Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das vierdte Capitel. hero sie gleichwie sich vor ihrem GOTT deswegen/ daß sie ihr selbs solchesunglück gemacht/ zu demüthigen/ also ins künfftige so viel fleißiger sich selbs zu dem gehorsam ihres GOttes zu gewehnen/ auch ihn vornemlich um solche gnade/ ja vielmehr als um alles zeitliche/ anzuruffen hat. Der HErr verleihe ihr auch solche gnade. 1680. SECTIO V. Von der ehe eines/ der eine andere mit einem ver- spruch der ehe vor dem geschwängert hatte. Species facti. TItius beschläfft Semproniam (eine ungleichen standesperson/ aber nach Es ist mir 1. dieser scrupel der Titiae ein zeugnüß/ daß solche person ih- dessen
Das vierdte Capitel. hero ſie gleichwie ſich vor ihrem GOTT deswegen/ daß ſie ihr ſelbs ſolchesungluͤck gemacht/ zu demuͤthigen/ alſo ins kuͤnfftige ſo viel fleißiger ſich ſelbs zu dem gehorſam ihres GOttes zu gewehnen/ auch ihn vornemlich um ſolche gnade/ ja vielmehr als um alles zeitliche/ anzuruffen hat. Der HErr verleihe ihr auch ſolche gnade. 1680. SECTIO V. Von der ehe eines/ der eine andere mit einem ver- ſpruch der ehe vor dem geſchwaͤngert hatte. Species facti. TItius beſchlaͤfft Semproniam (eine ungleichen ſtandesperſon/ aber nach Es iſt mir 1. dieſer ſcrupel der Titiæ ein zeugnuͤß/ daß ſolche perſon ih- deſſen
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Das vierdte Capitel.
hero ſie gleichwie ſich vor ihrem GOTT deswegen/ daß ſie ihr ſelbs ſolches
ungluͤck gemacht/ zu demuͤthigen/ alſo ins kuͤnfftige ſo viel fleißiger ſich ſelbs
zu dem gehorſam ihres GOttes zu gewehnen/ auch ihn vornemlich um ſolche
gnade/ ja vielmehr als um alles zeitliche/ anzuruffen hat. Der HErr verleihe
ihr auch ſolche gnade. 1680.
SECTIO V.
Von der ehe eines/ der eine andere mit einem ver-
ſpruch der ehe vor dem geſchwaͤngert hatte.
Species facti.
TItius beſchlaͤfft Semproniam (eine ungleichen ſtandesperſon/ aber nach
ihrem vorgeben mit verſpruch der ehe) und zeuget ein kind mit ihr: Er
heyrathet darauff Sciam, da Sempronia daruͤber ſtillſchweiget: nach
Sciæ todt heyrathet er Titiam: dieſe bekommt daruͤber einen ſcrupel/ ob ſie
mit ihm in Gottgefaͤlliger ehe lebe/ oder ob es wegen der Semproniæ nicht
ein ehebruch zu achten?
Es iſt mir 1. dieſer ſcrupel der Titiæ ein zeugnuͤß/ daß ſolche perſon ih-
ren GOtt hertzlich lieben muͤſſe/ da ſie ihr in derjenigen ſache ſorge machet/
woruͤber andere ihnen die wenigſte gedancken machen/ vielmehr aber ſicher
fortleben wuͤrden. Aber eine ſeele/ dero es um GOtt redlich zu thun iſt/ iſt
in allem ihꝛem thun ſorgfaͤltig/ damit ſie nicht auch unvorſichtig ihm zuwider
thun moͤge/ als dem ſie zu gefallen ihr eintziges verlangen ſeyn laͤſſet. Die
ſache aber ſelbs betreffend 2. iſt billich auch zu erinnern/ wie der ehemann
Titius anzuſehen ſeye. So hat nun derſelbe ſeine begangene ſuͤnde ſo viel
hertzlicher eben deßwegen zu erkennen/ weil er auch ſeiner ehegattin durch vo-
rigen fall jetzo dieſe gewiſſens-angſt verurſachet hat/ und insgeſamt ſeinen
Chriſten- und eheſtand deſto heiliger zu fuͤhren. Jſt es nun an dem/ wie er
ſich verſchwohren/ daß er die ehe der Semproniæ niemaln zugeſaget/ wie ihm
auch billich zutrauen ſolle/ ſo ſtehet ſein gewiſſen auch ſo viel ſicherer/ und hat
er ſo viel weniger hindernuͤß der goͤttlichen gnade bey ſich. Solle es aber ja
ſeyn/ daß jenes geſchehen waͤre/ ſo waͤre abermal dieſe neue ſuͤnde des falſchen
ſchwehrens/ die nicht geringer als die vorige/ vor GOtt mit geziemender de-
muth zu erkennen; und lieſſe ſich damit nicht entſchuldigen/ daß man der ehe-
gattin gemuͤth allein dadurch beruhigen/ und ihrem zweiffel zu huͤlffe kom-
men wollen/ indem wir wiſſen/ daß wir boͤſes zu thun nicht befugt ſind/ aus
der hoffnung des guten/ ſo daraus kommen ſolte. Jndeſſen geſetzt auch ſol-
chen fall/ ſo wird gleichwol ſolcher eheſtand/ welchen er jetzo beſitzet/ deßwe-
gen nicht unrecht/ noch hater/ wofern er im uͤbrigen in wahrer buß beſtehet/
deſſen
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