Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.Das sechste Capitel. es wäre damit aber auch dem lügen teuffel das maul gestopffet/ und den leichtgläu-bigen/ so sich davon/ was sie einmahl gehöret/ nicht abwenden lassen wollen/ der glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlä- sterer seine sonderbahre künste hiebey/ und suchet auch bey denjenigen/ die gleich- wohl profession wegen mehr Christlicher liebe haben solten/ die einmahlig gefaste meinung stäts zu erhalten/ hat auch seine instrumenten/ so er darzu gebraucht/ selbst in unserer statt/ sonderlich ist ein studiosus, welcher durch anderer untertrü- ckung sein fortun zu suchen scheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/ so sich an mir und andern in dergleichen dingen versündigen/ und verzeihe es ihnen in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. grosser affection und Christ-Theo- logischer so prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz versichert/ daß solche gleich wie bißher also auch künfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehört meiner/ wie ich dann über alles rechenschafft zu geben mich getrost erbiete/ bey bringen lassen werden. 9. Augisti 1678. SECTIO XXXIV. Daß das Römische Babel noch grosse gewalt aus DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra- grund
Das ſechſte Capitel. es waͤre damit aber auch dem luͤgen teuffel das maul geſtopffet/ und den leichtglaͤu-bigen/ ſo ſich davon/ was ſie einmahl gehoͤret/ nicht abwenden laſſen wollen/ der glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlaͤ- ſterer ſeine ſonderbahre kuͤnſte hiebey/ und ſuchet auch bey denjenigen/ die gleich- wohl profeſſion wegen mehr Chriſtlicher liebe haben ſolten/ die einmahlig gefaſte meinung ſtaͤts zu erhalten/ hat auch ſeine inſtrumenten/ ſo er darzu gebraucht/ ſelbſt in unſerer ſtatt/ ſonderlich iſt ein ſtudioſus, welcher durch anderer untertruͤ- ckung ſein fortun zu ſuchen ſcheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/ ſo ſich an mir und andern in dergleichen dingen verſuͤndigen/ und verzeihe es ihnen in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. groſſer affection und Chriſt-Theo- logiſcher ſo prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz verſichert/ daß ſolche gleich wie bißher alſo auch kuͤnfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehoͤrt meiner/ wie ich dann uͤber alles rechenſchafft zu geben mich getroſt erbiete/ bey bringen laſſen werden. 9. Augiſti 1678. SECTIO XXXIV. Daß das Roͤmiſche Babel noch groſſe gewalt aus DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra- grund
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Das ſechſte Capitel.
es waͤre damit aber auch dem luͤgen teuffel das maul geſtopffet/ und den leichtglaͤu-
bigen/ ſo ſich davon/ was ſie einmahl gehoͤret/ nicht abwenden laſſen wollen/ der
glaube der wahrheit hinwiederum beygebracht worden. Aber es hat der ertzlaͤ-
ſterer ſeine ſonderbahre kuͤnſte hiebey/ und ſuchet auch bey denjenigen/ die gleich-
wohl profeſſion wegen mehr Chriſtlicher liebe haben ſolten/ die einmahlig gefaſte
meinung ſtaͤts zu erhalten/ hat auch ſeine inſtrumenten/ ſo er darzu gebraucht/
ſelbſt in unſerer ſtatt/ ſonderlich iſt ein ſtudioſus, welcher durch anderer untertruͤ-
ckung ſein fortun zu ſuchen ſcheinet. Der HErr gebe es allen denen zu erkennen/
ſo ſich an mir und andern in dergleichen dingen verſuͤndigen/ und verzeihe es ihnen
in gnaden. Von Eure Hoch-Wohl-Ehrw. groſſer affection und Chriſt-Theo-
logiſcher ſo prudenz als auffrichtigkeit/ bin ich gantz verſichert/ daß ſolche gleich
wie bißher alſo auch kuͤnfftig ihro nichts widriges gegen mich/ ohngehoͤrt meiner/
wie ich dann uͤber alles rechenſchafft zu geben mich getroſt erbiete/ bey bringen laſſen
werden. 9. Augiſti 1678.
SECTIO XXXIV.
Daß das Roͤmiſche Babel noch groſſe gewalt aus
uͤben werde. Erklaͤhrung meiner und
Horbii lehre.
DEn zwar in particulari nicht bekanten/ mir aber von dem Herrn confra-
tre mit etlichen worten angedeuteten betruͤbten und gefaͤhrlichen zuſtand be-
jammere hertzlich. Der Vater der barmhertzigkeit ſeye auch ihm ein
GOTT des kraͤfftigen troſtes und ihre huͤlffe in der noth. Es iſt nicht nur muͤg-
lich ſondern eher vermuthlich/ daß GOTT dem Roͤmiſchen Babel vor ſeinem
letzten bevorſtehenden untergang gegen das ſuͤndliche Jeruſalem eine groſſe gewalt
und ſucceß geben werde/ damit deſſen ſeine uͤbermachte ſuͤnden geſtrafft/ und hin-
gegen durch die grauſamkeit an den wahrhafftig heiligen/ ſo in jenem noch verbor-
gen geweſen/ veruͤbet/ jenes Babels gerichts endlich ihm ſelbſt nach erfuͤlltem maß
der ſuͤnden uͤber den halß gezogen werde. Der HERR wird aber vor die ſeine ſor-
gen. Jm uͤbrigen zweiffle nicht/ mein Hochgeehrter Herr Pfarrer werde ſeit-
her auch vieles ungleiches von mir/ ſo dann meinen geliebten Schwager Herrn
Horbio, gehoͤret haben/ wie ſonderlich ihre gegend von dergleichen faſt erfuͤllet iſt.
Hier iſt aber weder zeit noch platz einen gnugſamen bericht zu ertheilen: Nur ſte-
het meine hertzliche bitte/ er wolle ſich nicht mit ungleichem urtheil/ wie ſo viel ande-
re gethan/ an Chriſtlicher liebe verſuͤndigen/ auch andere davon abwarnen/ daß ſie
ob wohl von niemand gefordert wird/ daß ſie etwas billichen/ ſo ſie nicht aus dem
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 248[250]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/268>, abgerufen am 16.02.2025. |