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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
7. Die stelle an sich ist so bewandt/ daß wo zu derselben ein mannkommen
solte/ welcher die nöthige gaben und genade hat/ er so vieles als in einiger andern
stelle auszurichten vermag/ weil so wohl die Hof-Prediger-stelle des Hofs
wegen sehr wichtig/ als auch an dem Ober-Consistorio, dessen solcher auch ein
membrum, ein grosses hanget/ was zum besten der so Sächsischen als in gewis-
ser maaß übrigen Evangelischen kirchen/ so dann einiger Universitäten/ verlangt
werden möchte. Daß daher zu glauben/ es seye schwerlich ein anderes amt der
Evangelischen kirchen/ wichtiger als dieses/ und wäre also iegliche gemeinde/ da
sie einen mann hätte/ welchen der HErr zu solcher stelle tüchtig gemacht/ und
schiene Göttlicher finger ihn dahin zu weisen/ schuldig/ ihn mit gutem willen da-
hin zulassen/ wo er dem gantzen leib/ davon sie sich ein glied zu seyn erkennet/ die-
nen möchte.
8. Es sollen auch die arbeiter/ was das leibliche anlangt/ so bewandt seyn/
daß sie nicht mehr kräffte erfordern/ als diejenige/ welche er ietzo auch bereits zu
verrichten pfleget/ und der HErr jene noch biß daher bey ihm erhalten hat.
9. D. Spener hält sich auch versichert/ daß seine ietzige stelle/ wo der Ma-
gistrat und das Ministerium hertzlich und mit redlicher absicht auff Gottes ehre
zusammen setzen wollen/ gantz wohl ersetzt werden könne/ daß man an seinem
abschied nichts verliehren würde.
10. Er sorget auch/ es seye dieses ein zeugnüß/ daß der HErr ihn ander-
wärts hin versetzen möchte/ weil er mit seiner nunmehr zwantzig jährigen arbeit
bey weitem dasjenige nicht ausgerichtet hat/ als er gehoffet/ und GOtt von uns
in unserm amt fordert. Daher zu hoffen stünde/ daß GOtt anderwärts meh-
reren segen möchte bestimmet haben.
11. Er kan auch dasjenige/ daß da in unterschiedlichen stücken er samt dem
gantzen ministerio in steurung gewisser ärgernüß und beförderung der nöthigen
frucht unsers amts von dem magistratu bereits vor mehr als 4. jahren um hülff
und gute verordnung gebeten/ auch solche bitte auf mehrere weise wiederholet/ so
dann von denjenigen/ welchen es amts halben vornehmlich zukommt/ die sache
vorzunehmen/ von ziemlicher zeit resolvirt worden/ dennoch alles biß daher durch
unterschiedliche hindernüß zurück gesetzet worden/ sich nicht wohl aus dem sinne
schlagen/ daß nicht solche zurückhaltung vor ein werck Göttlicher regierung zu
achten: wie er dann nicht in abrede ist/ daß ihn diejenige angst des gewissens/
die aus der unfruchtbarkeit unterschiedlicher amts-verrichtungen aus ermang-
lender hülff und besserer anordnung/ ehe an diesen beruff gedacht worden/ die
ersten gedancken gemacht/ obs nicht GOttes willen seyn möchte/ daß [e]r anders
wohin gehen solte/ da er sonsten viel steiffer an dieser stadt in seinem vorsatz
gehangen.
12. Er leugnet auch nicht/ daß durch die sache das gemüth dazu gebracht/
daß es stracks auff diese seite/ es werde GOttes wille seyn/ dem beruff zu folgen/
sich
Das ſechſte Capitel.
7. Die ſtelle an ſich iſt ſo bewandt/ daß wo zu derſelben ein mannkommen
ſolte/ welcher die noͤthige gaben und genade hat/ er ſo vieles als in einiger andern
ſtelle auszurichten vermag/ weil ſo wohl die Hof-Prediger-ſtelle des Hofs
wegen ſehr wichtig/ als auch an dem Ober-Conſiſtorio, deſſen ſolcher auch ein
membrum, ein groſſes hanget/ was zum beſten der ſo Saͤchſiſchen als in gewiſ-
ſer maaß uͤbrigen Evangeliſchen kirchen/ ſo dann einiger Univerſitaͤten/ verlangt
werden moͤchte. Daß daher zu glauben/ es ſeye ſchwerlich ein anderes amt der
Evangeliſchen kirchen/ wichtiger als dieſes/ und waͤre alſo iegliche gemeinde/ da
ſie einen mann haͤtte/ welchen der HErr zu ſolcher ſtelle tuͤchtig gemacht/ und
ſchiene Goͤttlicher finger ihn dahin zu weiſen/ ſchuldig/ ihn mit gutem willen da-
hin zulaſſen/ wo er dem gantzen leib/ davon ſie ſich ein glied zu ſeyn erkennet/ die-
nen moͤchte.
8. Es ſollen auch die arbeiter/ was das leibliche anlangt/ ſo bewandt ſeyn/
daß ſie nicht mehr kraͤffte erfordern/ als diejenige/ welche er ietzo auch bereits zu
verrichten pfleget/ und der HErr jene noch biß daher bey ihm erhalten hat.
9. D. Spener haͤlt ſich auch verſichert/ daß ſeine ietzige ſtelle/ wo der Ma-
giſtrat und das Miniſterium hertzlich und mit redlicher abſicht auff Gottes ehre
zuſammen ſetzen wollen/ gantz wohl erſetzt werden koͤnne/ daß man an ſeinem
abſchied nichts verliehren wuͤrde.
10. Er ſorget auch/ es ſeye dieſes ein zeugnuͤß/ daß der HErr ihn ander-
waͤrts hin verſetzen moͤchte/ weil er mit ſeiner nunmehr zwantzig jaͤhrigen arbeit
bey weitem dasjenige nicht ausgerichtet hat/ als er gehoffet/ und GOtt von uns
in unſerm amt fordert. Daher zu hoffen ſtuͤnde/ daß GOtt anderwaͤrts meh-
reren ſegen moͤchte beſtimmet haben.
11. Er kan auch dasjenige/ daß da in unterſchiedlichen ſtuͤcken er ſamt dem
gantzen miniſterio in ſteurung gewiſſer aͤrgernuͤß und befoͤrderung der noͤthigen
frucht unſers amts von dem magiſtratu bereits vor mehr als 4. jahren um huͤlff
und gute verordnung gebeten/ auch ſolche bitte auf mehrere weiſe wiederholet/ ſo
dann von denjenigen/ welchen es amts halben vornehmlich zukommt/ die ſache
vorzunehmen/ von ziemlicher zeit reſolvirt worden/ dennoch alles biß daher durch
unterſchiedliche hindernuͤß zuruͤck geſetzet worden/ ſich nicht wohl aus dem ſinne
ſchlagen/ daß nicht ſolche zuruͤckhaltung vor ein werck Goͤttlicher regierung zu
achten: wie er dann nicht in abrede iſt/ daß ihn diejenige angſt des gewiſſens/
die aus der unfruchtbarkeit unterſchiedlicher amts-verrichtungen aus ermang-
lender huͤlff und beſſerer anordnung/ ehe an dieſen beruff gedacht worden/ die
erſten gedancken gemacht/ obs nicht GOttes willen ſeyn moͤchte/ daß [e]r anders
wohin gehen ſolte/ da er ſonſten viel ſteiffer an dieſer ſtadt in ſeinem vorſatz
gehangen.
12. Er leugnet auch nicht/ daß durch die ſache das gemuͤth dazu gebracht/
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[684/0702] Das ſechſte Capitel. 7. Die ſtelle an ſich iſt ſo bewandt/ daß wo zu derſelben ein mannkommen ſolte/ welcher die noͤthige gaben und genade hat/ er ſo vieles als in einiger andern ſtelle auszurichten vermag/ weil ſo wohl die Hof-Prediger-ſtelle des Hofs wegen ſehr wichtig/ als auch an dem Ober-Conſiſtorio, deſſen ſolcher auch ein membrum, ein groſſes hanget/ was zum beſten der ſo Saͤchſiſchen als in gewiſ- ſer maaß uͤbrigen Evangeliſchen kirchen/ ſo dann einiger Univerſitaͤten/ verlangt werden moͤchte. Daß daher zu glauben/ es ſeye ſchwerlich ein anderes amt der Evangeliſchen kirchen/ wichtiger als dieſes/ und waͤre alſo iegliche gemeinde/ da ſie einen mann haͤtte/ welchen der HErr zu ſolcher ſtelle tuͤchtig gemacht/ und ſchiene Goͤttlicher finger ihn dahin zu weiſen/ ſchuldig/ ihn mit gutem willen da- hin zulaſſen/ wo er dem gantzen leib/ davon ſie ſich ein glied zu ſeyn erkennet/ die- nen moͤchte. 8. Es ſollen auch die arbeiter/ was das leibliche anlangt/ ſo bewandt ſeyn/ daß ſie nicht mehr kraͤffte erfordern/ als diejenige/ welche er ietzo auch bereits zu verrichten pfleget/ und der HErr jene noch biß daher bey ihm erhalten hat. 9. D. Spener haͤlt ſich auch verſichert/ daß ſeine ietzige ſtelle/ wo der Ma- giſtrat und das Miniſterium hertzlich und mit redlicher abſicht auff Gottes ehre zuſammen ſetzen wollen/ gantz wohl erſetzt werden koͤnne/ daß man an ſeinem abſchied nichts verliehren wuͤrde. 10. Er ſorget auch/ es ſeye dieſes ein zeugnuͤß/ daß der HErr ihn ander- waͤrts hin verſetzen moͤchte/ weil er mit ſeiner nunmehr zwantzig jaͤhrigen arbeit bey weitem dasjenige nicht ausgerichtet hat/ als er gehoffet/ und GOtt von uns in unſerm amt fordert. Daher zu hoffen ſtuͤnde/ daß GOtt anderwaͤrts meh- reren ſegen moͤchte beſtimmet haben. 11. Er kan auch dasjenige/ daß da in unterſchiedlichen ſtuͤcken er ſamt dem gantzen miniſterio in ſteurung gewiſſer aͤrgernuͤß und befoͤrderung der noͤthigen frucht unſers amts von dem magiſtratu bereits vor mehr als 4. jahren um huͤlff und gute verordnung gebeten/ auch ſolche bitte auf mehrere weiſe wiederholet/ ſo dann von denjenigen/ welchen es amts halben vornehmlich zukommt/ die ſache vorzunehmen/ von ziemlicher zeit reſolvirt worden/ dennoch alles biß daher durch unterſchiedliche hindernuͤß zuruͤck geſetzet worden/ ſich nicht wohl aus dem ſinne ſchlagen/ daß nicht ſolche zuruͤckhaltung vor ein werck Goͤttlicher regierung zu achten: wie er dann nicht in abrede iſt/ daß ihn diejenige angſt des gewiſſens/ die aus der unfruchtbarkeit unterſchiedlicher amts-verrichtungen aus ermang- lender huͤlff und beſſerer anordnung/ ehe an dieſen beruff gedacht worden/ die erſten gedancken gemacht/ obs nicht GOttes willen ſeyn moͤchte/ daß er anders wohin gehen ſolte/ da er ſonſten viel ſteiffer an dieſer ſtadt in ſeinem vorſatz gehangen. 12. Er leugnet auch nicht/ daß durch die ſache das gemuͤth dazu gebracht/ daß es ſtracks auff dieſe ſeite/ es werde GOttes wille ſeyn/ dem beruff zu folgen/ ſich

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/702>, abgerufen am 22.11.2024.