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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. I. SECTIO XI.
solte/ mit sanfftmuth anzunehmen/ und stäts dem Heil. Geist/ der dadurch
wircken will/ durch gottselige betrachtung desselben/ platz bey sich zu lassen/
damit er es immer tieffer eintrucke/ nicht nur in den verstand und gedächt-
nüß/ sondern selbs in das hertz hinein. Denn wo seinen wirckungen dermas-
sen raum gegeben wird/ so macht er unsre seelen mehr und mehr göttlich gesin-
net/ daß die wahrheit des Evangelii in dieselbe mit himmlischem glauben ein-
getrucket/ und das gesetz des HErrn selbs mit lebendigen buchstaben in einer
liebe gegen dessen heiligkeit und sorgsamen fleiß nach demselben das gantze
leben aus danckbarkeit vor die empfangene gnade der seligkeit anzustellen/
eingeschrieben wird: da bleibet der saame GOttes in der seele/ bewahret uns
vor aller herrschafft der sünden/ und machet/ daß wir nicht nurhörer/ sondern
auch thäter des worts/ und also nicht zwahr durch/ jedoch in der that selig
werden. Daß nun solches die löbliche absicht E. Hochfürstl. Durchl. für sich
und alle hohe ihrige gewesen/ lebe ich der tröstlichen zuversicht/ und versehe
mich/ daß auch die christliche resolution längst gefasset seyn werde/ das werck
des HErrn in sich durch diesen seinen diener kräfftig fortsetzen zu lassen/ und
allezeit dessen/ der in dem wort von oben her mit uns redet/ willen freudig an-
zunehmen. Welches ich auch aus dem unterthänigsten vertrauen/ das E.
Hochfürstl. Durchl. durch dero gnädigstes bezeugen gegen mich verursacht/
demüthigst erinnert und gebeten haben will. Jch ruffe endlich den himmli-
schen Vater/ der zu allem pflantzen und begiessen selbs das gedeyen geben
muß/ flehentlichst an/ daß seine allmächtige und stärckeste gnade E. Hoch-
fürstl. Durchl. theure seele durch die krafft seines heilsamen worts mehr und
mehr demselben in der that gleichgesinnet machen/ sie mehr und mehr von al-
lem/ was ihm mißfällig ist/ und den süssen geschmack des göttlichen trostes
hindert/ reinigen/ hingegen in der krafft des blutes JEsu Christi der verge-
bung aller sünde versichert mit liebe der täglichen ernstlichen heiligung/ ohne
welche wir den HErrn nicht sehen können/ erfüllen/ solchen vorsatz niemal
wiederum unterbrochen werden lassen/ zu dessen erfüllung aber und bestän-
digkeit täglich von oben herab neue gnade mittheilen/ und also insgesamt den
paulinischen wunsch an deroselben und gantzem Hochfürstl. hauß erfüllen
wolle/ welchen ich dem theuren Apostel nachspreche und übrige wünsche (da-
bey es auch an meinem täglichen gebet nicht mangeln solle) dieses mal damit
beschliesse. 1. Thess. 5/ 23. 24. Er/ der GOtt des friedens heilige euch
durch und durch/ und euer geist gantz samt der seele und leib müsse be-
halten werden unsträfllich auff die zukunfft unsers HErrn JESU
Christi. Getreu ist er/ der euch ruffet/ welcher wirds auch thun.
Erthue es dann! Amen. 1690.

SECTIO

ARTIC. I. SECTIO XI.
ſolte/ mit ſanfftmuth anzunehmen/ und ſtaͤts dem Heil. Geiſt/ der dadurch
wircken will/ durch gottſelige betrachtung deſſelben/ platz bey ſich zu laſſen/
damit er es immer tieffer eintrucke/ nicht nur in den verſtand und gedaͤcht-
nuͤß/ ſondern ſelbs in das hertz hinein. Denn wo ſeinen wirckungen dermaſ-
ſen raum gegeben wird/ ſo macht er unſre ſeelen mehr und mehr goͤttlich geſin-
net/ daß die wahrheit des Evangelii in dieſelbe mit himmliſchem glauben ein-
getrucket/ und das geſetz des HErrn ſelbs mit lebendigen buchſtaben in einer
liebe gegen deſſen heiligkeit und ſorgſamen fleiß nach demſelben das gantze
leben aus danckbarkeit vor die empfangene gnade der ſeligkeit anzuſtellen/
eingeſchrieben wird: da bleibet der ſaame GOttes in der ſeele/ bewahret uns
vor aller herrſchafft der ſuͤnden/ und machet/ daß wir nicht nurhoͤrer/ ſondern
auch thaͤter des worts/ und alſo nicht zwahr durch/ jedoch in der that ſelig
werden. Daß nun ſolches die loͤbliche abſicht E. Hochfuͤrſtl. Durchl. fuͤr ſich
und alle hohe ihrige geweſen/ lebe ich der troͤſtlichen zuverſicht/ und verſehe
mich/ daß auch die chriſtliche reſolution laͤngſt gefaſſet ſeyn werde/ das werck
des HErrn in ſich durch dieſen ſeinen diener kraͤfftig fortſetzen zu laſſen/ und
allezeit deſſen/ der in dem wort von oben her mit uns redet/ willen freudig an-
zunehmen. Welches ich auch aus dem unterthaͤnigſten vertrauen/ das E.
Hochfuͤrſtl. Durchl. durch dero gnaͤdigſtes bezeugen gegen mich verurſacht/
demuͤthigſt erinnert und gebeten haben will. Jch ruffe endlich den himmli-
ſchen Vater/ der zu allem pflantzen und begieſſen ſelbs das gedeyen geben
muß/ flehentlichſt an/ daß ſeine allmaͤchtige und ſtaͤrckeſte gnade E. Hoch-
fuͤrſtl. Durchl. theure ſeele durch die krafft ſeines heilſamen worts mehr und
mehr demſelben in der that gleichgeſinnet machen/ ſie mehr und mehr von al-
lem/ was ihm mißfaͤllig iſt/ und den ſuͤſſen geſchmack des goͤttlichen troſtes
hindert/ reinigen/ hingegen in der krafft des blutes JEſu Chriſti der verge-
bung aller ſuͤnde verſichert mit liebe der taͤglichen ernſtlichen heiligung/ ohne
welche wir den HErrn nicht ſehen koͤnnen/ erfuͤllen/ ſolchen vorſatz niemal
wiederum unterbrochen werden laſſen/ zu deſſen erfuͤllung aber und beſtaͤn-
digkeit taͤglich von oben herab neue gnade mittheilen/ und alſo insgeſamt den
pauliniſchen wunſch an deroſelben und gantzem Hochfuͤrſtl. hauß erfuͤllen
wolle/ welchen ich dem theuren Apoſtel nachſpreche und uͤbrige wuͤnſche (da-
bey es auch an meinem taͤglichen gebet nicht mangeln ſolle) dieſes mal damit
beſchlieſſe. 1. Theſſ. 5/ 23. 24. Er/ der GOtt des friedens heilige euch
durch und durch/ und euer geiſt gantz ſamt der ſeele und leib muͤſſe be-
halten werden unſtraͤfllich auff die zukunfft unſers HErrn JESU
Chriſti. Getreu iſt er/ der euch ruffet/ welcher wirds auch thun.
Erthue es dann! Amen. 1690.

SECTIO
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[663/0671] ARTIC. I. SECTIO XI. ſolte/ mit ſanfftmuth anzunehmen/ und ſtaͤts dem Heil. Geiſt/ der dadurch wircken will/ durch gottſelige betrachtung deſſelben/ platz bey ſich zu laſſen/ damit er es immer tieffer eintrucke/ nicht nur in den verſtand und gedaͤcht- nuͤß/ ſondern ſelbs in das hertz hinein. Denn wo ſeinen wirckungen dermaſ- ſen raum gegeben wird/ ſo macht er unſre ſeelen mehr und mehr goͤttlich geſin- net/ daß die wahrheit des Evangelii in dieſelbe mit himmliſchem glauben ein- getrucket/ und das geſetz des HErrn ſelbs mit lebendigen buchſtaben in einer liebe gegen deſſen heiligkeit und ſorgſamen fleiß nach demſelben das gantze leben aus danckbarkeit vor die empfangene gnade der ſeligkeit anzuſtellen/ eingeſchrieben wird: da bleibet der ſaame GOttes in der ſeele/ bewahret uns vor aller herrſchafft der ſuͤnden/ und machet/ daß wir nicht nurhoͤrer/ ſondern auch thaͤter des worts/ und alſo nicht zwahr durch/ jedoch in der that ſelig werden. Daß nun ſolches die loͤbliche abſicht E. Hochfuͤrſtl. Durchl. fuͤr ſich und alle hohe ihrige geweſen/ lebe ich der troͤſtlichen zuverſicht/ und verſehe mich/ daß auch die chriſtliche reſolution laͤngſt gefaſſet ſeyn werde/ das werck des HErrn in ſich durch dieſen ſeinen diener kraͤfftig fortſetzen zu laſſen/ und allezeit deſſen/ der in dem wort von oben her mit uns redet/ willen freudig an- zunehmen. Welches ich auch aus dem unterthaͤnigſten vertrauen/ das E. Hochfuͤrſtl. Durchl. durch dero gnaͤdigſtes bezeugen gegen mich verurſacht/ demuͤthigſt erinnert und gebeten haben will. Jch ruffe endlich den himmli- ſchen Vater/ der zu allem pflantzen und begieſſen ſelbs das gedeyen geben muß/ flehentlichſt an/ daß ſeine allmaͤchtige und ſtaͤrckeſte gnade E. Hoch- fuͤrſtl. Durchl. theure ſeele durch die krafft ſeines heilſamen worts mehr und mehr demſelben in der that gleichgeſinnet machen/ ſie mehr und mehr von al- lem/ was ihm mißfaͤllig iſt/ und den ſuͤſſen geſchmack des goͤttlichen troſtes hindert/ reinigen/ hingegen in der krafft des blutes JEſu Chriſti der verge- bung aller ſuͤnde verſichert mit liebe der taͤglichen ernſtlichen heiligung/ ohne welche wir den HErrn nicht ſehen koͤnnen/ erfuͤllen/ ſolchen vorſatz niemal wiederum unterbrochen werden laſſen/ zu deſſen erfuͤllung aber und beſtaͤn- digkeit taͤglich von oben herab neue gnade mittheilen/ und alſo insgeſamt den pauliniſchen wunſch an deroſelben und gantzem Hochfuͤrſtl. hauß erfuͤllen wolle/ welchen ich dem theuren Apoſtel nachſpreche und uͤbrige wuͤnſche (da- bey es auch an meinem taͤglichen gebet nicht mangeln ſolle) dieſes mal damit beſchlieſſe. 1. Theſſ. 5/ 23. 24. Er/ der GOtt des friedens heilige euch durch und durch/ und euer geiſt gantz ſamt der ſeele und leib muͤſſe be- halten werden unſtraͤfllich auff die zukunfft unſers HErrn JESU Chriſti. Getreu iſt er/ der euch ruffet/ welcher wirds auch thun. Erthue es dann! Amen. 1690. SECTIO

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/671>, abgerufen am 23.11.2024.