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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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DISTINCTIO II. SECTIO XV.
werden müssen/ dürffte es ein solches scharffes feuer seyn/ in welchem alles bloß
menschliche verrauchet/ und nur allein übrig bleiben wird/ was das warhafftig
Göttliche in uns gewesen. Hierauf lasset uns uns gefasset machen/ nicht ruhen/
biß wir dessen überzeugung haben/ und uns untereinander dazu christlich
auffmuntern. Meiner in dem HERRN wehrten freundin traue ich die-
ses hertzlich zu/ sie werde in solcher übung nicht träge gewefen/ vielwe-
niger zurücke gegangen seyn/ sondern sich angelegen seyn lassen haben/
sich von aller befleckung des fleisches und des Geistes mehr und mehr zu
reinigen/ ihr hauß Göttlich zu regieren/ damit sie die anvertraute seelen
zu dem HErrn führe/ und auch andere gute freunde neben sich so mit exem-
pel/ als auf andere mügliche weise zum rechtschaffenen wesen/ das in Christo/
anzufrischen. Wie sie dann auch nach der liebe/ die wir unter einander in un-
serm allerliebstem Heylande haben sollen/ dazu durch diese wenige zeilen hertzlich
erinnert haben will. Jch ruffe den himmlischen Vater/ von dem als dem
Vater des lichts alle gute und alle vollkommene gaben herkommen/ über sie de-
müthiglich an/ daß er das gute werck in ihr angefangen vollführe auf den tag
JEsu Christi/ der ihre liebe iemehr und mehr reich werden lasse in allerley
erkäntniß und ersahrung/ daß sie prüfen möge was das beste sey/ umb lauter
und unanstößig erfüllet zu werden mit früchten der gerechtigkeit/ die durch ih-
ren Heyland in ihr geschehen zur ehre und lobe GOTTes. Er gebe ihr die
weißheit/ die von ihm ist/ mit den ihrigen und andern ausser dem hause also
umzugehen/ wie es deren wahren wolfahrt nöthig/ weder etwas furchtsam zu-
versäumen/ noch unvorsichtig zuverderben: Er schencke ihr alle die seelen der
ihrigen/ und segne ihre treu/ und christlichen umgang an denselbigen zu allem
geistlichem bestem/ sich von der welt und derselben so offenbahren/ als subtile-
ren stricken loß zu reissen: Er erfülle sie sonderlich mit dem Geist der gnaden
und des gebets/ daß sie ihr/ und der ihrigen anliegen allezeit vor seinem ange-
sicht also ausschütten möge/ daß sie gnädige erhörung erlange: Er rüste sie
auch in ihrem stande mit nöthiger sanfftmuth/ gedult und langmuht aus/ ohne
welche wir das gute kräfftig und beständig zu vollbringen nicht vermögen: in
summa, er mache sieihm gefällig in zeit und ewigkeit. 30. Aug. 1687.

SECT.

DISTINCTIO II. SECTIO XV.
werden muͤſſen/ duͤrffte es ein ſolches ſcharffes feuer ſeyn/ in welchem alles bloß
menſchliche verrauchet/ und nur allein uͤbrig bleiben wird/ was das warhafftig
Goͤttliche in uns geweſen. Hierauf laſſet uns uns gefaſſet machen/ nicht ruhen/
biß wir deſſen uͤberzeugung haben/ und uns untereinander dazu chriſtlich
auffmuntern. Meiner in dem HERRN wehrten freundin traue ich die-
ſes hertzlich zu/ ſie werde in ſolcher uͤbung nicht traͤge gewefen/ vielwe-
niger zuruͤcke gegangen ſeyn/ ſondern ſich angelegen ſeyn laſſen haben/
ſich von aller befleckung des fleiſches und des Geiſtes mehr und mehr zu
reinigen/ ihr hauß Goͤttlich zu regieren/ damit ſie die anvertraute ſeelen
zu dem HErrn fuͤhre/ und auch andere gute freunde neben ſich ſo mit exem-
pel/ als auf andere muͤgliche weiſe zum rechtſchaffenen weſen/ das in Chriſto/
anzufriſchen. Wie ſie dann auch nach der liebe/ die wir unter einander in un-
ſerm allerliebſtem Heylande haben ſollen/ dazu durch dieſe wenige zeilen hertzlich
erinnert haben will. Jch ruffe den himmliſchen Vater/ von dem als dem
Vater des lichts alle gute und alle vollkommene gaben herkommen/ uͤber ſie de-
muͤthiglich an/ daß er das gute werck in ihr angefangen vollfuͤhre auf den tag
JEſu Chriſti/ der ihre liebe iemehr und mehr reich werden laſſe in allerley
erkaͤntniß und erſahrung/ daß ſie pruͤfen moͤge was das beſte ſey/ umb lauter
und unanſtoͤßig erfuͤllet zu werden mit fruͤchten der gerechtigkeit/ die durch ih-
ren Heyland in ihr geſchehen zur ehre und lobe GOTTes. Er gebe ihr die
weißheit/ die von ihm iſt/ mit den ihrigen und andern auſſer dem hauſe alſo
umzugehen/ wie es deren wahren wolfahrt noͤthig/ weder etwas furchtſam zu-
verſaͤumen/ noch unvorſichtig zuverderben: Er ſchencke ihr alle die ſeelen der
ihrigen/ und ſegne ihre treu/ und chriſtlichen umgang an denſelbigen zu allem
geiſtlichem beſtem/ ſich von der welt und derſelben ſo offenbahren/ als ſubtile-
ren ſtricken loß zu reiſſen: Er erfuͤlle ſie ſonderlich mit dem Geiſt der gnaden
und des gebets/ daß ſie ihr/ und der ihrigen anliegen allezeit vor ſeinem ange-
ſicht alſo ausſchuͤtten moͤge/ daß ſie gnaͤdige erhoͤrung erlange: Er ruͤſte ſie
auch in ihrem ſtande mit noͤthiger ſanfftmuth/ gedult und langmuht aus/ ohne
welche wir das gute kraͤfftig und beſtaͤndig zu vollbringen nicht vermoͤgen: in
ſumma, er mache ſieihm gefaͤllig in zeit und ewigkeit. 30. Aug. 1687.

SECT.
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[727/0745] DISTINCTIO II. SECTIO XV. werden muͤſſen/ duͤrffte es ein ſolches ſcharffes feuer ſeyn/ in welchem alles bloß menſchliche verrauchet/ und nur allein uͤbrig bleiben wird/ was das warhafftig Goͤttliche in uns geweſen. Hierauf laſſet uns uns gefaſſet machen/ nicht ruhen/ biß wir deſſen uͤberzeugung haben/ und uns untereinander dazu chriſtlich auffmuntern. Meiner in dem HERRN wehrten freundin traue ich die- ſes hertzlich zu/ ſie werde in ſolcher uͤbung nicht traͤge gewefen/ vielwe- niger zuruͤcke gegangen ſeyn/ ſondern ſich angelegen ſeyn laſſen haben/ ſich von aller befleckung des fleiſches und des Geiſtes mehr und mehr zu reinigen/ ihr hauß Goͤttlich zu regieren/ damit ſie die anvertraute ſeelen zu dem HErrn fuͤhre/ und auch andere gute freunde neben ſich ſo mit exem- pel/ als auf andere muͤgliche weiſe zum rechtſchaffenen weſen/ das in Chriſto/ anzufriſchen. Wie ſie dann auch nach der liebe/ die wir unter einander in un- ſerm allerliebſtem Heylande haben ſollen/ dazu durch dieſe wenige zeilen hertzlich erinnert haben will. Jch ruffe den himmliſchen Vater/ von dem als dem Vater des lichts alle gute und alle vollkommene gaben herkommen/ uͤber ſie de- muͤthiglich an/ daß er das gute werck in ihr angefangen vollfuͤhre auf den tag JEſu Chriſti/ der ihre liebe iemehr und mehr reich werden laſſe in allerley erkaͤntniß und erſahrung/ daß ſie pruͤfen moͤge was das beſte ſey/ umb lauter und unanſtoͤßig erfuͤllet zu werden mit fruͤchten der gerechtigkeit/ die durch ih- ren Heyland in ihr geſchehen zur ehre und lobe GOTTes. Er gebe ihr die weißheit/ die von ihm iſt/ mit den ihrigen und andern auſſer dem hauſe alſo umzugehen/ wie es deren wahren wolfahrt noͤthig/ weder etwas furchtſam zu- verſaͤumen/ noch unvorſichtig zuverderben: Er ſchencke ihr alle die ſeelen der ihrigen/ und ſegne ihre treu/ und chriſtlichen umgang an denſelbigen zu allem geiſtlichem beſtem/ ſich von der welt und derſelben ſo offenbahren/ als ſubtile- ren ſtricken loß zu reiſſen: Er erfuͤlle ſie ſonderlich mit dem Geiſt der gnaden und des gebets/ daß ſie ihr/ und der ihrigen anliegen allezeit vor ſeinem ange- ſicht alſo ausſchuͤtten moͤge/ daß ſie gnaͤdige erhoͤrung erlange: Er ruͤſte ſie auch in ihrem ſtande mit noͤthiger ſanfftmuth/ gedult und langmuht aus/ ohne welche wir das gute kraͤfftig und beſtaͤndig zu vollbringen nicht vermoͤgen: in ſumma, er mache ſieihm gefaͤllig in zeit und ewigkeit. 30. Aug. 1687. SECT.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 727. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/745>, abgerufen am 22.11.2024.