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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO L.
thun/ noch in der heiligung zunehmen/ als die eine frucht des glaubens ist. Also
lasset uns dann so viel fester an dieser gnade halten/ welche mit ihren kindern ge-
dult trägt/ und den redlichen willen als genehm hält/ daß sie ihn immer mehr stär-
cket und fruchtbarer machet/ weil sie uns lehret unser thun in dem HErren sey ihm
gefällig. Nun in solche gnade und dero lebendige empfindliche erkäntnüß dieselbe
mit ihrem gantzem hauß und allen mit welchen sie in sonderbarer Christlicher
freundschafft stehet/ sie hertzlich empfehlende und daß solche sie nicht unfruchtbar
seyn lasse/ sondern mit vielen früchten der gerechtigkeit/ die durch JEsum Chri-
stum in ihnen zu ehre und lobe Gottes geschehen/ aus brüderlichem hertzen/ auch
in dero nahmen gleich wie meiner lieben Haußfrau also auch anderer Christlicher
freunde/ anwünschende etc. 8. Maj. 1679.

SECTIO L.

An einen vornehmen Herrn des regiments in
Nürnberg. Elender zustand unserer Kirchen. Einiger
Po-
liticorum
rühmlicher eiffer. Autorität der doctorum in unserer
Kirchen.
Principia aus dem Papstthum entlehnet.
Hoffnung von der Stadt Nürnberg.

AN Materie kann mirs nicht mangeln alß der ich zum aller fördersten
schuldigen danck zu sagen habe vor die meiner seits unverdienste grosse
affection, welche E. Hoch Ad. Gestr. gegen mich biß daher auf unter-
schiedliche weise bezeuget/ die ich so viel höher zuschätzen/ eines theils weil sie von
einer solchen person herkommet/ welche von leuten zu judiciren verstehet/ und al-
so dero geneigtes urtheil alß eine sonderbahre ehre zuachten ist; Anderen theils
weil ich von etlichen jahren her von nicht wenigen orten habe vernehmen müssen/
und noch offt vernehmen muß/ wie so ungleich und fast unbillig von meiner person/
actionen und vorhaben geurtheilet wird/ weßwegen ich die geneigte urtheile der-
jenigen/ welche sich durch jene nicht bewegen lassen/ sondern eine sache selbst zu-
untersuchen sich gewehnen/ so viel mehrerer freude anzusehen habe. Jch erken-
ne darinnen meines heiligsten GOttes gerechte und weise regierung/ welcher
durch dergleichen auch etwa unziemliche judicia nicht nur meine gedult üben/
und meinen glauben prüfen will/ ob allerhand ungunst zuvermeiden und ruhige
tage zusuchen mich von redlicher und eifriger fortsetzung deß guten/ wo zu er ei-
nige gelegenheit gesandt und gezeiget/ abhalten/ oder wo ich seinen nahmen
dardurch verherrlichet zu werden erkenne/ dieses wohl so werth achten wolte/ daß
ich deßwegen etwas zu leiden kein bedenckens hätte/ sondern auch mich so viel
vorsichtiger machet/ in allen dingen/ predigen/ schreiben/ reden/ thun und lassen/

alles
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ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO L.
thun/ noch in der heiligung zunehmen/ als die eine frucht des glaubens iſt. Alſo
laſſet uns dann ſo viel feſter an dieſer gnade halten/ welche mit ihren kindern ge-
dult traͤgt/ und den redlichen willen als genehm haͤlt/ daß ſie ihn immer mehr ſtaͤr-
cket und fruchtbarer machet/ weil ſie uns lehret unſer thun in dem HErren ſey ihm
gefaͤllig. Nun in ſolche gnade und dero lebendige empfindliche erkaͤntnuͤß dieſelbe
mit ihrem gantzem hauß und allen mit welchen ſie in ſonderbarer Chriſtlicher
freundſchafft ſtehet/ ſie hertzlich empfehlende und daß ſolche ſie nicht unfruchtbar
ſeyn laſſe/ ſondern mit vielen fruͤchten der gerechtigkeit/ die durch JEſum Chri-
ſtum in ihnen zu ehre und lobe Gottes geſchehen/ aus bruͤderlichem hertzen/ auch
in dero nahmen gleich wie meiner lieben Haußfrau alſo auch anderer Chriſtlicher
freunde/ anwuͤnſchende ꝛc. 8. Maj. 1679.

SECTIO L.

An einen vornehmen Herrn des regiments in
Nuͤrnberg. Elender zuſtand unſerer Kirchen. Einiger
Po-
liticorum
ruͤhmlicher eiffer. Autoritaͤt der doctorum in unſerer
Kirchen.
Principia aus dem Papſtthum entlehnet.
Hoffnung von der Stadt Nuͤrnberg.

AN Materie kann mirs nicht mangeln alß der ich zum aller foͤrderſten
ſchuldigen danck zu ſagen habe vor die meiner ſeits unverdienſte groſſe
affection, welche E. Hoch Ad. Geſtr. gegen mich biß daher auf unter-
ſchiedliche weiſe bezeuget/ die ich ſo viel hoͤher zuſchaͤtzen/ eines theils weil ſie von
einer ſolchen perſon herkommet/ welche von leuten zu judiciren verſtehet/ und al-
ſo dero geneigtes urtheil alß eine ſonderbahre ehre zuachten iſt; Anderen theils
weil ich von etlichen jahren her von nicht wenigen orten habe vernehmen muͤſſen/
und noch offt vernehmen muß/ wie ſo ungleich und faſt unbillig von meiner perſon/
actionen und vorhaben geurtheilet wird/ weßwegen ich die geneigte urtheile der-
jenigen/ welche ſich durch jene nicht bewegen laſſen/ ſondern eine ſache ſelbſt zu-
unterſuchen ſich gewehnen/ ſo viel mehrerer freude anzuſehen habe. Jch erken-
ne darinnen meines heiligſten GOttes gerechte und weiſe regierung/ welcher
durch dergleichen auch etwa unziemliche judicia nicht nur meine gedult uͤben/
und meinen glauben pruͤfen will/ ob allerhand ungunſt zuvermeiden und ruhige
tage zuſuchen mich von redlicher und eifriger fortſetzung deß guten/ wo zu er ei-
nige gelegenheit geſandt und gezeiget/ abhalten/ oder wo ich ſeinen nahmen
dardurch verherrlichet zu werden erkenne/ dieſes wohl ſo werth achten wolte/ daß
ich deßwegen etwas zu leiden kein bedenckens haͤtte/ ſondern auch mich ſo viel
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[317/0335] ARTIC. I. DISTINCTIO II. SECTIO L. thun/ noch in der heiligung zunehmen/ als die eine frucht des glaubens iſt. Alſo laſſet uns dann ſo viel feſter an dieſer gnade halten/ welche mit ihren kindern ge- dult traͤgt/ und den redlichen willen als genehm haͤlt/ daß ſie ihn immer mehr ſtaͤr- cket und fruchtbarer machet/ weil ſie uns lehret unſer thun in dem HErren ſey ihm gefaͤllig. Nun in ſolche gnade und dero lebendige empfindliche erkaͤntnuͤß dieſelbe mit ihrem gantzem hauß und allen mit welchen ſie in ſonderbarer Chriſtlicher freundſchafft ſtehet/ ſie hertzlich empfehlende und daß ſolche ſie nicht unfruchtbar ſeyn laſſe/ ſondern mit vielen fruͤchten der gerechtigkeit/ die durch JEſum Chri- ſtum in ihnen zu ehre und lobe Gottes geſchehen/ aus bruͤderlichem hertzen/ auch in dero nahmen gleich wie meiner lieben Haußfrau alſo auch anderer Chriſtlicher freunde/ anwuͤnſchende ꝛc. 8. Maj. 1679. SECTIO L. An einen vornehmen Herrn des regiments in Nuͤrnberg. Elender zuſtand unſerer Kirchen. Einiger Po- liticorum ruͤhmlicher eiffer. Autoritaͤt der doctorum in unſerer Kirchen. Principia aus dem Papſtthum entlehnet. Hoffnung von der Stadt Nuͤrnberg. AN Materie kann mirs nicht mangeln alß der ich zum aller foͤrderſten ſchuldigen danck zu ſagen habe vor die meiner ſeits unverdienſte groſſe affection, welche E. Hoch Ad. Geſtr. gegen mich biß daher auf unter- ſchiedliche weiſe bezeuget/ die ich ſo viel hoͤher zuſchaͤtzen/ eines theils weil ſie von einer ſolchen perſon herkommet/ welche von leuten zu judiciren verſtehet/ und al- ſo dero geneigtes urtheil alß eine ſonderbahre ehre zuachten iſt; Anderen theils weil ich von etlichen jahren her von nicht wenigen orten habe vernehmen muͤſſen/ und noch offt vernehmen muß/ wie ſo ungleich und faſt unbillig von meiner perſon/ actionen und vorhaben geurtheilet wird/ weßwegen ich die geneigte urtheile der- jenigen/ welche ſich durch jene nicht bewegen laſſen/ ſondern eine ſache ſelbſt zu- unterſuchen ſich gewehnen/ ſo viel mehrerer freude anzuſehen habe. Jch erken- ne darinnen meines heiligſten GOttes gerechte und weiſe regierung/ welcher durch dergleichen auch etwa unziemliche judicia nicht nur meine gedult uͤben/ und meinen glauben pruͤfen will/ ob allerhand ungunſt zuvermeiden und ruhige tage zuſuchen mich von redlicher und eifriger fortſetzung deß guten/ wo zu er ei- nige gelegenheit geſandt und gezeiget/ abhalten/ oder wo ich ſeinen nahmen dardurch verherrlichet zu werden erkenne/ dieſes wohl ſo werth achten wolte/ daß ich deßwegen etwas zu leiden kein bedenckens haͤtte/ ſondern auch mich ſo viel vorſichtiger machet/ in allen dingen/ predigen/ ſchreiben/ reden/ thun und laſſen/ alles Rr 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/335>, abgerufen am 21.11.2024.