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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702.

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Das sechste Capitel.
führet alle die seinige wunderlich und weißlich/ das wolle Euer Wohl-Ehrw. er-
kennen/ in allem auch an sich geschehen zu seyn/ und GOttes heiligste leitung allezeit
danckbarlich preisen. 5. Maj. 1676.

SECTIO XXV.

Als ein guter freund in Franckfurth etwas aus-
geben wolte/ das verdacht irriger lehre erwecken könte.
Von der dolmetschung Lutheri. Verhe issungen der alten im
Alten Testament. Rechtfertigung. Treue warnung/ nicht
durch falsche lehre oder dero schein dem werck des
HErren anstoß zu setzen. Der daraus
entstehende schade.

MJe hertzlich ich diejenige von dem geber alles guten in denselben gelegte
theure gaben/ erkantnüß und eiffer aestimire und liebe/ auch nichts mehr
verlangen trage/ als daß dieselbe reichen nutzen zu GOttes preiß und vieler
menschen aufferbauung bringen mögen/ hoffe ich/ werde es nicht vieles bezeugens
bedörffen/ noch noth seyn/ hier gegen denselben selbs viele wort darvon zu machen.
So vielmehr aber liget mir ob/ gleich wie/ wo ich gelegenheit zu fruchtbarer anwen-
dung solcher göttlichen gaben zu finden sehe/ dieselbe willig zu befördern/ also hingegen/
wo besorgen muß/ daß etwas an kräfftiger fruchtbringung derselben schädlich oder
hinderlich seyn möchte/ davor mit helffen sorge zu tragen/ und deßwegen aus schul-
diger liebe freundliche erinnerung zu thun. Hiezu giebet mir gelegenheit/ die
auff meine bitte neulich gethane freundliche communication zweyer capitel des
lieben von der aus der Schrifft gezogenen schuldigkeit des Christen lebens. Jn wel-
chem mit hertzlichen vergnügen vieles gelesen/ so mich nicht wenig vergnüget und
erfreut/ aber auch etliches angetroffen habe/ von deme sorgen muß/ daß dessen pu-
blication
an statt verhofften nutzens vielleicht ohne schaden und hinderung der/ selbs
zum zweck sich vorgesetzten/ erbauung des Christenthums nach sich ziehen möchte;
welchem denn so wohl selbs diese zeit über in der furcht des Herren und mit dessen an-
ruffung nachgedacht habe/ als bitte gleichfalsferner solcher sache reifflich nachzu sin-
nen. Jch finde zum aller fördersten ein und andere expressiones in der überse-
tzung etlicher sprüche aus dem grund text/ wo von Lutheri gewöhnlicher dolmet-
schung etwa auch ohne noth oder nutzen abgewichen worden. Da ists zwar an
dem/ daß ich weder mich selbs/ noch andere an Lutheri übersetzung/ ob sie wohl vor
eine herrliche gabe GOttes erkenne/ dermassen knechtisch binde/ daß nicht von der-
selben so bald als etwas nachtrücklichers aus dem grundtext gewiesen werden kan/

abzu-

Das ſechſte Capitel.
fuͤhret alle die ſeinige wunderlich und weißlich/ das wolle Euer Wohl-Ehrw. er-
kennen/ in allem auch an ſich geſchehen zu ſeyn/ und GOttes heiligſte leitung allezeit
danckbarlich preiſen. 5. Maj. 1676.

SECTIO XXV.

Als ein guter freund in Franckfurth etwas aus-
geben wolte/ das verdacht irriger lehre erwecken koͤnte.
Von der dolmetſchung Lutheri. Verhe iſſungen der alten im
Alten Teſtament. Rechtfertigung. Treue warnung/ nicht
durch falſche lehre oder dero ſchein dem werck des
HErren anſtoß zu ſetzen. Der daraus
entſtehende ſchade.

MJe hertzlich ich diejenige von dem geber alles guten in denſelben gelegte
theure gaben/ erkantnuͤß und eiffer æſtimire und liebe/ auch nichts mehr
verlangen trage/ als daß dieſelbe reichen nutzen zu GOttes preiß und vieler
menſchen aufferbauung bringen moͤgen/ hoffe ich/ werde es nicht vieles bezeugens
bedoͤrffen/ noch noth ſeyn/ hier gegen denſelben ſelbs viele wort darvon zu machen.
So vielmehr aber liget mir ob/ gleich wie/ wo ich gelegenheit zu fruchtbarer anwen-
dung ſolcheꝛ goͤttlichen gaben zu finden ſehe/ dieſelbe willig zu befoͤrdeꝛn/ alſo hingegẽ/
wo beſorgen muß/ daß etwas an kraͤfftiger fruchtbringung derſelben ſchaͤdlich oder
hinderlich ſeyn moͤchte/ davor mit helffen ſorge zu tragen/ und deßwegen aus ſchul-
diger liebe freundliche erinnerung zu thun. Hiezu giebet mir gelegenheit/ die
auff meine bitte neulich gethane freundliche communication zweyer capitel des
lieben von der aus der Schrifft gezogenen ſchuldigkeit des Chriſten lebens. Jn wel-
chem mit hertzlichen vergnuͤgen vieles geleſen/ ſo mich nicht wenig vergnuͤget und
erfreut/ aber auch etliches angetroffen habe/ von deme ſorgen muß/ daß deſſen pu-
blication
an ſtatt verhofften nutzens vielleicht ohne ſchaden und hinderung der/ ſelbs
zum zweck ſich vorgeſetzten/ erbauung des Chriſtenthums nach ſich ziehen moͤchte;
welchem denn ſo wohl ſelbs dieſe zeit uͤber in der furcht des Herren und mit deſſen an-
ruffung nachgedacht habe/ als bitte gleichfalsferner ſolcher ſache reifflich nachzu ſin-
nen. Jch finde zum aller foͤrderſten ein und andere expreſſiones in der uͤberſe-
tzung etlicher ſpruͤche aus dem grund text/ wo von Lutheri gewoͤhnlicher dolmet-
ſchung etwa auch ohne noth oder nutzen abgewichen worden. Da iſts zwar an
dem/ daß ich weder mich ſelbs/ noch andere an Lutheri uͤberſetzung/ ob ſie wohl vor
eine herrliche gabe GOttes erkenne/ dermaſſen knechtiſch binde/ daß nicht von der-
ſelben ſo bald als etwas nachtruͤcklichers aus dem grundtext gewieſen werden kan/

abzu-
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[120/0138] Das ſechſte Capitel. fuͤhret alle die ſeinige wunderlich und weißlich/ das wolle Euer Wohl-Ehrw. er- kennen/ in allem auch an ſich geſchehen zu ſeyn/ und GOttes heiligſte leitung allezeit danckbarlich preiſen. 5. Maj. 1676. SECTIO XXV. Als ein guter freund in Franckfurth etwas aus- geben wolte/ das verdacht irriger lehre erwecken koͤnte. Von der dolmetſchung Lutheri. Verhe iſſungen der alten im Alten Teſtament. Rechtfertigung. Treue warnung/ nicht durch falſche lehre oder dero ſchein dem werck des HErren anſtoß zu ſetzen. Der daraus entſtehende ſchade. MJe hertzlich ich diejenige von dem geber alles guten in denſelben gelegte theure gaben/ erkantnuͤß und eiffer æſtimire und liebe/ auch nichts mehr verlangen trage/ als daß dieſelbe reichen nutzen zu GOttes preiß und vieler menſchen aufferbauung bringen moͤgen/ hoffe ich/ werde es nicht vieles bezeugens bedoͤrffen/ noch noth ſeyn/ hier gegen denſelben ſelbs viele wort darvon zu machen. So vielmehr aber liget mir ob/ gleich wie/ wo ich gelegenheit zu fruchtbarer anwen- dung ſolcheꝛ goͤttlichen gaben zu finden ſehe/ dieſelbe willig zu befoͤrdeꝛn/ alſo hingegẽ/ wo beſorgen muß/ daß etwas an kraͤfftiger fruchtbringung derſelben ſchaͤdlich oder hinderlich ſeyn moͤchte/ davor mit helffen ſorge zu tragen/ und deßwegen aus ſchul- diger liebe freundliche erinnerung zu thun. Hiezu giebet mir gelegenheit/ die auff meine bitte neulich gethane freundliche communication zweyer capitel des lieben von der aus der Schrifft gezogenen ſchuldigkeit des Chriſten lebens. Jn wel- chem mit hertzlichen vergnuͤgen vieles geleſen/ ſo mich nicht wenig vergnuͤget und erfreut/ aber auch etliches angetroffen habe/ von deme ſorgen muß/ daß deſſen pu- blication an ſtatt verhofften nutzens vielleicht ohne ſchaden und hinderung der/ ſelbs zum zweck ſich vorgeſetzten/ erbauung des Chriſtenthums nach ſich ziehen moͤchte; welchem denn ſo wohl ſelbs dieſe zeit uͤber in der furcht des Herren und mit deſſen an- ruffung nachgedacht habe/ als bitte gleichfalsferner ſolcher ſache reifflich nachzu ſin- nen. Jch finde zum aller foͤrderſten ein und andere expreſſiones in der uͤberſe- tzung etlicher ſpruͤche aus dem grund text/ wo von Lutheri gewoͤhnlicher dolmet- ſchung etwa auch ohne noth oder nutzen abgewichen worden. Da iſts zwar an dem/ daß ich weder mich ſelbs/ noch andere an Lutheri uͤberſetzung/ ob ſie wohl vor eine herrliche gabe GOttes erkenne/ dermaſſen knechtiſch binde/ daß nicht von der- ſelben ſo bald als etwas nachtruͤcklichers aus dem grundtext gewieſen werden kan/ abzu-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 3. Halle (Saale), 1702, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken03_1702/138>, abgerufen am 24.11.2024.