Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO VII. solches der leib unsers Heylands seye/ den er vor ihn dahin gegeben/ und etwa (woes gebräuchlich) die wunschwort hinzuthue. Jch erinnere mich im übrigen allezeit bey dieser materie, daß nicht ohne son- Es
ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO VII. ſolches der leib unſers Heylands ſeye/ den er vor ihn dahin gegeben/ und etwa (woes gebraͤuchlich) die wunſchwort hinzuthue. Jch erinnere mich im uͤbrigen allezeit bey dieſer materie, daß nicht ohne ſon- Es
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ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO VII.
ſolches der leib unſers Heylands ſeye/ den er vor ihn dahin gegeben/ und etwa (wo
es gebraͤuchlich) die wunſchwort hinzuthue.
Jch erinnere mich im uͤbrigen allezeit bey dieſer materie, daß nicht ohne ſon-
derbahren bedacht iſt/ daß wir nirgend ein eigentlich gebot finden/ dariñen uns Pre-
digern die communion der unwuͤrdigen verboten werde. Dann der locus
Matth. 7/ 6. der insgemein dahin gezogen zu werden pfleget/ deucht mich weder
directè davon zu handlen (welches hoffentlich gewiß ſeyen wird) noch auch ſich nach
des HERRN abſicht bequem dahin appliciren zu laſſen. Sondern wo wir die
gantze rede anſehen/ iſt die meynung unſers Heylandes/ uns die Chriſtliche klug-
heit gegen unſern nechſten zu recommendiren, wo wir etwa denſelben bruͤderlich
beſtraffen/ oder beſſern wollen/ daß wir ſolches heiligthum denjenigen nicht dar-
werffen ſollen/ die es verachten und uns noch daꝛzu uͤbel tractiren wuͤrden. Ein
mehrers laͤſſet ſich aus ſolchem ort zu uͤberzeugung des gewiſſens nicht erweiſen. Al-
ſo haben wir kein ausdruͤcklich verbot/ ſondern die ſache wird nur unrecht aus an-
dern urſachen/ wegen aͤrgernuͤßes/ wegen ſchadens des unwuͤrdigen communi-
canten und dergleichen. Was aber ſolche ſachen ſind/ die nicht ausdruͤcklich ver-
boten ſind/ mag manchmal unterſchiedliches dazu kommen/ daß der urſach/ warum
es ſonſten unrecht waͤre/ gleich wichtig iſt/ und alſo hoͤret es auf unrecht zu ſeyen.
Dahingegen was ausdruͤckliche befehl oder verbote ſind/ ſich nicht ſo ableinen laſ-
ſen. So iſt mir auch allezeit ſehr bedencklich geweſen/ daß unſer liebſte Heyland
ſelbs bey den erſten abendmahl wiſſendlich einen unwuͤrdigen dazu gelaſſen hat:
Welches mir nicht nur eine erinnerung iſt/ daß es in der Chriſtlichen kirchen nicht
leicht zu hoffen/ daß es ohne ſolche bleiben werde/ ſondern auch klar bezeuget/ daß
die zulaſſung an und vor ſich ſelbs keine ſuͤnde ſeye/ ſondern aus gewiſſen umſtaͤnden
erſt zur ſuͤnde werde. Worinne ich hoffe/ daß wir nicht ſuͤndigen werden/ ſo wir
einigen troſt vor unſer gewiſſen in gegenwaͤrtigen fall ſuchen: wo wir nur ſonſten
nach unſeren vermoͤgen getrachtet in ſolcher ſache zu thun/ was wir muͤglich befin-
den. Aus allen aber/ wo wir untereinander handlen/ ſehen wir den ſchrecklichen
verfall unſerer zeiten und kirche; Stuͤnde unſere kirche nur zimlicher maſſen in
der ordnung/ darein CHRJSTUS ſie erſtlich geſetzet/ ſo wuͤrde
es ſo vieler ſorge und beaͤngſtigung nicht bedoͤrffen: gleich wie bey andeꝛn
Chriſtlichen hertzen/ wie ſie doch ihr leben recht nach den reglen ihres
Heylandes und ſich fuͤhren koͤnten/ welche einfaͤltig ſind/ und man alſo an
ihnen den richtigen weg findet/ hingegen aber offt aus den verwirreten zuſtand an-
jetzo der gleichen hindernuͤſſen ihn in den weg geworffen ſihet/ da man nicht weißt/
wie man ſolchen pflichten/ ohne mehreren ſchaden und alſo uͤberſchreitung anderer
pflichten/ nachkommen koͤnne (woraus manche angſt und ſeufftzen entſtehen) al-
ſo auch bey uns Predigern in unſern amts verꝛichtungen/ wie gleichfals dieſe an al-
ler nachtruͤcklichſten zu dem wahren zweck der erbauung gerichtet werden koͤnnen.
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