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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
trucken bereits angefangen inhibiret/ also daß es auff einer Universität zuvor
müsse censiret werden. Unser gantzes Ministerium nahm sich der sachen an/ als
welches gantz dasselbe vor einen jahr approbiret hatte/ dahero ohne seine beschim-
pfungen nicht anderer neuer censur submittiren möchte. Wir wurden aber
nicht gehöret/ und ist auff diese stunde die an den rath eingegebene Schrifft noch
nicht verlesen werden. Der verläger erlangte von Chursachsen ein privilegium
auff dieses und andere meine Schrifften. Dieses und einige andere incidentia
haben durch GOttes schickung gefügt/ daß es wieder in dieser meß zu samt den la-
teinischen piis desideriis herausgekommen. Damit also nicht nur den jenigen/ so
darnach verlangen tragen/ geholffen/ sondern auch das schwere praejudiz von mir
genommen würde/ daß selbsten alhier meine sachen nicht dörfften getruckt werden.
Es verlautete nach solchem/ man würde mir meine hausübung oder Collegium
verbiethen/ war aber nichts/ wie dann noch nicht ein einiger der Herrn gegen mir
in gegenwart nur einiges mißfallen dargegen bezeugt. Doch verlautet es/ daß
die consilia obhanden/ daß es in die kirch transferiret werden solte/ welches mir
der gröste gefallen und wohlthat seyn würde. Jn dessen haben die calumniae
aller orthen mehr und mehr gewähret/ die mir schrifftlich und mündlich vorgekom-
men. Jch aber tröste mich meiner unschuld/ bete und verlange daß die jenige so
sich an mir versündigen/ keine andere straffe haben mögen/ als daß sie ihr unrecht
erkennen/ sich vor sich selbst und vor GOTT schämen/ und hinkünfftig das jenige
selbst zu befördern/ was sie vorhin gehindert und gelästert haben/ die gnade empfan-
gen mögen. Jetzo fangt es an/ nun etwas weniges stiller zu werden. Doch
wird der teuffel seine tücke nicht lassen. Herrn D. Hannekenii dedication/ habe
ich ziemlich späth zusehen bekommen/ und darauff einige theses und ektheseis nach
Giessen geschicket/ so ich nicht zweiffle von unserm geliebten Herrn N. communi-
ciret
seyn werden/ auff die ich versichert bin/ das weder der zornigste adversarius
noch andere so leicht antworten sollen. Es hat sich aber jener auff befragen allein
so viel heraus gelassen/ er habe mich nicht gemeint: Nun wäre einem unschwer zu
zeigen/ daß er mich gemeinet ex alleg: duorum locorum Chrysost. welche noch
von niemand als mir eo modo allegiret/ aber ich lasse es gern gehen/ und begehre
keinen feind/ der es selbs zu seyn nicht verlangt/ als der ich den frieden/ wie wir
schuldig sind/ liebe. So verhoffe auch/ es werde der liebe D. Hannekenius selbst
dermahleins sich besser in die sache finden/ wo andere flabella nicht mehr werden
vorhanden seyn. Jch stelle alles in den willen GOttes und seine heilige providenz.
Vor etwa 2. monaten waren gefährliche consilia gegen mich geschmiedet/ und hat-
ten an dem sollen ausbrechen: Aber GOtt lebte noch/ der dorten den David er-
errettete. 1. Sam. 23/ 26. 27. 28. Es scheinet/ jetzo einem/ welcher seine autorität
vornehmlich gegen mich mißbrauchen mögen/ eine starcke hinderung von GOTT
vorgeschoben seyn; Der HERR gebe/ das es zu seiner änderung gereiche/ dar-

an

Das ſechſte Capitel.
trucken bereits angefangen inhibiret/ alſo daß es auff einer Univerſitaͤt zuvor
muͤſſe cenſiret werden. Unſer gantzes Miniſterium nahm ſich der ſachen an/ als
welches gantz daſſelbe vor einen jahr approbiret hatte/ dahero ohne ſeine beſchim-
pfungen nicht anderer neuer cenſur ſubmittiren moͤchte. Wir wurden aber
nicht gehoͤret/ und iſt auff dieſe ſtunde die an den rath eingegebene Schrifft noch
nicht verleſen werden. Der verlaͤger erlangte von Churſachſen ein privilegium
auff dieſes und andere meine Schrifften. Dieſes und einige andere incidentia
haben durch GOttes ſchickung gefuͤgt/ daß es wieder in dieſer meß zu ſamt den la-
teiniſchen piis deſideriis herausgekommen. Damit alſo nicht nur den jenigen/ ſo
darnach verlangen tragen/ geholffen/ ſondern auch das ſchwere præjudiz von mir
genommen wuͤrde/ daß ſelbſten alhier meine ſachen nicht doͤrfften getruckt werden.
Es verlautete nach ſolchem/ man wuͤrde mir meine hausuͤbung oder Collegium
verbiethen/ war aber nichts/ wie dann noch nicht ein einiger der Herrn gegen mir
in gegenwart nur einiges mißfallen dargegen bezeugt. Doch verlautet es/ daß
die conſilia obhanden/ daß es in die kirch transferiret werden ſolte/ welches mir
der groͤſte gefallen und wohlthat ſeyn wuͤrde. Jn deſſen haben die calumniæ
aller orthen mehr und mehr gewaͤhret/ die mir ſchrifftlich und muͤndlich vorgekom-
men. Jch aber troͤſte mich meiner unſchuld/ bete und verlange daß die jenige ſo
ſich an mir verſuͤndigen/ keine andere ſtraffe haben moͤgen/ als daß ſie ihr unrecht
erkennen/ ſich vor ſich ſelbſt und vor GOTT ſchaͤmen/ und hinkuͤnfftig das jenige
ſelbſt zu befoͤrdern/ was ſie vorhin gehindert und gelaͤſtert haben/ die gnade empfan-
gen moͤgen. Jetzo fangt es an/ nun etwas weniges ſtiller zu werden. Doch
wird der teuffel ſeine tuͤcke nicht laſſen. Herrn D. Hannekenii dedication/ habe
ich ziemlich ſpaͤth zuſehen bekommen/ und darauff einige theſes und ἐκϑέσεις nach
Gieſſen geſchicket/ ſo ich nicht zweiffle von unſerm geliebten Herrn N. communi-
ciret
ſeyn werden/ auff die ich verſichert bin/ das weder der zornigſte adverſarius
noch andere ſo leicht antworten ſollen. Es hat ſich aber jener auff befragen allein
ſo viel heraus gelaſſen/ er habe mich nicht gemeint: Nun waͤre einem unſchwer zu
zeigen/ daß er mich gemeinet ex alleg: duorum locorum Chryſoſt. welche noch
von niemand als mir eo modo allegiret/ aber ich laſſe es gern gehen/ und begehre
keinen feind/ der es ſelbs zu ſeyn nicht verlangt/ als der ich den frieden/ wie wir
ſchuldig ſind/ liebe. So verhoffe auch/ es werde der liebe D. Hannekenius ſelbſt
dermahleins ſich beſſer in die ſache finden/ wo andere flabella nicht mehr werden
vorhanden ſeyn. Jch ſtelle alles in den willen GOttes uñ ſeine heilige providenz.
Vor etwa 2. monaten waren gefaͤhrliche conſilia gegen mich geſchmiedet/ und hat-
ten an dem ſollen ausbrechen: Aber GOtt lebte noch/ der dorten den David er-
errettete. 1. Sam. 23/ 26. 27. 28. Es ſcheinet/ jetzo einem/ welcher ſeine autoritaͤt
vornehmlich gegen mich mißbrauchen moͤgen/ eine ſtarcke hinderung von GOTT
vorgeſchoben ſeyn; Der HERR gebe/ das es zu ſeiner aͤnderung gereiche/ dar-

an
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[252[254]/0272] Das ſechſte Capitel. trucken bereits angefangen inhibiret/ alſo daß es auff einer Univerſitaͤt zuvor muͤſſe cenſiret werden. Unſer gantzes Miniſterium nahm ſich der ſachen an/ als welches gantz daſſelbe vor einen jahr approbiret hatte/ dahero ohne ſeine beſchim- pfungen nicht anderer neuer cenſur ſubmittiren moͤchte. Wir wurden aber nicht gehoͤret/ und iſt auff dieſe ſtunde die an den rath eingegebene Schrifft noch nicht verleſen werden. Der verlaͤger erlangte von Churſachſen ein privilegium auff dieſes und andere meine Schrifften. Dieſes und einige andere incidentia haben durch GOttes ſchickung gefuͤgt/ daß es wieder in dieſer meß zu ſamt den la- teiniſchen piis deſideriis herausgekommen. Damit alſo nicht nur den jenigen/ ſo darnach verlangen tragen/ geholffen/ ſondern auch das ſchwere præjudiz von mir genommen wuͤrde/ daß ſelbſten alhier meine ſachen nicht doͤrfften getruckt werden. Es verlautete nach ſolchem/ man wuͤrde mir meine hausuͤbung oder Collegium verbiethen/ war aber nichts/ wie dann noch nicht ein einiger der Herrn gegen mir in gegenwart nur einiges mißfallen dargegen bezeugt. Doch verlautet es/ daß die conſilia obhanden/ daß es in die kirch transferiret werden ſolte/ welches mir der groͤſte gefallen und wohlthat ſeyn wuͤrde. Jn deſſen haben die calumniæ aller orthen mehr und mehr gewaͤhret/ die mir ſchrifftlich und muͤndlich vorgekom- men. Jch aber troͤſte mich meiner unſchuld/ bete und verlange daß die jenige ſo ſich an mir verſuͤndigen/ keine andere ſtraffe haben moͤgen/ als daß ſie ihr unrecht erkennen/ ſich vor ſich ſelbſt und vor GOTT ſchaͤmen/ und hinkuͤnfftig das jenige ſelbſt zu befoͤrdern/ was ſie vorhin gehindert und gelaͤſtert haben/ die gnade empfan- gen moͤgen. Jetzo fangt es an/ nun etwas weniges ſtiller zu werden. Doch wird der teuffel ſeine tuͤcke nicht laſſen. Herrn D. Hannekenii dedication/ habe ich ziemlich ſpaͤth zuſehen bekommen/ und darauff einige theſes und ἐκϑέσεις nach Gieſſen geſchicket/ ſo ich nicht zweiffle von unſerm geliebten Herrn N. communi- ciret ſeyn werden/ auff die ich verſichert bin/ das weder der zornigſte adverſarius noch andere ſo leicht antworten ſollen. Es hat ſich aber jener auff befragen allein ſo viel heraus gelaſſen/ er habe mich nicht gemeint: Nun waͤre einem unſchwer zu zeigen/ daß er mich gemeinet ex alleg: duorum locorum Chryſoſt. welche noch von niemand als mir eo modo allegiret/ aber ich laſſe es gern gehen/ und begehre keinen feind/ der es ſelbs zu ſeyn nicht verlangt/ als der ich den frieden/ wie wir ſchuldig ſind/ liebe. So verhoffe auch/ es werde der liebe D. Hannekenius ſelbſt dermahleins ſich beſſer in die ſache finden/ wo andere flabella nicht mehr werden vorhanden ſeyn. Jch ſtelle alles in den willen GOttes uñ ſeine heilige providenz. Vor etwa 2. monaten waren gefaͤhrliche conſilia gegen mich geſchmiedet/ und hat- ten an dem ſollen ausbrechen: Aber GOtt lebte noch/ der dorten den David er- errettete. 1. Sam. 23/ 26. 27. 28. Es ſcheinet/ jetzo einem/ welcher ſeine autoritaͤt vornehmlich gegen mich mißbrauchen moͤgen/ eine ſtarcke hinderung von GOTT vorgeſchoben ſeyn; Der HERR gebe/ das es zu ſeiner aͤnderung gereiche/ dar- an

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 252[254]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/272>, abgerufen am 22.11.2024.