Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.ARTIC. I. SECTIO IX. geblieben wäre/ Gottes ehre und wolthat gerühmet/ und hätten diemenschen am sabbath mit einander geredet von der unaussprechlichen gütigkeit Gottes ihres schöpffers/ hätten geopffert/ gebetet/ etc. dann diß alles bedeut und schleust in sich das wort heiligen. Nach diesem unserm vornehmsten lehrer haben gleiches mit ihm gehalten/ als viel mir wissend ist/ die berühmteste und meiste unsrer Theologorum, aus denen al- lein anführe D. Martin. Chemnitium, D. Joh. Gerhardum, D. Wolfg. Franzi- um, D. Luc. Osiandrum, die Weimarische Bibel/ Henr. Buntingium, D. Joh Conr. Dannhauerum, D. Joh. Ad. Osiandrum, &c. Weil es aber in einer theologischen frage mit der autorität andrer lehrer nicht gnug ist/ haben wir auch die gründe unsrer meynung aus der schrifft dar zu thun. So ist nun 1. der erste grund in dem text 1. Mos. 2/ 2. 3. der also lautet: von D 3
ARTIC. I. SECTIO IX. geblieben waͤre/ Gottes ehre und wolthat geruͤhmet/ und haͤtten diemenſchen am ſabbath mit einander geredet von der unausſprechlichen guͤtigkeit Gottes ihres ſchoͤpffers/ haͤtten geopffert/ gebetet/ ꝛc. dann diß alles bedeut und ſchleuſt in ſich das wort heiligen. Nach dieſem unſerm vornehmſten lehrer haben gleiches mit ihm gehalten/ als viel mir wiſſend iſt/ die beruͤhmteſte und meiſte unſrer Theologorum, aus denen al- lein anfuͤhre D. Martin. Chemnitium, D. Joh. Gerhardum, D. Wolfg. Franzi- um, D. Luc. Oſiandrum, die Weimariſche Bibel/ Henr. Buntingium, D. Joh Conr. Dannhauerum, D. Joh. Ad. Oſiandrum, &c. Weil es aber in einer theologiſchen frage mit der autoritaͤt andrer lehrer nicht gnug iſt/ haben wir auch die gruͤnde unſrer meynung aus der ſchrifft dar zu thun. So iſt nun 1. der erſte grund in dem text 1. Moſ. 2/ 2. 3. der alſo lautet: von D 3
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ARTIC. I. SECTIO IX.
geblieben waͤre/ Gottes ehre und wolthat geruͤhmet/ und haͤtten die
menſchen am ſabbath mit einander geredet von der unausſprechlichen
guͤtigkeit Gottes ihres ſchoͤpffers/ haͤtten geopffert/ gebetet/ ꝛc. dann
diß alles bedeut und ſchleuſt in ſich das wort heiligen. Nach dieſem
unſerm vornehmſten lehrer haben gleiches mit ihm gehalten/ als viel mir
wiſſend iſt/ die beruͤhmteſte und meiſte unſrer Theologorum, aus denen al-
lein anfuͤhre D. Martin. Chemnitium, D. Joh. Gerhardum, D. Wolfg. Franzi-
um, D. Luc. Oſiandrum, die Weimariſche Bibel/ Henr. Buntingium, D. Joh
Conr. Dannhauerum, D. Joh. Ad. Oſiandrum, &c. Weil es aber in einer
theologiſchen frage mit der autoritaͤt andrer lehrer nicht gnug iſt/ haben wir
auch die gruͤnde unſrer meynung aus der ſchrifft dar zu thun.
So iſt nun 1. der erſte grund in dem text 1. Moſ. 2/ 2. 3. der alſo lautet:
Und alſo vollendete GOTT am ſiebenden tage ſeine wercke/ die er
machte/ und ruhete am ſiebenden tag/ und heiliget ihn/ darum/ daß
er an demſelben geruhet hatte von allen ſeinen wercken/ die er machte.
damit zu vergleichen iſt/ was im 2. Moſ. 20/ 11. als die urſach der ſabbaths-
feyer angefuͤhret wird: Dann in ſechs tagen hat der HERR himmel
und erden gemacht/ und das meer/ und alles/ was darinnen iſt/ und
ruhete am ſiebenden tag. Darum ſegnet der HErr den Sabbath/
und heiliget ihn. Und nochmal 2. Moſ. 31/ 17. Dann in ſechs tagen
machte der HERR himmel und erden/ aber am ſiebenden tage ruhete
er/ und erquickte ſich. Aus dieſen ſpruͤchen iſt zu mercken 1. daß ohne wi-
derſpruch in denſelben gehandelt werde von dem ſiebenden tag der welt und
dero ſchoͤpffung/ als welcher den ſechs ſchoͤpffungs-tagen entgegen und nach
ihnen geſetzet wird. 2. Wird darvon geſagt/ der HERR habe geruhet/
das iſt/ auffgehoͤret zu thun/ was er die vorige tage gethan/ nemlich jeden tag
etwas neues erſchaffen hatte: indem von der ſteten erhaltung aller creatu-
ren/ er auch damal nicht kan abgelaſſen und geruhet haben. 3. Es heiſſet
aber auch/ er habe ſolchen tag geſegnet und geheiliget. Das ſegnen kan
nicht anders verſtanden werden/ als daß GOTT der HERR ſolchem tag
eine ſonderbahre wuͤꝛde beygeleget habe/ welches in nichts anders wohl beſte-
hen kan/ als in deſſen abſonderung von den uͤbrigen tagen/ von denen er einen
unterſcheid und vorzug haben ſolte; welches durch das heiligen ſonderlich
verſtanden wird; in dem heiligen eigenlich heiſſet/ etwas abſondern/ ſonder-
lich aber von dem gemeinen und weltlichen gebrauch abziehen/ und zu einem
goͤttlichen widmen. Welches/ daß es die meinung ſeye dieſer heiligung/
auch daraus erhellet/ weil in dem dritten gebot austruͤcklich die ſechs tage
von
D 3
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/37>, abgerufen am 16.02.2025. |