Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.Das dritte Capitel. Wundre mich auch sehr/ wo sich einer daraus unterstehen wolte/ eine leibes-straff der aus irrthum herkommenden Gottes-lästerung zu erweisen. Die- se meine lehr hoffe ich die sicherste/ der art des N. T. gemässeste/ und in der wahrheit gegründeteste zu seyn. Der HErr HErr lehre uns in allen stücken in seines Geistes liecht seinen willen erkennen/ sonderlich aber den unterscheid seines geistlichen/ und des andern weltlichen reichs/ samt beyderley unter- schiedlicher beherrschung arten/ recht einsehen/ nachdem ich dafür halte/ daß so bald diese miteinander vermischt oder confundiret werden/ daß daraus nicht wenig irrung entstehen möge. Er wende auch kräfftig ab alles ärger- nüß von seiner kirchen/ und vertreibe endlich mit seinem liecht alle finster- nüß! 1688. SECTIO IX. Die sorge für die besserung der schulen/ ein haupt- stück der sorge christlicher Regenten. Einige vorschlage. WJe mir NN. gesamte Conversation und gespräch eine sonderbahre son-
Das dritte Capitel. Wundre mich auch ſehr/ wo ſich einer daraus unterſtehen wolte/ eine leibes-ſtraff der aus irrthum herkommenden Gottes-laͤſterung zu erweiſen. Die- ſe meine lehr hoffe ich die ſicherſte/ der art des N. T. gemaͤſſeſte/ und in der wahrheit gegruͤndeteſte zu ſeyn. Der HErr HErr lehre uns in allen ſtuͤcken in ſeines Geiſtes liecht ſeinen willen erkennen/ ſonderlich aber den unterſcheid ſeines geiſtlichen/ und des andern weltlichen reichs/ ſamt beyderley unter- ſchiedlicher beherrſchung arten/ recht einſehen/ nachdem ich dafuͤr halte/ daß ſo bald dieſe miteinander vermiſcht oder confundiret werden/ daß daraus nicht wenig irrung entſtehen moͤge. Er wende auch kraͤfftig ab alles aͤrger- nuͤß von ſeiner kirchen/ und vertreibe endlich mit ſeinem liecht alle finſter- nuͤß! 1688. SECTIO IX. Die ſorge fuͤr die beſſerung der ſchulen/ ein haupt- ſtuͤck der ſorge chriſtlicher Regenten. Einige vorſchlage. WJe mir NN. geſamte Converſation und geſpraͤch eine ſonderbahre ſon-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0212" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das dritte Capitel.</hi></fw><lb/> Wundre mich auch ſehr/ wo ſich einer daraus unterſtehen wolte/ eine leibes-<lb/> ſtraff der aus irrthum herkommenden Gottes-laͤſterung zu erweiſen. Die-<lb/> ſe meine lehr hoffe ich die ſicherſte/ der art des N. T. gemaͤſſeſte/ und in der<lb/> wahrheit gegruͤndeteſte zu ſeyn. Der HErr HErr lehre uns in allen ſtuͤcken<lb/> in ſeines Geiſtes liecht ſeinen willen erkennen/ ſonderlich aber den unterſcheid<lb/> ſeines geiſtlichen/ und des andern weltlichen reichs/ ſamt beyderley unter-<lb/> ſchiedlicher beherrſchung arten/ recht einſehen/ nachdem ich dafuͤr halte/ daß<lb/> ſo bald dieſe miteinander vermiſcht oder <hi rendition="#aq">confundi</hi>ret werden/ daß daraus<lb/> nicht wenig irrung entſtehen moͤge. Er wende auch kraͤfftig ab alles aͤrger-<lb/> nuͤß von ſeiner kirchen/ und vertreibe endlich mit ſeinem liecht alle finſter-<lb/> nuͤß! 1688.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">SECTIO IX.</hi><lb/> Die ſorge fuͤr die beſſerung der ſchulen/ ein haupt-<lb/> ſtuͤck der ſorge chriſtlicher Regenten. Einige<lb/> vorſchlage.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">W</hi>Je mir <hi rendition="#aq">NN.</hi> geſamte <hi rendition="#aq">Converſation</hi> und geſpraͤch eine ſonderbahre<lb/><supplied>tr</supplied>ende gemacht/ ſo war gleichwol dasjenige eine der vornehmſten ur-<lb/> ſachen ſolcher meiner freude/ was der chriſtliche mann mir von E.<lb/> Hoch-Fuͤrſtl. Durchlaucht. ſtaͤts fortwaͤhrender ernſtlichen ſorge fuͤr die be-<lb/> foͤrderung der ehre des Allerhoͤchſten/ wie in uͤbrigen ſtuͤcken dero begluͤckter<lb/> regierung/ als vornemlich in verbeſſerung des kirchen- und ſchul-weſens ge-<lb/> ruͤhmet/ und alſo mein auff dieſelbe als ein theures werckzeug der goͤttlichen<lb/> verherrlichung geſetztes vertrauen/ ſo vielmehr beſtaͤrcket hat. Es iſt einmal<lb/> unlaͤugbar/ daß einer der haupt-zwecke/ ja wol der erſte der wuͤrde nach unter<lb/> allen/ iſt/ warum der groſſe HErr uͤber himmel und erden gewiſſe ſeines reichs<lb/> amt-leute und ſeiner macht befehl-habere auf erden verordnet/ und ihnen ſein<lb/> bild und theil ſeiner gewalt angehaͤnget und anvertrauet hat; nemlich daß<lb/> dieſelbe/ wie im uͤbrigen mit gehorſamer beobachtung ſeiner gebote in allen<lb/> ſtuͤcken ihre <hi rendition="#aq">dependenz</hi> von ihm bezeugen/ und damit ſeine hoheit thaͤtlich<lb/> preiſen: alſo auch/ da er ſie ſelbs mit ſeiner theuren erkaͤntnuͤß begnadet hat/<lb/> die ihnen anvertraute zu gleichem liecht zu bringen/ befliſſen ſeyen/ und alſo<lb/> diejenige mittel/ wodurch ſolches geſchehen mag/ nach allem vermoͤgen befoͤr-<lb/> dern ſollen; womit ſie dann erſt recht das an ſich tragende herrliche bild ſo viel<lb/> vortreflicher ziehren/ und ihren ſtand heiligen. Hingegen wird auch von leu-<lb/> ten/ welche die ſache genau einſehen/ nicht wol geleugnet werden koͤnnen/ daß<lb/> gleichwol auch/ ſo gar bey unſrer Evangeliſchen religion/ das kirch- und ſchul-<lb/> weſen/ durchaus nicht in demjenigen ſtande ſtehe/ wie wir wuͤnſchen moͤchten/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſon-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [204/0212]
Das dritte Capitel.
Wundre mich auch ſehr/ wo ſich einer daraus unterſtehen wolte/ eine leibes-
ſtraff der aus irrthum herkommenden Gottes-laͤſterung zu erweiſen. Die-
ſe meine lehr hoffe ich die ſicherſte/ der art des N. T. gemaͤſſeſte/ und in der
wahrheit gegruͤndeteſte zu ſeyn. Der HErr HErr lehre uns in allen ſtuͤcken
in ſeines Geiſtes liecht ſeinen willen erkennen/ ſonderlich aber den unterſcheid
ſeines geiſtlichen/ und des andern weltlichen reichs/ ſamt beyderley unter-
ſchiedlicher beherrſchung arten/ recht einſehen/ nachdem ich dafuͤr halte/ daß
ſo bald dieſe miteinander vermiſcht oder confundiret werden/ daß daraus
nicht wenig irrung entſtehen moͤge. Er wende auch kraͤfftig ab alles aͤrger-
nuͤß von ſeiner kirchen/ und vertreibe endlich mit ſeinem liecht alle finſter-
nuͤß! 1688.
SECTIO IX.
Die ſorge fuͤr die beſſerung der ſchulen/ ein haupt-
ſtuͤck der ſorge chriſtlicher Regenten. Einige
vorſchlage.
WJe mir NN. geſamte Converſation und geſpraͤch eine ſonderbahre
trende gemacht/ ſo war gleichwol dasjenige eine der vornehmſten ur-
ſachen ſolcher meiner freude/ was der chriſtliche mann mir von E.
Hoch-Fuͤrſtl. Durchlaucht. ſtaͤts fortwaͤhrender ernſtlichen ſorge fuͤr die be-
foͤrderung der ehre des Allerhoͤchſten/ wie in uͤbrigen ſtuͤcken dero begluͤckter
regierung/ als vornemlich in verbeſſerung des kirchen- und ſchul-weſens ge-
ruͤhmet/ und alſo mein auff dieſelbe als ein theures werckzeug der goͤttlichen
verherrlichung geſetztes vertrauen/ ſo vielmehr beſtaͤrcket hat. Es iſt einmal
unlaͤugbar/ daß einer der haupt-zwecke/ ja wol der erſte der wuͤrde nach unter
allen/ iſt/ warum der groſſe HErr uͤber himmel und erden gewiſſe ſeines reichs
amt-leute und ſeiner macht befehl-habere auf erden verordnet/ und ihnen ſein
bild und theil ſeiner gewalt angehaͤnget und anvertrauet hat; nemlich daß
dieſelbe/ wie im uͤbrigen mit gehorſamer beobachtung ſeiner gebote in allen
ſtuͤcken ihre dependenz von ihm bezeugen/ und damit ſeine hoheit thaͤtlich
preiſen: alſo auch/ da er ſie ſelbs mit ſeiner theuren erkaͤntnuͤß begnadet hat/
die ihnen anvertraute zu gleichem liecht zu bringen/ befliſſen ſeyen/ und alſo
diejenige mittel/ wodurch ſolches geſchehen mag/ nach allem vermoͤgen befoͤr-
dern ſollen; womit ſie dann erſt recht das an ſich tragende herrliche bild ſo viel
vortreflicher ziehren/ und ihren ſtand heiligen. Hingegen wird auch von leu-
ten/ welche die ſache genau einſehen/ nicht wol geleugnet werden koͤnnen/ daß
gleichwol auch/ ſo gar bey unſrer Evangeliſchen religion/ das kirch- und ſchul-
weſen/ durchaus nicht in demjenigen ſtande ſtehe/ wie wir wuͤnſchen moͤchten/
ſon-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/212 |
Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/212>, abgerufen am 16.02.2025. |