Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XXIV. mich in dieser materie allezeit die wort des lieben apostels Pauli bewegt haben/da er sagt 1. Cor. 16/ 8. 9. daß er eine zeitlang zu Epheso bleiben wolle 1. weil ihm eine grosse thür aufgethan. 2. sie fleißig. 3. viel widerwärtige da seyn. Da diese ursach den apostel so viel mehr daselbst hält. GOtt hat ein- mahl ihn jetzo zu einer zwahr beträngten kirchen geführet/ da man sich wohl zu bedencken gehabt/ biß man göttlichen willen erkant und demselben zufolgen resolviret hat/ nach dem aber die vocation vor göttlich auffgenommen/ so ist nun nöthig so lang alle kräfften/ und von GOtt verliehene gaben zu dero be- sten anzuwenden/ als noch einige hoffnung ist/ etwas auszurichten. Dann wir haben uns zuversichern/ daß GOtt uns und die beschaffenheit unserer ge- meinde also erkannt/ daß er uns nicht vergebens zu derselben gesetzet/ aber auch dabey beschlossen habe/ wie er unsere arbeit segnen könne und wolle. 1681. SECTIO XXIV. Vermahnung an einen angehenden prediger. JM übrigen/ wie nicht zweifle/ geliebter Bruder werde sich auch biß ner
ARTIC. III. SECTIO XXIV. mich in dieſer materie allezeit die wort des lieben apoſtels Pauli bewegt haben/da er ſagt 1. Cor. 16/ 8. 9. daß er eine zeitlang zu Epheſo bleiben wolle 1. weil ihm eine groſſe thuͤr aufgethan. 2. ſie fleißig. 3. viel widerwaͤrtige da ſeyn. Da dieſe urſach den apoſtel ſo viel mehr daſelbſt haͤlt. GOtt hat ein- mahl ihn jetzo zu einer zwahr betraͤngten kirchen gefuͤhret/ da man ſich wohl zu bedencken gehabt/ biß man goͤttlichen willen erkant und demſelben zufolgen reſolviret hat/ nach dem aber die vocation vor goͤttlich auffgenommen/ ſo iſt nun noͤthig ſo lang alle kraͤfften/ und von GOtt verliehene gaben zu dero be- ſten anzuwenden/ als noch einige hoffnung iſt/ etwas auszurichten. Dann wir haben uns zuverſichern/ daß GOtt uns und die beſchaffenheit unſerer ge- meinde alſo erkannt/ daß er uns nicht vergebens zu derſelben geſetzet/ aber auch dabey beſchloſſen habe/ wie er unſere arbeit ſegnen koͤnne und wolle. 1681. SECTIO XXIV. Vermahnung an einen angehenden prediger. JM uͤbrigen/ wie nicht zweifle/ geliebter Bruder werde ſich auch biß ner
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ARTIC. III. SECTIO XXIV.
mich in dieſer materie allezeit die wort des lieben apoſtels Pauli bewegt haben/
da er ſagt 1. Cor. 16/ 8. 9. daß er eine zeitlang zu Epheſo bleiben wolle 1. weil
ihm eine groſſe thuͤr aufgethan. 2. ſie fleißig. 3. viel widerwaͤrtige da
ſeyn. Da dieſe urſach den apoſtel ſo viel mehr daſelbſt haͤlt. GOtt hat ein-
mahl ihn jetzo zu einer zwahr betraͤngten kirchen gefuͤhret/ da man ſich wohl
zu bedencken gehabt/ biß man goͤttlichen willen erkant und demſelben zufolgen
reſolviret hat/ nach dem aber die vocation vor goͤttlich auffgenommen/ ſo iſt
nun noͤthig ſo lang alle kraͤfften/ und von GOtt verliehene gaben zu dero be-
ſten anzuwenden/ als noch einige hoffnung iſt/ etwas auszurichten. Dann
wir haben uns zuverſichern/ daß GOtt uns und die beſchaffenheit unſerer ge-
meinde alſo erkannt/ daß er uns nicht vergebens zu derſelben geſetzet/ aber
auch dabey beſchloſſen habe/ wie er unſere arbeit ſegnen koͤnne und wolle. 1681.
SECTIO XXIV.
Vermahnung an einen angehenden prediger.
JM uͤbrigen/ wie nicht zweifle/ geliebter Bruder werde ſich auch biß
daher mit heiligem geluͤbde und andaͤchtigem gebeth zu der wichtigen
ſtelle zu bereiten befliſſen geweſen ſeyn/ alſo trage auch das veꝛtrauen/
daß er ſich in ſeinem amt nach goͤttlicher ordnung treu und fleißig be-
zeigen/ daſſelbe nicht nach fleiſchlicher klugheit ſondern in der wahren weißheit
des geiſtes fuͤhren/ weil aber dieſe nicht in unſerer krafft ſtehet/ ſondern allein
von dem himmliſchen Vater erlangt werden muß/ ſich ſtets in ſolcher demuth
(ſo der geſegnete und fruchtbare grund aller uͤbrigen tugenden ſeyn wird/ und
gegen nichts mehr zu kaͤmpffen iſt/ als wo etwas deroſelben widriges in der ſee-
len auffſteigen wolte) verleugnung der welt und anhaltendem gebeth vor ſei-
nem GOtt darſtellen werde/ damit er faͤhig ſey/ daß taͤglich neues liecht und
krafft des geiſtes von oben herab ſich in ſeine ſeele ergieſſe/ und nicht mehr er
ſondern der geiſt des HErꝛn alles in ihm und durch ihn wircke. Geliebter
Bruder wird ſo viel weniger dieſe bruͤderliche erinnerung anders als in liebe
auffnehmen/ nachdem ihm nicht allein meine liebe gegen ihm bekannt iſt/ ſon-
dern er auch weiß/ daß ich und alle die es mit dem reich GOttes treulich mey-
nen/ ſchuldig ſind uns unter einander auffzumuntern und zuthun/ was der
HErꝛ von uns fordert: ſonderlich aber weil nachdem ſich GOtt auch einiger
maſſen meiner in dieſem geſchaͤffte gebraucht hat/ mir beſonders mit anliget/
daß alle von demſelben gemachte und gefaßte hoffnung in goͤttlichem ſeegen er-
fuͤllet/ und ich jene nicht ohne grund gemacht zuhaben erfunden werde. Mei-
ner
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