Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XI.
Horbius hat in seiner neuen Superintendenz zu Windsheim auch schon vie-
lerley auszustehen und widerspruch/ auch hinderniß an dem guten von denjeni-
nigen gehabt/ die es billig befordern solten. So fängt er auch an leibes
kräfften sehr an abzunehmen; Jst aber willig/ sich dem HErren zum opffer
darzugeben/ wie es ihm gefällig sein wird. Er entbietet durch mich ein christli-
chen gruß. Was Herrn M. Wincklern anlangt/ hat ihm GOtt grosse gna-
de gethan/ daß er in seinen itzigen Superintendenz-amt zu Wertheim sehr
vergnügt lebt/ und nachdem er das hertz seiner gnädigen herrschafft und der
gemeinde zu ihn gewendet hat/ mit so viel mehr nachtruck sein amt verrich-
ten kan. Wie dann GOtt nicht wenig segen zu seiner arbeit giebet/ und er
auch in seinem hauß eine absonderliche zusammenkunfft zuhalten die erlaubniß
hat/ dero er sich nützlich gebraucht. Er hat auch treue Collegen, welches
eine grosse wohlthat und förderniß ist. Er grüsset euch hertzlich/ da er die
nechste woche hie war. Zu welchen allen noch schließlichen mein wunsch hin-
zu setze/ so ich lieber mit den worten deß Apostel thun will: GOtt des frie-
dens der von den todten aus geführet hat den grossen hirten der schaf durch
das Blut des ewigen Testaments unsern HErrn JEsum/ der mache euch
fertig in allem guten werck zu thun seinen willen/ und schaffe in euch/ was
für ihm gefällig ist durch JEsum CHrist/ welchem sey ehre von ewigkeit zu
ewigkeit. Amen. 23. Jun. 1680.

SECTIO XI.

Meine antwort gegen Dilfelden. Der Enthu-
siasmus
zur ungebühr aufgebürdet. Böses Zeichen/ daß
Göttliche wirckungen so unbekant.

JCh hoffe durch GOttes gnade die antwort also in einfalt aber gründ-
lich abgefasset zu haben/ daß wer nicht boßhafftig und muthwillig sich
will der warheit widersetzen/ bekennen müsse/ es seye nichts weniger als
ein enthusiasmus, welchen ich lehre/ oder die schrifft/ die liebe altväter/ unsre
eigene Symbolische bücher und wehrteste lehrer unsrer kirchen lehren selbst einen
Enthusiasmum: Derer wort so nachdrücklich von den wirckungen des Heil.
Geistes in der seelen/ wo sie die krafft des mit den ohren gehörten oder mit au-
gen gelesen worts haben lassen in die hertzen/ wohin es gehöret/ tringen/ zu-
weilen lauten/ daß ich nicht allemahl/ um den lästerern nicht in die zähne zu-
fallen/ also zu reden getraute. Wie nun solche lehr dermassen gegründet ist/

daß

ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XI.
Horbius hat in ſeiner neuen Superintendenz zu Windsheim auch ſchon vie-
lerley auszuſtehen und widerſpruch/ auch hinderniß an dem guten von denjeni-
nigen gehabt/ die es billig befordern ſolten. So faͤngt er auch an leibes
kraͤfften ſehr an abzunehmen; Jſt aber willig/ ſich dem HErren zum opffer
darzugeben/ wie es ihm gefaͤllig ſein wird. Er entbietet durch mich ein chriſtli-
chen gruß. Was Herrn M. Wincklern anlangt/ hat ihm GOtt groſſe gna-
de gethan/ daß er in ſeinen itzigen Superintendenz-amt zu Wertheim ſehr
vergnuͤgt lebt/ und nachdem er das hertz ſeiner gnaͤdigen herrſchafft und der
gemeinde zu ihn gewendet hat/ mit ſo viel mehr nachtruck ſein amt verrich-
ten kan. Wie dann GOtt nicht wenig ſegen zu ſeiner arbeit giebet/ und er
auch in ſeinem hauß eine abſonderliche zuſammenkunfft zuhalten die erlaubniß
hat/ dero er ſich nuͤtzlich gebraucht. Er hat auch treue Collegen, welches
eine groſſe wohlthat und foͤrderniß iſt. Er gruͤſſet euch hertzlich/ da er die
nechſte woche hie war. Zu welchen allen noch ſchließlichen mein wunſch hin-
zu ſetze/ ſo ich lieber mit den worten deß Apoſtel thun will: GOtt des frie-
dens der von den todten aus gefuͤhret hat den groſſen hirten der ſchaf durch
das Blut des ewigen Teſtaments unſern HErrn JEſum/ der mache euch
fertig in allem guten werck zu thun ſeinen willen/ und ſchaffe in euch/ was
fuͤr ihm gefaͤllig iſt durch JEſum CHriſt/ welchem ſey ehre von ewigkeit zu
ewigkeit. Amen. 23. Jun. 1680.

SECTIO XI.

Meine antwort gegen Dilfelden. Der Enthu-
ſiasmus
zur ungebuͤhr aufgebuͤrdet. Boͤſes Zeichen/ daß
Goͤttliche wirckungen ſo unbekant.

JCh hoffe durch GOttes gnade die antwort alſo in einfalt aber gruͤnd-
lich abgefaſſet zu haben/ daß wer nicht boßhafftig und muthwillig ſich
will der warheit widerſetzen/ bekennen muͤſſe/ es ſeye nichts weniger als
ein enthuſiasmus, welchen ich lehre/ oder die ſchrifft/ die liebe altvaͤter/ unſre
eigene Symboliſche buͤcher und wehrteſte lehrer unſrer kirchen lehren ſelbſt einen
Enthuſiasmum: Derer wort ſo nachdruͤcklich von den wirckungen des Heil.
Geiſtes in der ſeelen/ wo ſie die krafft des mit den ohren gehoͤrten oder mit au-
gen geleſen worts haben laſſen in die hertzen/ wohin es gehoͤret/ tringen/ zu-
weilen lauten/ daß ich nicht allemahl/ um den laͤſterern nicht in die zaͤhne zu-
fallen/ alſo zu reden getraute. Wie nun ſolche lehr dermaſſen gegruͤndet iſt/

daß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0409" n="391"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XI.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Horbius</hi> hat in &#x017F;einer neuen <hi rendition="#aq">Superintendenz</hi> zu Windsheim auch &#x017F;chon vie-<lb/>
lerley auszu&#x017F;tehen und wider&#x017F;pruch/ auch hinderniß an dem guten von denjeni-<lb/>
nigen gehabt/ die es billig befordern &#x017F;olten. So fa&#x0364;ngt er auch an leibes<lb/>
kra&#x0364;fften &#x017F;ehr an abzunehmen; J&#x017F;t aber willig/ &#x017F;ich dem HErren zum opffer<lb/>
darzugeben/ wie es ihm gefa&#x0364;llig &#x017F;ein wird. Er entbietet durch mich ein chri&#x017F;tli-<lb/>
chen gruß. Was Herrn <hi rendition="#aq">M.</hi> Wincklern anlangt/ hat ihm GOtt gro&#x017F;&#x017F;e gna-<lb/>
de gethan/ daß er in &#x017F;einen itzigen <hi rendition="#aq">Superintendenz-</hi>amt zu Wertheim &#x017F;ehr<lb/>
vergnu&#x0364;gt lebt/ und nachdem er das hertz &#x017F;einer gna&#x0364;digen herr&#x017F;chafft und der<lb/>
gemeinde zu ihn gewendet hat/ mit &#x017F;o viel mehr nachtruck &#x017F;ein amt verrich-<lb/>
ten kan. Wie dann GOtt nicht wenig &#x017F;egen zu &#x017F;einer arbeit giebet/ und er<lb/>
auch in &#x017F;einem hauß eine ab&#x017F;onderliche zu&#x017F;ammenkunfft zuhalten die erlaubniß<lb/>
hat/ dero er &#x017F;ich nu&#x0364;tzlich gebraucht. Er hat auch treue <hi rendition="#aq">Collegen,</hi> welches<lb/>
eine gro&#x017F;&#x017F;e wohlthat und fo&#x0364;rderniß i&#x017F;t. Er gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;et euch hertzlich/ da er die<lb/>
nech&#x017F;te woche hie war. Zu welchen allen noch &#x017F;chließlichen mein wun&#x017F;ch hin-<lb/>
zu &#x017F;etze/ &#x017F;o ich lieber mit den worten deß Apo&#x017F;tel thun will: GOtt des frie-<lb/>
dens der von den todten aus gefu&#x0364;hret hat den gro&#x017F;&#x017F;en hirten der &#x017F;chaf durch<lb/>
das Blut des ewigen Te&#x017F;taments un&#x017F;ern HErrn JE&#x017F;um/ der mache euch<lb/>
fertig in allem guten werck zu thun &#x017F;einen willen/ und &#x017F;chaffe in euch/ was<lb/>
fu&#x0364;r ihm gefa&#x0364;llig i&#x017F;t durch JE&#x017F;um CHri&#x017F;t/ welchem &#x017F;ey ehre von ewigkeit zu<lb/>
ewigkeit. Amen. <hi rendition="#aq">23. Jun. 1680.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XI.</hi> </head><lb/>
            <argument>
              <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Meine antwort gegen Dilfelden. Der</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Enthu-<lb/>
&#x017F;iasmus</hi> </hi> <hi rendition="#fr">zur ungebu&#x0364;hr aufgebu&#x0364;rdet. Bo&#x0364;&#x017F;es Zeichen/ daß<lb/>
Go&#x0364;ttliche wirckungen &#x017F;o unbekant.</hi> </hi> </p>
            </argument><lb/>
            <p><hi rendition="#in">J</hi>Ch hoffe durch GOttes gnade die antwort al&#x017F;o in einfalt aber gru&#x0364;nd-<lb/>
lich abgefa&#x017F;&#x017F;et zu haben/ daß wer nicht boßhafftig und muthwillig &#x017F;ich<lb/>
will der warheit wider&#x017F;etzen/ bekennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e/ es &#x017F;eye nichts weniger als<lb/>
ein <hi rendition="#aq">enthu&#x017F;iasmus,</hi> welchen ich lehre/ oder die &#x017F;chrifft/ die liebe altva&#x0364;ter/ un&#x017F;re<lb/>
eigene Symboli&#x017F;che bu&#x0364;cher und wehrte&#x017F;te lehrer un&#x017F;rer kirchen lehren &#x017F;elb&#x017F;t einen<lb/><hi rendition="#aq">Enthu&#x017F;iasmum:</hi> Derer wort &#x017F;o nachdru&#x0364;cklich von den wirckungen des Heil.<lb/>
Gei&#x017F;tes in der &#x017F;eelen/ wo &#x017F;ie die krafft des mit den ohren geho&#x0364;rten oder mit au-<lb/>
gen gele&#x017F;en worts haben la&#x017F;&#x017F;en in die hertzen/ wohin es geho&#x0364;ret/ tringen/ zu-<lb/>
weilen lauten/ daß ich nicht allemahl/ um den la&#x0364;&#x017F;terern nicht in die za&#x0364;hne zu-<lb/>
fallen/ al&#x017F;o zu reden getraute. Wie nun &#x017F;olche lehr derma&#x017F;&#x017F;en gegru&#x0364;ndet i&#x017F;t/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">daß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0409] ARTIC. I. DISTINCTIO III. SECTIO XI. Horbius hat in ſeiner neuen Superintendenz zu Windsheim auch ſchon vie- lerley auszuſtehen und widerſpruch/ auch hinderniß an dem guten von denjeni- nigen gehabt/ die es billig befordern ſolten. So faͤngt er auch an leibes kraͤfften ſehr an abzunehmen; Jſt aber willig/ ſich dem HErren zum opffer darzugeben/ wie es ihm gefaͤllig ſein wird. Er entbietet durch mich ein chriſtli- chen gruß. Was Herrn M. Wincklern anlangt/ hat ihm GOtt groſſe gna- de gethan/ daß er in ſeinen itzigen Superintendenz-amt zu Wertheim ſehr vergnuͤgt lebt/ und nachdem er das hertz ſeiner gnaͤdigen herrſchafft und der gemeinde zu ihn gewendet hat/ mit ſo viel mehr nachtruck ſein amt verrich- ten kan. Wie dann GOtt nicht wenig ſegen zu ſeiner arbeit giebet/ und er auch in ſeinem hauß eine abſonderliche zuſammenkunfft zuhalten die erlaubniß hat/ dero er ſich nuͤtzlich gebraucht. Er hat auch treue Collegen, welches eine groſſe wohlthat und foͤrderniß iſt. Er gruͤſſet euch hertzlich/ da er die nechſte woche hie war. Zu welchen allen noch ſchließlichen mein wunſch hin- zu ſetze/ ſo ich lieber mit den worten deß Apoſtel thun will: GOtt des frie- dens der von den todten aus gefuͤhret hat den groſſen hirten der ſchaf durch das Blut des ewigen Teſtaments unſern HErrn JEſum/ der mache euch fertig in allem guten werck zu thun ſeinen willen/ und ſchaffe in euch/ was fuͤr ihm gefaͤllig iſt durch JEſum CHriſt/ welchem ſey ehre von ewigkeit zu ewigkeit. Amen. 23. Jun. 1680. SECTIO XI. Meine antwort gegen Dilfelden. Der Enthu- ſiasmus zur ungebuͤhr aufgebuͤrdet. Boͤſes Zeichen/ daß Goͤttliche wirckungen ſo unbekant. JCh hoffe durch GOttes gnade die antwort alſo in einfalt aber gruͤnd- lich abgefaſſet zu haben/ daß wer nicht boßhafftig und muthwillig ſich will der warheit widerſetzen/ bekennen muͤſſe/ es ſeye nichts weniger als ein enthuſiasmus, welchen ich lehre/ oder die ſchrifft/ die liebe altvaͤter/ unſre eigene Symboliſche buͤcher und wehrteſte lehrer unſrer kirchen lehren ſelbſt einen Enthuſiasmum: Derer wort ſo nachdruͤcklich von den wirckungen des Heil. Geiſtes in der ſeelen/ wo ſie die krafft des mit den ohren gehoͤrten oder mit au- gen geleſen worts haben laſſen in die hertzen/ wohin es gehoͤret/ tringen/ zu- weilen lauten/ daß ich nicht allemahl/ um den laͤſterern nicht in die zaͤhne zu- fallen/ alſo zu reden getraute. Wie nun ſolche lehr dermaſſen gegruͤndet iſt/ daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/409
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/409>, abgerufen am 21.11.2024.