdigſten erſten bitten des vater unſers erkennen moͤgen/ und iedesmal urſach
haben/ den himmliſchen Vater/ ſo offt er uns etwas deſſen zu geſicht oder gehoͤr
kommen laͤſſet/ davor demuͤthigſten danck zu ſagen/ und uns ſtets daraus zu troͤ-
ſten/ daß der HErr ſein angeſicht noch nicht gantz von uns gewendet habe/ oder
uns als ein born worden ſeye/ welcher gar nicht qvellen wolle/ wie es ſo offt das
anſehen gewinnet/ wo man das allgemeine verderben vor augen ſihet/ und immer
mit David zu ſeufftzen urſach findet: Hilff Herr die heiligen haben abgenommen/
u. der glaͤubigen iſt wenig unter den menſchen kindern. Aber gelobet ſeye die goͤtt-
liche guͤte und barmhertzigkeit/ die auch mitten in dieſen zeiten des gerichts ſich
nicht gar von uns abgewendet hat/ ſondern uns noch da und dort gewahr werden
laͤſſet eines uͤbergebliebenen ſaamens/ damit wir nicht werden moͤgen wie So-
dom und wie Gomorrha. Ach der HErr HErr maͤchtig von krafft und guͤte er-
halte nicht allein das jenige/ was er bereits kraͤfftig mit ſeinem Geiſt geruͤhret/ ſon-
dern thue noch taͤglich zu der zahl derer/ die in lebendigem glauben/ ob wol mitten

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[760/0778] Das ſechſte Capitel. Der HErr HErr/ deſſen wort es iſt/ mit dem wir vor der gemeinde allezeit umgehen ſollen/ laſſe daſſelbe ie laͤnger ie reichlich er unter uns wohnen in aller weißheit: er befoͤrdere auch alle die jenige mittel/ wie er nach ſeinen rath iedes orts und zu ieder zeit/ dieſes oder jenes zu der erbauung am dienſamſten erkennet/ damit lehrende und lernende nichts deſſen unterlaſſen/ was beyderſeits pflichten hierinnen erfordern. Er gebrauche auch meinen hochgeehrten Herrn ferner zu einem theu- ren und kraͤfftigen werckzeug ſeiner gnaden/ ſegne alle zu ſeinen ehren dienſame ar- beit/ und weiſe ihm ſelbſt/ worinnen ſeine gaben am fruchtbarlichſten angewen- det werden koͤnnen. Womit der ewigen liebe und verſorgung unſers himmliſchen Vaters treulich erlaſſende verbleibe. u. ſ. w. 13. Febr. 1689. SECTIO XXIV. An einen chriſtlichen Edelmann aufmun- terung und wunſch. DEm Herrn Herrn ſage ich demuͤtigen danck/ der nechſt andern ſeinen kin- dern auch deſſen liebe perſon/ aus dem ſtande derer/ welche ſonſten vor an- dern faſt mehrere hinderniſſen des wahren Chriſtenthums haben/ dadurch aber die meiſte ſich von deſſen ernſtlicher fuͤhrung abhalten laſſen/ kraͤfftiglich be- ruffen/ und von der welt zu ſich gezogen/ mir aber auch eine ſonderbahre freude daruͤber durch ſeine guͤte erwecket hat. Wie dann uns Chriſten allen/ ſo viel mehr denen/ die der HErr zu ſeiner gemeinde dienern verordnet hat/ zukommet/ daß wir unſre groͤſte freude darinnen ſuchen und erkennen/ wo wir von wachsthum des reichs Gottes/ und wie ſo wol die zahl der rechtſchaffnen kinder Gottes/ als in denſelben die krafft ſeines Geiſtes/ zunehme/ hoͤren und vernehmen koͤnnen; indem wir darinnen ſtets die erfuͤllung und erhoͤrung der uns nothwendigſten und an ſich wuͤrdigſten erſten bitten des vater unſers erkennen moͤgen/ und iedesmal urſach haben/ den himmliſchen Vater/ ſo offt er uns etwas deſſen zu geſicht oder gehoͤr kommen laͤſſet/ davor demuͤthigſten danck zu ſagen/ und uns ſtets daraus zu troͤ- ſten/ daß der HErr ſein angeſicht noch nicht gantz von uns gewendet habe/ oder uns als ein born worden ſeye/ welcher gar nicht qvellen wolle/ wie es ſo offt das anſehen gewinnet/ wo man das allgemeine verderben vor augen ſihet/ und immer mit David zu ſeufftzen urſach findet: Hilff Herr die heiligen haben abgenommen/ u. der glaͤubigen iſt wenig unter den menſchen kindern. Aber gelobet ſeye die goͤtt- liche guͤte und barmhertzigkeit/ die auch mitten in dieſen zeiten des gerichts ſich nicht gar von uns abgewendet hat/ ſondern uns noch da und dort gewahr werden laͤſſet eines uͤbergebliebenen ſaamens/ damit wir nicht werden moͤgen wie So- dom und wie Gomorrha. Ach der HErr HErr maͤchtig von krafft und guͤte er- halte nicht allein das jenige/ was er bereits kraͤfftig mit ſeinem Geiſt geruͤhret/ ſon- dern thue noch taͤglich zu der zahl derer/ die in lebendigem glauben/ ob wol mitten unter

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/778>, abgerufen am 24.11.2024.