Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.Das andere Capitel. vorzutragen gantz glimpflich ohne maaßgebung/ und mit gehöriger frey-stellung in des Herrn Inspectoris gutbefinden. Auch 5. daß er von sei- ten des Herrn Inspectoris solche wolgemeint gebraucht zu seyn erkant/ und ihn also ob er schon die phrasin nicht billigt/ durchaus nichts beschuldiget/ sondern nur zeiget was er besorgt/ daß andere ihnen bey solcher formul widrige gedancken machen könten. Auff solches schreiben 2. folgt Titii antwort-schreiben: in welchem wir hätten wünschen mögen/ daß durch die unterschrifft des concepts/ und daraus auff sich gezogene aculeos, bey der- selben der affectus nicht auch wäre also erreget worden/ daß er nebens der verantwortung der gebrauchten formul auch scheinet das schreiben also auff- genommen zuhaben/ ob beschuldigte ihn Cajus der sündlichen heucheley und heutiger flattirung/ so wir aber diesem aus seinem schreiben nicht zutrauen kön- nen/ und aber in der antwort einige reden nicht wol anders als auff solche beschuldigung zu ziehen/ dem jenigen/ so alles gegen einander hält/ die vermu- thung machen. Was aber 3. das hierauff gethane antwort-schreiben Caji anlangt/ so haben wir uns nicht wenig darüber verwundert/ und darinnen sol- che vehemenz angetroffen/ die wir nicht zu entschuldigen vermögen. 1. Jst droben erwiesen/ daß diese gebrauchte formul nichts sträflliches noch neuer- liches in sich fasse. Daher die weitläufftige bestreitung derselben nicht nur vergebens ist/ sondern vornehmlich die stachlichte und spitzige reden nicht an- ders angesehen werden können/ als früchten des jenigen affects/ deme so viel platz nicht gegeben werden solte. Wenn solche formul genennt wird: span- fünckel neu/ una nocte nove susceptus, (nicht nur/ so in anderer ansehen möchte verstanden werden/ mundanae hypocriseos & novitatis suspe- ctus & maculatus, sondern auch aus eigenem urtheil) cancelley und weltge- schwätz. Worinnen der sache einmahl zu viel geschihet/ und Cajus seinem judicio zu viel trauet/ daß er aus eignem habenden bedencken/ welchen scru- pel gehabt zu haben wir ihme nicht verargen/ solche formulam, weil sie ihme nicht gefället/ so rigide verwirfft. 2. Jst auch dieses nicht zu billigen/ daß Cajus zu wider seiner vorigen löblichen und geziemenden submission nach- mahl über die fortsendung des schreibens beschwehret/ weil der Herr Inspe- ctor die formalia, so ihm mißfallen nicht vorher geändert. Dann 1. ob wol Cajus macht gehabt/ ja verbunden gewesen/ sein bedencken über das concept zu entdecken/ und daran recht gethan/ auch wie wir droben erkant/ solches mit geziemender bescheidenheit berichtet/ daß wir daran keinen mangel nicht ha- ben: so ist 2. gleichwol sein suffragium ein einiges suffragium, welches weil
Das andere Capitel. vorzutragen gantz glimpflich ohne maaßgebung/ und mit gehoͤriger frey-ſtellung in des Herrn Inſpectoris gutbefinden. Auch 5. daß er von ſei- ten des Herrn Inſpectoris ſolche wolgemeint gebraucht zu ſeyn erkant/ und ihn alſo ob er ſchon die phraſin nicht billigt/ durchaus nichts beſchuldiget/ ſondern nur zeiget was er beſorgt/ daß andere ihnen bey ſolcher formul widrige gedancken machen koͤnten. Auff ſolches ſchreiben 2. folgt Titii antwort-ſchreiben: in welchem wir haͤtten wuͤnſchen moͤgen/ daß durch die unterſchrifft des concepts/ und daraus auff ſich gezogene aculeos, bey der- ſelben der affectus nicht auch waͤre alſo erreget worden/ daß er nebens der verantwortung der gebrauchten formul auch ſcheinet das ſchreiben alſo auff- genommen zuhaben/ ob beſchuldigte ihn Cajus der ſuͤndlichen heucheley und heutiger flattirung/ ſo wir aber dieſem aus ſeinem ſchreiben nicht zutrauen koͤn- nen/ und aber in der antwort einige reden nicht wol anders als auff ſolche beſchuldigung zu ziehen/ dem jenigen/ ſo alles gegen einander haͤlt/ die vermu- thung machen. Was aber 3. das hierauff gethane antwort-ſchreiben Caji anlangt/ ſo haben wir uns nicht wenig daruͤber verwundert/ und darinnen ſol- che vehemenz angetroffen/ die wir nicht zu entſchuldigen vermoͤgen. 1. Jſt droben erwieſen/ daß dieſe gebrauchte formul nichts ſtraͤflliches noch neuer- liches in ſich faſſe. Daher die weitlaͤufftige beſtreitung derſelben nicht nur vergebens iſt/ ſondern vornehmlich die ſtachlichte und ſpitzige reden nicht an- ders angeſehen werden koͤnnen/ als fruͤchten des jenigen affects/ deme ſo viel platz nicht gegeben werden ſolte. Wenn ſolche formul genennt wird: ſpan- fuͤnckel neu/ una nocte nove ſuſceptus, (nicht nur/ ſo in anderer anſehen moͤchte verſtanden werden/ mundanæ hypocriſeos & novitatis ſuſpe- ctus & maculatus, ſondern auch aus eigenem urtheil) cancelley und weltge- ſchwaͤtz. Worinnen der ſache einmahl zu viel geſchihet/ und Cajus ſeinem judicio zu viel trauet/ daß er aus eignem habenden bedencken/ welchen ſcru- pel gehabt zu haben wir ihme nicht verargen/ ſolche formulam, weil ſie ihme nicht gefaͤllet/ ſo rigidè verwirfft. 2. Jſt auch dieſes nicht zu billigen/ daß Cajus zu wider ſeiner vorigen loͤblichen und geziemenden ſubmiſſion nach- mahl uͤber die fortſendung des ſchreibens beſchwehret/ weil der Herꝛ Inſpe- ctor die formalia, ſo ihm mißfallen nicht vorher geaͤndert. Dann 1. ob wol Cajus macht gehabt/ ja verbunden geweſen/ ſein bedencken uͤber das concept zu entdecken/ und daran recht gethan/ auch wie wir droben erkant/ ſolches mit geziemender beſcheidenheit berichtet/ daß wir daran keinen mangel nicht ha- ben: ſo iſt 2. gleichwol ſein ſuffragium ein einiges ſuffragium, welches weil
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0738" n="722"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das andere Capitel.</hi></fw><lb/> vorzutragen gantz glimpflich ohne maaßgebung/ und mit gehoͤriger frey-<lb/> ſtellung in des Herrn <hi rendition="#aq">Inſpectoris</hi> gutbefinden. Auch 5. daß er von ſei-<lb/> ten des Herrn <hi rendition="#aq">Inſpectoris</hi> ſolche wolgemeint gebraucht zu ſeyn erkant/ und<lb/> ihn alſo ob er ſchon die <hi rendition="#aq">phraſin</hi> nicht billigt/ durchaus nichts beſchuldiget/<lb/> ſondern nur zeiget was er beſorgt/ daß andere ihnen bey ſolcher formul<lb/> widrige gedancken machen koͤnten. Auff ſolches ſchreiben 2. folgt <hi rendition="#aq">Titii</hi><lb/> antwort-ſchreiben: in welchem wir haͤtten wuͤnſchen moͤgen/ daß durch die<lb/> unterſchrifft des <hi rendition="#aq">concept</hi>s/ und daraus auff ſich gezogene <hi rendition="#aq">aculeos,</hi> bey der-<lb/> ſelben der <hi rendition="#aq">affectus</hi> nicht auch waͤre alſo erreget worden/ daß er nebens der<lb/> verantwortung der gebrauchten formul auch ſcheinet das ſchreiben alſo auff-<lb/> genommen zuhaben/ ob beſchuldigte ihn <hi rendition="#aq">Cajus</hi> der ſuͤndlichen heucheley und<lb/> heutiger flattirung/ ſo wir aber dieſem aus ſeinem ſchreiben nicht zutrauen koͤn-<lb/> nen/ und aber in der antwort einige reden nicht wol anders als auff ſolche<lb/> beſchuldigung zu ziehen/ dem jenigen/ ſo alles gegen einander haͤlt/ die vermu-<lb/> thung machen. Was aber 3. das hierauff gethane antwort-ſchreiben <hi rendition="#aq">Caji</hi><lb/> anlangt/ ſo haben wir uns nicht wenig daruͤber verwundert/ und darinnen ſol-<lb/> che <hi rendition="#aq">vehemenz</hi> angetroffen/ die wir nicht zu entſchuldigen vermoͤgen. 1. Jſt<lb/> droben erwieſen/ daß dieſe gebrauchte formul nichts ſtraͤflliches noch neuer-<lb/> liches in ſich faſſe. Daher die weitlaͤufftige beſtreitung derſelben nicht nur<lb/> vergebens iſt/ ſondern vornehmlich die ſtachlichte und ſpitzige reden nicht an-<lb/> ders angeſehen werden koͤnnen/ als fruͤchten des jenigen <hi rendition="#aq">affect</hi>s/ deme ſo viel<lb/> platz nicht gegeben werden ſolte. Wenn ſolche formul genennt wird: <hi rendition="#fr">ſpan-<lb/> fuͤnckel neu/</hi> <hi rendition="#aq">una nocte nove ſuſceptus,</hi> (nicht nur/ ſo in anderer anſehen<lb/> moͤchte verſtanden werden/ <hi rendition="#aq">mundanæ hypocriſeos & novitatis ſuſpe-<lb/> ctus & maculatus,</hi> ſondern auch aus eigenem urtheil) cancelley und weltge-<lb/> ſchwaͤtz. Worinnen der ſache einmahl zu viel geſchihet/ und <hi rendition="#aq">Cajus</hi> ſeinem<lb/><hi rendition="#aq">judicio</hi> zu viel trauet/ daß er aus eignem habenden bedencken/ welchen ſcru-<lb/> pel gehabt zu haben wir ihme nicht verargen/ ſolche <hi rendition="#aq">formulam,</hi> weil ſie ihme<lb/> nicht gefaͤllet/ ſo <hi rendition="#aq">rigidè</hi> verwirfft. 2. Jſt auch dieſes nicht zu billigen/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Cajus</hi> zu wider ſeiner vorigen loͤblichen und geziemenden <hi rendition="#aq">ſubmiſſion</hi> nach-<lb/> mahl uͤber die fortſendung des ſchreibens beſchwehret/ weil der Herꝛ <hi rendition="#aq">Inſpe-<lb/> ctor</hi> die <hi rendition="#aq">formalia,</hi> ſo ihm mißfallen nicht vorher geaͤndert. Dann 1. ob wol<lb/><hi rendition="#aq">Cajus</hi> macht gehabt/ ja verbunden geweſen/ ſein bedencken uͤber das <hi rendition="#aq">concept</hi><lb/> zu entdecken/ und daran recht gethan/ auch wie wir droben erkant/ ſolches mit<lb/> geziemender beſcheidenheit berichtet/ daß wir daran keinen mangel nicht ha-<lb/> ben: ſo iſt 2. gleichwol ſein <hi rendition="#aq">ſuffragium</hi> ein einiges <hi rendition="#aq">ſuffragium,</hi> welches<lb/> <fw place="bottom" type="catch">weil</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [722/0738]
Das andere Capitel.
vorzutragen gantz glimpflich ohne maaßgebung/ und mit gehoͤriger frey-
ſtellung in des Herrn Inſpectoris gutbefinden. Auch 5. daß er von ſei-
ten des Herrn Inſpectoris ſolche wolgemeint gebraucht zu ſeyn erkant/ und
ihn alſo ob er ſchon die phraſin nicht billigt/ durchaus nichts beſchuldiget/
ſondern nur zeiget was er beſorgt/ daß andere ihnen bey ſolcher formul
widrige gedancken machen koͤnten. Auff ſolches ſchreiben 2. folgt Titii
antwort-ſchreiben: in welchem wir haͤtten wuͤnſchen moͤgen/ daß durch die
unterſchrifft des concepts/ und daraus auff ſich gezogene aculeos, bey der-
ſelben der affectus nicht auch waͤre alſo erreget worden/ daß er nebens der
verantwortung der gebrauchten formul auch ſcheinet das ſchreiben alſo auff-
genommen zuhaben/ ob beſchuldigte ihn Cajus der ſuͤndlichen heucheley und
heutiger flattirung/ ſo wir aber dieſem aus ſeinem ſchreiben nicht zutrauen koͤn-
nen/ und aber in der antwort einige reden nicht wol anders als auff ſolche
beſchuldigung zu ziehen/ dem jenigen/ ſo alles gegen einander haͤlt/ die vermu-
thung machen. Was aber 3. das hierauff gethane antwort-ſchreiben Caji
anlangt/ ſo haben wir uns nicht wenig daruͤber verwundert/ und darinnen ſol-
che vehemenz angetroffen/ die wir nicht zu entſchuldigen vermoͤgen. 1. Jſt
droben erwieſen/ daß dieſe gebrauchte formul nichts ſtraͤflliches noch neuer-
liches in ſich faſſe. Daher die weitlaͤufftige beſtreitung derſelben nicht nur
vergebens iſt/ ſondern vornehmlich die ſtachlichte und ſpitzige reden nicht an-
ders angeſehen werden koͤnnen/ als fruͤchten des jenigen affects/ deme ſo viel
platz nicht gegeben werden ſolte. Wenn ſolche formul genennt wird: ſpan-
fuͤnckel neu/ una nocte nove ſuſceptus, (nicht nur/ ſo in anderer anſehen
moͤchte verſtanden werden/ mundanæ hypocriſeos & novitatis ſuſpe-
ctus & maculatus, ſondern auch aus eigenem urtheil) cancelley und weltge-
ſchwaͤtz. Worinnen der ſache einmahl zu viel geſchihet/ und Cajus ſeinem
judicio zu viel trauet/ daß er aus eignem habenden bedencken/ welchen ſcru-
pel gehabt zu haben wir ihme nicht verargen/ ſolche formulam, weil ſie ihme
nicht gefaͤllet/ ſo rigidè verwirfft. 2. Jſt auch dieſes nicht zu billigen/ daß
Cajus zu wider ſeiner vorigen loͤblichen und geziemenden ſubmiſſion nach-
mahl uͤber die fortſendung des ſchreibens beſchwehret/ weil der Herꝛ Inſpe-
ctor die formalia, ſo ihm mißfallen nicht vorher geaͤndert. Dann 1. ob wol
Cajus macht gehabt/ ja verbunden geweſen/ ſein bedencken uͤber das concept
zu entdecken/ und daran recht gethan/ auch wie wir droben erkant/ ſolches mit
geziemender beſcheidenheit berichtet/ daß wir daran keinen mangel nicht ha-
ben: ſo iſt 2. gleichwol ſein ſuffragium ein einiges ſuffragium, welches
weil
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |