Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. IV. SECT. XX. noch sehe/ daß es eine dem amt unanständige neurung gehalten werden könte.4. Das einige bedencken möchte seyn wegen der zeit/ ob nicht die abendstunde/ sonderlich winters/ da es ziemlich in die nacht gehet/ wegen allerley ungelegenheit der finsterniß bedencken machen möchte: und stelle ich zu ferner überlegung in der furcht des HErrn/ ob nicht/ wo darüber klage oder übels nachreden gehöret wür- de/ rathsamer wäre/ lieber die stunde vor als nach der abend-mahlzeit winters darzu zu wehlen. Der HErr aber/ der mit dem guten ist/ zeige in allem seinen willen/ und was das beste seye/ segne alles christliche vornehmen reichlich/ und lasse nicht zu/ daß jemand auch unwissend sich dem guten widersetze/ um seiner ehre willen. 1700. SECTIO XX. Ob die hauß-visitationen der Prediger unrecht zu achten seyen? ES fraget sich von den geistlichen hauß-visitationen/ ob die angeführte cius k 2
ARTIC. IV. SECT. XX. noch ſehe/ daß es eine dem amt unanſtaͤndige neurung gehalten werden koͤnte.4. Das einige bedencken moͤchte ſeyn wegen der zeit/ ob nicht die abendſtunde/ ſonderlich winters/ da es ziemlich in die nacht gehet/ wegen allerley ungelegenheit der finſterniß bedencken machen moͤchte: und ſtelle ich zu ferner uͤberlegung in der furcht des HErrn/ ob nicht/ wo daruͤber klage oder uͤbels nachreden gehoͤret wuͤr- de/ rathſamer waͤre/ lieber die ſtunde vor als nach der abend-mahlzeit winters darzu zu wehlen. Der HErr aber/ der mit dem guten iſt/ zeige in allem ſeinen willen/ und was das beſte ſeye/ ſegne alles chriſtliche vornehmen reichlich/ und laſſe nicht zu/ daß jemand auch unwiſſend ſich dem guten widerſetze/ um ſeiner ehre willen. 1700. SECTIO XX. Ob die hauß-viſitationen der Prediger unrecht zu achten ſeyen? ES fraget ſich von den geiſtlichen hauß-viſitationen/ ob die angefuͤhrte cius k 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0875" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">ARTIC. IV. SECT</hi>. XX.</hi></hi></fw><lb/> noch ſehe/ daß es eine dem amt unanſtaͤndige neurung gehalten werden koͤnte.<lb/> 4. Das einige bedencken moͤchte ſeyn wegen der zeit/ ob nicht die abendſtunde/<lb/> ſonderlich winters/ da es ziemlich in die nacht gehet/ wegen allerley ungelegenheit<lb/> der finſterniß bedencken machen moͤchte: und ſtelle ich zu ferner uͤberlegung in der<lb/> furcht des HErrn/ ob nicht/ wo daruͤber klage oder uͤbels nachreden gehoͤret wuͤr-<lb/> de/ rathſamer waͤre/ lieber die ſtunde vor als nach der abend-mahlzeit winters<lb/> darzu zu wehlen. Der HErr aber/ der mit dem guten iſt/ zeige in allem ſeinen<lb/> willen/ und was das beſte ſeye/ ſegne alles chriſtliche vornehmen reichlich/ und<lb/> laſſe nicht zu/ daß jemand auch unwiſſend ſich dem guten widerſetze/ um ſeiner<lb/> ehre willen. 1700.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO</hi> XX.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Ob die hauß-</hi> <hi rendition="#aq">viſitation</hi> <hi rendition="#fr">en der Prediger unrecht<lb/> zu achten ſeyen?</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>S fraget ſich von den geiſtlichen hauß-<hi rendition="#aq">viſitation</hi>en/ ob die angefuͤhrte<lb/> gruͤnde dieſelbe gnugſam widerlegen/ und ſie deswegen zu unterlaſſen<lb/> waͤren; 1. Chriſti bekaͤntnuß und Exempel Joh. 18/ 20. ſtreitet aller-<lb/> dings nicht dagegen/ wo man neben der oͤffentlichen predigt auch in den haͤuſern<lb/> eben dieſelbe lehre treibet. Jndem der HErr nicht allein in dem tempel/ in den<lb/> ſchulen/ auff freyem felde und bey vielen/ ſondern auch in haͤuſern und bey weni-<lb/> gen zu lehren pflegte Luc. 10/ 39. Ja er legte ſeinen juͤngern abſonderlich aus/<lb/> was er in gleichnuͤſſen andern dunckler vorgetragen hatte/ Marc. 4/ 10. Er ſagte<lb/> ihnen dinge <hi rendition="#fr">im finſternuß und in das ohr/</hi> das iſt auff eine mehr geheime<lb/> weiſe/ die ſie aber nachmal im liecht und auff den daͤchern predigen ſolten Matth.<lb/> 10/ 27. Wenn alſo der HErr ſagt Joh. 18/ 20. <hi rendition="#fr">Jch habe nichts im verbor-<lb/> gen geredet;</hi> ſo werden alle unſere lehrer damit einig ſeyn/ daß er ſage/ er habe<lb/> nichts im verborgen geredet/ daß er nicht auch oͤffentlich geprediget/ und deſſen<lb/> keine ſcheu zu tragen habe: alſo nichts anders im verborgenen/ anders oͤffentlich/<lb/> ſondern allezeit einerley. Alſo macht unſer treffliche ausleger <hi rendition="#aq">D. Schmidius</hi> die<lb/> παϱάφρασιν. <hi rendition="#aq">Et in occulto qvoqve aliud qvid locutus nihil ſum.</hi> Auch der be-<lb/> ruͤhmte <hi rendition="#aq">Gerhardus Harm. c. 187. Sciendum Chriſtum hic loqvi de ipſo genere<lb/> doctrinæ, qvæ non fuit qvibusdam in occulto ſolum propoſita, ſicut Eleuſi-<lb/> ria ſacra, ſed publice omnibus, qvi audire modo voluerunt inculcata. Qvam-<lb/> vis enim Chriſtus qvandoqve privatim ſine arbitris cum Apoſtolis locutus<lb/> fuerit, tamen non fuit aliud genus, nec alia qvædam, ut ita loqvar, ſubſtan-<lb/> tialia doctrinæ, qvàm qvæ publicè fuerunt etiam aliis expoſita.</hi> Von dem es<lb/> faſt mit einerley worten auch <hi rendition="#aq">D. Nifanias</hi> entlehnet/ wie auch <hi rendition="#aq">Prucknerus. Fla-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">k 2</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">cius</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [75/0875]
ARTIC. IV. SECT. XX.
noch ſehe/ daß es eine dem amt unanſtaͤndige neurung gehalten werden koͤnte.
4. Das einige bedencken moͤchte ſeyn wegen der zeit/ ob nicht die abendſtunde/
ſonderlich winters/ da es ziemlich in die nacht gehet/ wegen allerley ungelegenheit
der finſterniß bedencken machen moͤchte: und ſtelle ich zu ferner uͤberlegung in der
furcht des HErrn/ ob nicht/ wo daruͤber klage oder uͤbels nachreden gehoͤret wuͤr-
de/ rathſamer waͤre/ lieber die ſtunde vor als nach der abend-mahlzeit winters
darzu zu wehlen. Der HErr aber/ der mit dem guten iſt/ zeige in allem ſeinen
willen/ und was das beſte ſeye/ ſegne alles chriſtliche vornehmen reichlich/ und
laſſe nicht zu/ daß jemand auch unwiſſend ſich dem guten widerſetze/ um ſeiner
ehre willen. 1700.
SECTIO XX.
Ob die hauß-viſitationen der Prediger unrecht
zu achten ſeyen?
ES fraget ſich von den geiſtlichen hauß-viſitationen/ ob die angefuͤhrte
gruͤnde dieſelbe gnugſam widerlegen/ und ſie deswegen zu unterlaſſen
waͤren; 1. Chriſti bekaͤntnuß und Exempel Joh. 18/ 20. ſtreitet aller-
dings nicht dagegen/ wo man neben der oͤffentlichen predigt auch in den haͤuſern
eben dieſelbe lehre treibet. Jndem der HErr nicht allein in dem tempel/ in den
ſchulen/ auff freyem felde und bey vielen/ ſondern auch in haͤuſern und bey weni-
gen zu lehren pflegte Luc. 10/ 39. Ja er legte ſeinen juͤngern abſonderlich aus/
was er in gleichnuͤſſen andern dunckler vorgetragen hatte/ Marc. 4/ 10. Er ſagte
ihnen dinge im finſternuß und in das ohr/ das iſt auff eine mehr geheime
weiſe/ die ſie aber nachmal im liecht und auff den daͤchern predigen ſolten Matth.
10/ 27. Wenn alſo der HErr ſagt Joh. 18/ 20. Jch habe nichts im verbor-
gen geredet; ſo werden alle unſere lehrer damit einig ſeyn/ daß er ſage/ er habe
nichts im verborgen geredet/ daß er nicht auch oͤffentlich geprediget/ und deſſen
keine ſcheu zu tragen habe: alſo nichts anders im verborgenen/ anders oͤffentlich/
ſondern allezeit einerley. Alſo macht unſer treffliche ausleger D. Schmidius die
παϱάφρασιν. Et in occulto qvoqve aliud qvid locutus nihil ſum. Auch der be-
ruͤhmte Gerhardus Harm. c. 187. Sciendum Chriſtum hic loqvi de ipſo genere
doctrinæ, qvæ non fuit qvibusdam in occulto ſolum propoſita, ſicut Eleuſi-
ria ſacra, ſed publice omnibus, qvi audire modo voluerunt inculcata. Qvam-
vis enim Chriſtus qvandoqve privatim ſine arbitris cum Apoſtolis locutus
fuerit, tamen non fuit aliud genus, nec alia qvædam, ut ita loqvar, ſubſtan-
tialia doctrinæ, qvàm qvæ publicè fuerunt etiam aliis expoſita. Von dem es
faſt mit einerley worten auch D. Nifanias entlehnet/ wie auch Prucknerus. Fla-
cius
k 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/875 |
Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/875>, abgerufen am 16.02.2025. |