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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. V. SECT. II.
& tota fide & dantis & sumentis accipitur, qvod divinis muneribus
hauritur, Neque enim sicut in Sacramento salutari delictorum con-
tagia, ut in lavacro carnali & seculari sordes cordis & cutis abluun-
tur, ut & sapone, & nitris & caeteris qvoqve adjumentis & dolio
& piscina opus sit, quibus ablui & mundari corpusculum possit. Aliter
pectus credentis abluitur, aliter mens hominis per fidei merita mundatur.
Nec quenquam movere debet, quod aspergi vel perfundi vocantur aegri, cum
gratiam dominicam conseqvuntur, cum Scriptura S. per Ezechielem Prophetam
loquatur, & dicat, aspergam super vos aquam mundam, & mundabimini ab
omnibus immunditiis vestris. Item in Numeris: Accipe Levitas de medio
filiorum Israel, & purificabis eos. Et ita facies eis purificationem eorum, cir-
cumsperges eos aqua purificationis. Et iterum aqua aspersionis porificatio
est. Unde apparet aspersionem aquae instar lavacri salutaris obtinere.
Ob
dann wol 8. in der untertauchung die herrliche bedeutung der tauff platz hat/ auff
die der Apostel selbs ziehlet Rom. 6/ 3. 4. so bestehet doch das wesen und krafft der
tauff nicht in der bedeutung: und ist hingegen in der besprengung nicht weniger
eine geheimnüs-reiche bedeutung/ wie Cyprianus in vorigen worten gezeiget/
und die schrifft selbs der besprengung des blutes JEsu Christi meldung thut
1. Petr. 1/ 2. Hebr. 10/ 22. Daher endlich 9. dieses zur gnüge erhellet/ daß ob
wir etwa mit unserm Luthero T. l. Alt. f. 310. und 311. a. die untertauchung lie-
ber verlangten/ dennoch auch diejenige tauff/ welche durch auffgiessung geschie-
het/ der göttlichen einsetzung nicht zuwider seye.

Aus allem diesem folget 5. daß nicht allein kein mensch/ der also getaufft/
an seiner tauffe wahrheit zu zweiffeln/ sondern ein Prediger auch nicht ursache
habe/ sich über die administration dieses Sacraments scrupul zumachen:
Vielmehr dieser sich hüten solle/ daß er nicht einfältigen durch sein scrupuliren
einen anstoß in ihrem gewissen setze. Dieses sind meine gedancken über die
materie/ so auch mit unsern Theologis, Gerhardo, Dannhauero, Scherzero
und andern/ übereinkommen.

Jch komme nun auff den andern scrupul, ob die recitirung der worte der
einsetzung samt dem gebet des HErren bey dem H. abendmal zu dessen conse-
cration
gnug seye/ oder ob wir allerdings bey uns keine consecration haben/
da auch an dem Sacrament zu zweiflen wäre. Was also diesen anlangt/ ha-
be auch einen christlichen Prediger gekant/ der sich einige gedancken drüber
machte/ und deswegen zu seines gewissens tranquillirung in der Sacristey vor
dem actu einige gebete oder dancksagungen zu Gott über den vorstehenden a-
ctum
des H. abendmals that. Jch habe auch vielmal gewünschet/ daß bey
der celebration des H. Sacraments/ und zwar noch vorher/ mehrers vor-
gienge/ wormit der todt des Herrn und der zweck des S. maals verkündigt

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ARTIC. V. SECT. II.
& tota fide & dantis & ſumentis accipitur, qvod divinis muneribus
hauritur, Neque enim ſicut in Sacramento ſalutari delictorum con-
tagia, ut in lavacro carnali & ſeculari ſordes cordis & cutis abluun-
tur, ut & ſapone, & nitris & cæteris qvoqve adjumentis & dolio
& piſcina opus ſit, quibus ablui & mundari corpuſculum poſſit. Aliter
pectus credentis abluitur, aliter mens hominis per fidei merita mundatur.
Nec quenquam movere debet, quod aſpergi vel perfundi vocantur ægri, cum
gratiam dominicam conſeqvuntur, cum Scriptura S. per Ezechielem Prophetam
loquatur, & dicat, aſpergam ſuper vos aquam mundam, & mundabimini ab
omnibus immunditiis veſtris. Item in Numeris: Accipe Levitas de medio
filiorum Iſraël, & purificabis eos. Et ita facies eis purificationem eorum, cir-
cumſperges eos aqua purificationis. Et iterum aqua aſperſionis porificatio
eſt. Unde apparet aſperſionem aquæ inſtar lavacri ſalutaris obtinere.
Ob
dann wol 8. in der untertauchung die herrliche bedeutung der tauff platz hat/ auff
die der Apoſtel ſelbs ziehlet Rom. 6/ 3. 4. ſo beſtehet doch das weſen und krafft der
tauff nicht in der bedeutung: und iſt hingegen in der beſprengung nicht weniger
eine geheimnuͤs-reiche bedeutung/ wie Cyprianus in vorigen worten gezeiget/
und die ſchrifft ſelbs der beſprengung des blutes JEſu Chriſti meldung thut
1. Petr. 1/ 2. Hebr. 10/ 22. Daher endlich 9. dieſes zur gnuͤge erhellet/ daß ob
wir etwa mit unſerm Luthero T. l. Alt. f. 310. und 311. a. die untertauchung lie-
ber verlangten/ dennoch auch diejenige tauff/ welche durch auffgieſſung geſchie-
het/ der goͤttlichen einſetzung nicht zuwider ſeye.

Aus allem dieſem folget 5. daß nicht allein kein menſch/ der alſo getaufft/
an ſeiner tauffe wahrheit zu zweiffeln/ ſondern ein Prediger auch nicht urſache
habe/ ſich uͤber die adminiſtration dieſes Sacraments ſcrupul zumachen:
Vielmehr dieſer ſich huͤten ſolle/ daß er nicht einfaͤltigen durch ſein ſcrupuliren
einen anſtoß in ihrem gewiſſen ſetze. Dieſes ſind meine gedancken uͤber die
materie/ ſo auch mit unſern Theologis, Gerhardo, Dannhauero, Scherzero
und andern/ uͤbereinkommen.

Jch komme nun auff den andern ſcrupul, ob die recitirung der worte der
einſetzung ſamt dem gebet des HErren bey dem H. abendmal zu deſſen conſe-
cration
gnug ſeye/ oder ob wir allerdings bey uns keine conſecration haben/
da auch an dem Sacrament zu zweiflen waͤre. Was alſo dieſen anlangt/ ha-
be auch einen chriſtlichen Prediger gekant/ der ſich einige gedancken druͤber
machte/ und deswegen zu ſeines gewiſſens tranquillirung in der Sacriſtey vor
dem actu einige gebete oder danckſagungen zu Gott uͤber den vorſtehenden a-
ctum
des H. abendmals that. Jch habe auch vielmal gewuͤnſchet/ daß bey
der celebration des H. Sacraments/ und zwar noch vorher/ mehrers vor-
gienge/ wormit der todt des Herrn und der zweck des S. maals verkuͤndigt

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[147/0947] ARTIC. V. SECT. II. & tota fide & dantis & ſumentis accipitur, qvod divinis muneribus hauritur, Neque enim ſicut in Sacramento ſalutari delictorum con- tagia, ut in lavacro carnali & ſeculari ſordes cordis & cutis abluun- tur, ut & ſapone, & nitris & cæteris qvoqve adjumentis & dolio & piſcina opus ſit, quibus ablui & mundari corpuſculum poſſit. Aliter pectus credentis abluitur, aliter mens hominis per fidei merita mundatur. Nec quenquam movere debet, quod aſpergi vel perfundi vocantur ægri, cum gratiam dominicam conſeqvuntur, cum Scriptura S. per Ezechielem Prophetam loquatur, & dicat, aſpergam ſuper vos aquam mundam, & mundabimini ab omnibus immunditiis veſtris. Item in Numeris: Accipe Levitas de medio filiorum Iſraël, & purificabis eos. Et ita facies eis purificationem eorum, cir- cumſperges eos aqua purificationis. Et iterum aqua aſperſionis porificatio eſt. Unde apparet aſperſionem aquæ inſtar lavacri ſalutaris obtinere. Ob dann wol 8. in der untertauchung die herrliche bedeutung der tauff platz hat/ auff die der Apoſtel ſelbs ziehlet Rom. 6/ 3. 4. ſo beſtehet doch das weſen und krafft der tauff nicht in der bedeutung: und iſt hingegen in der beſprengung nicht weniger eine geheimnuͤs-reiche bedeutung/ wie Cyprianus in vorigen worten gezeiget/ und die ſchrifft ſelbs der beſprengung des blutes JEſu Chriſti meldung thut 1. Petr. 1/ 2. Hebr. 10/ 22. Daher endlich 9. dieſes zur gnuͤge erhellet/ daß ob wir etwa mit unſerm Luthero T. l. Alt. f. 310. und 311. a. die untertauchung lie- ber verlangten/ dennoch auch diejenige tauff/ welche durch auffgieſſung geſchie- het/ der goͤttlichen einſetzung nicht zuwider ſeye. Aus allem dieſem folget 5. daß nicht allein kein menſch/ der alſo getaufft/ an ſeiner tauffe wahrheit zu zweiffeln/ ſondern ein Prediger auch nicht urſache habe/ ſich uͤber die adminiſtration dieſes Sacraments ſcrupul zumachen: Vielmehr dieſer ſich huͤten ſolle/ daß er nicht einfaͤltigen durch ſein ſcrupuliren einen anſtoß in ihrem gewiſſen ſetze. Dieſes ſind meine gedancken uͤber die materie/ ſo auch mit unſern Theologis, Gerhardo, Dannhauero, Scherzero und andern/ uͤbereinkommen. Jch komme nun auff den andern ſcrupul, ob die recitirung der worte der einſetzung ſamt dem gebet des HErren bey dem H. abendmal zu deſſen conſe- cration gnug ſeye/ oder ob wir allerdings bey uns keine conſecration haben/ da auch an dem Sacrament zu zweiflen waͤre. Was alſo dieſen anlangt/ ha- be auch einen chriſtlichen Prediger gekant/ der ſich einige gedancken druͤber machte/ und deswegen zu ſeines gewiſſens tranquillirung in der Sacriſtey vor dem actu einige gebete oder danckſagungen zu Gott uͤber den vorſtehenden a- ctum des H. abendmals that. Jch habe auch vielmal gewuͤnſchet/ daß bey der celebration des H. Sacraments/ und zwar noch vorher/ mehrers vor- gienge/ wormit der todt des Herrn und der zweck des S. maals verkuͤndigt wuͤr- t 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/947>, abgerufen am 23.11.2024.