Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO XIII. vorhin von mir aus allerhand calumnien gefaste verdächte haben fallen lassen/ undmeine freundschafft darnach gesucht. Daß aber auch widrige affecten und begierde mir und meinem schwager Welches gewiß eine sache ist/ so einen starcken widerwillen u. begierde zu schaden So redet Christus Matth. X. 34. nicht von streit/ welche die seinige anfan- pu-
ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO XIII. vorhin von mir aus allerhand calumnien gefaſte verdaͤchte haben fallen laſſen/ uñmeine freundſchafft darnach geſucht. Daß aber auch widrige affecten und begierde mir und meinem ſchwager Welches gewiß eine ſache iſt/ ſo einen ſtarcken widerwillen u. begierde zu ſchaden So redet Chriſtus Matth. X. 34. nicht von ſtreit/ welche die ſeinige anfan- pu-
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ARTIC. I. DISTINCTIO IV. SECTIO XIII.
vorhin von mir aus allerhand calumnien gefaſte verdaͤchte haben fallen laſſen/ uñ
meine freundſchafft darnach geſucht.
Daß aber auch widrige affecten und begierde mir und meinem ſchwager
zu ſchaden in dem hertzen geweſen/ ſorge ich/ ſeyen nur allzuklare zeugnuͤſſen. Es
beweiſen es die hin und wieder in dem ſcripto ſelbs befindliche ſtachelreden/ und
anzihungen ſolcher dinge/ die zu der ſache nichts dieneten/ ſondern nur der perſon
ſchaden moͤchten. So weiß ich/ und habe communication davon/ daß derſelbe
an einem benachbarten ort ſich erkundiget/ und zuwiſſen begehrt/ ob meine Herrn
Collegen mit mir eins/ oder welche es nicht mit mir hielten/ um alsdann mit den-
ſelben ſich in correſpondenz einzulaſſen/ und alſo mir in der ſtatt ſelbs ſuchen bey
zukommen.
Welches gewiß eine ſache iſt/ ſo einen ſtarcken widerwillen u. begierde zu ſchaden
zeiget: Zu geſchweigen anderes/ was ſonſten hin und wieder geſchrieben worden/ und
ich part davon bekommen; Jndem es GOtt ſo gnaͤdiglich gefuͤget/ daß mir nicht
viel verborgen geblieben; Wie ich auch des ſeligen Herrn D. Muſæi an denſel-
ben gethanes antwott ſchreiben habe/ darin er ſich nicht von der von mir behaupte-
ten Theſi abziehen laͤſſet. Welches alles nicht dazu anziehe/ daß ſolches nicht
von hertzen vergebe/ ſondern/ daß wohl ſehnlich verlangte/ daß es eben ſo wol hertz-
lich erkant wuͤrde; damit ihm meine vergebung auch vor GOTT zu ſtatten kom-
men moͤchte. Weil abeꝛ alles nur entſchuldiget/ oder gar juſtificiret werden
will/ ſo betruͤbt es mich hertzlich/ um ſein ſelbs willen/ um den miꝛs bloß nunmehr zu
iſt/ nachdem meine unſchuld offentlich genug gerettet. Das aͤrgernuͤß wo ein
lehrer in der kirchen einen andern lehrer aus nichtigem verdacht/ ſo vielmehr wo gar
aus fleiſchlichen abſichten/ offentlich angegriffen/ und irriger lehre beſchuldigt/ iſt
nicht per accidens, ſondern per ſe ein aͤrgernuͤß.
So redet Chriſtus Matth. X. 34. nicht von ſtreit/ welche die ſeinige anfan-
gen/ ſondern von andern erleiden werden muͤſſen. Durch ſchreiben unter uns uͤ-
ber ſolche ſtreit ſachen zu conferiren/ iſt mir nicht thunlich. Jch bedarff meine
zeit zu andern nuͤtzlichern dingen/ und habe aus dem erfolg auf die erſten meine
briefe geſehen/ wie mißlich es ſeye/ zu correſpondiren/ wo man auff anderes hin-
ziehlet/ wie ſich damal der ausgang gezeiget/ und mich darinnen kluͤger gemacht.
Jch habe meine ſache coram facie Eccleſiæ in meiner offentlichen antwort aus
gemacht/ und allen denen ſatisfaction gethan/ welchen es um die warheit auf-
richtig zuthun iſt. Jch habe hingegen auf die 70. brieffe/ die von tapfern gelehr-
ten und gottſeligen maͤnnern theils an mich/ einige aber an andere (ſo mir folglich
communication davon gethan) geſchrieben/ welche meine antwort mit ihrem
calculo, auch zu weilen allzugroſſen elogiis, bekraͤfftigen/ dero abnoͤtigende
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/585>, abgerufen am 01.07.2024. |