Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. III. SECTIO XII. was der unterschiedlichen anstalten mehr sind/ welche so viel sie nicht widerdas eigentliche wort GOTTes und dessen befehl lauffen/ mit gutem gewissen behalten werden können/ und von denen/ welchen sie von den obern anbefoh- len/ beobachtet werden müssen. 5. Deswegen auch müglich ist/ daß eine obrigkeit einen prediger allein zu gewissen functionen, zum exempel zu den offentlichen/ beruffen kan/ mit ausschliessung der übrigen oder besondern verrichtungen/ wo nehmlich die ü- brige absonderliche verrichtungen hinwieder durch andere zur gnüge verwal- tet zu werden angeordnet sind/ in welchem fall der also beruffene über nichts weiter recheuschafft zu geben hat/ als was ihm anvertrauet worden/ die übri- gen verrichtungen aber gehen ihn so wenig an/ als andere ort/ zu denen er nicht beruffen ist. Jedoch wo einer allein bey einer gemeinde wäre/ und also die gantze seelen sorge ihm aufgebürdet läge/ würde er sich nicht können auff die weise beruffen lassen/ sich austrücklich eines stücks zu begeben/ davon er leicht verstehet/ daß solches sehr nöthig seye/ und ohne dasselbige sorglich auch sein übrigesamt den nach GOttes ordnung vor augen haben den zweck der erbau- ung nicht erreichen könte: Welches auch platz hat/ wo die übrige sich auch mit solchen verrichtungen nicht beladen wollen lassen/ und also eine gemeinde in solcher sache wahrhafftig versäumet werden müste. Wie denn in allen die- sen dingen die nothdurfft der gemeinde das einige gnugsame maaß gibet/ was unterlassen werde dörffe/ oder worüber nothwendig gehalten werden müsse. Da sonsten nicht eben so praecise und positive was von jeglichen verrichtet werden solle/ in GOttes wort vorgeschrieben ist. Die 2. Frage. Ob die gewalt der schlüssel nicht nur an das wort und ordnung scopo
ARTIC. III. SECTIO XII. was der unterſchiedlichen anſtalten mehr ſind/ welche ſo viel ſie nicht widerdas eigentliche wort GOTTes und deſſen befehl lauffen/ mit gutem gewiſſen behalten werden koͤnnen/ und von denen/ welchen ſie von den obern anbefoh- len/ beobachtet werden muͤſſen. 5. Deswegen auch muͤglich iſt/ daß eine obrigkeit einen prediger allein zu gewiſſen functionen, zum exempel zu den offentlichen/ beruffen kan/ mit ausſchlieſſung der uͤbrigen oder beſondern verrichtungen/ wo nehmlich die uͤ- brige abſonderliche verrichtungen hinwieder durch andere zur gnuͤge verwal- tet zu werden angeordnet ſind/ in welchem fall der alſo beruffene uͤber nichts weiter recheuſchafft zu geben hat/ als was ihm anvertrauet worden/ die uͤbri- gen verrichtungen aber gehen ihn ſo wenig an/ als andere ort/ zu denẽ er nicht beruffen iſt. Jedoch wo einer allein bey einer gemeinde waͤre/ und alſo die gantze ſeelen ſorge ihm aufgebuͤrdet laͤge/ wuͤrde er ſich nicht koͤnnen auff die weiſe beruffen laſſen/ ſich austruͤcklich eines ſtuͤcks zu begeben/ davon er leicht verſtehet/ daß ſolches ſehr noͤthig ſeye/ und ohne daſſelbige ſorglich auch ſein uͤbrigesamt den nach GOttes ordnung vor augen haben den zweck der erbau- ung nicht erreichen koͤnte: Welches auch platz hat/ wo die uͤbrige ſich auch mit ſolchen verrichtungen nicht beladen wollen laſſen/ und alſo eine gemeinde in ſolcher ſache wahrhafftig verſaͤumet werden muͤſte. Wie denn in allen die- ſen dingen die nothdurfft der gemeinde das einige gnugſame maaß gibet/ was unterlaſſen werde doͤrffe/ oder woruͤber nothwendig gehalten werden muͤſſe. Da ſonſten nicht eben ſo præcise und poſitive was von jeglichen verrichtet werden ſolle/ in GOttes wort vorgeſchrieben iſt. Die 2. Frage. Ob die gewalt der ſchluͤſſel nicht nur an das wort und ordnung ſcopo
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ARTIC. III. SECTIO XII.
was der unterſchiedlichen anſtalten mehr ſind/ welche ſo viel ſie nicht wider
das eigentliche wort GOTTes und deſſen befehl lauffen/ mit gutem gewiſſen
behalten werden koͤnnen/ und von denen/ welchen ſie von den obern anbefoh-
len/ beobachtet werden muͤſſen.
5. Deswegen auch muͤglich iſt/ daß eine obrigkeit einen prediger allein
zu gewiſſen functionen, zum exempel zu den offentlichen/ beruffen kan/ mit
ausſchlieſſung der uͤbrigen oder beſondern verrichtungen/ wo nehmlich die uͤ-
brige abſonderliche verrichtungen hinwieder durch andere zur gnuͤge verwal-
tet zu werden angeordnet ſind/ in welchem fall der alſo beruffene uͤber nichts
weiter recheuſchafft zu geben hat/ als was ihm anvertrauet worden/ die uͤbri-
gen verrichtungen aber gehen ihn ſo wenig an/ als andere ort/ zu denẽ er nicht
beruffen iſt. Jedoch wo einer allein bey einer gemeinde waͤre/ und alſo die
gantze ſeelen ſorge ihm aufgebuͤrdet laͤge/ wuͤrde er ſich nicht koͤnnen auff die
weiſe beruffen laſſen/ ſich austruͤcklich eines ſtuͤcks zu begeben/ davon er leicht
verſtehet/ daß ſolches ſehr noͤthig ſeye/ und ohne daſſelbige ſorglich auch ſein
uͤbrigesamt den nach GOttes ordnung vor augen haben den zweck der erbau-
ung nicht erreichen koͤnte: Welches auch platz hat/ wo die uͤbrige ſich auch mit
ſolchen verrichtungen nicht beladen wollen laſſen/ und alſo eine gemeinde in
ſolcher ſache wahrhafftig verſaͤumet werden muͤſte. Wie denn in allen die-
ſen dingen die nothdurfft der gemeinde das einige gnugſame maaß gibet/ was
unterlaſſen werde doͤrffe/ oder woruͤber nothwendig gehalten werden muͤſſe.
Da ſonſten nicht eben ſo præcise und poſitive was von jeglichen verrichtet
werden ſolle/ in GOttes wort vorgeſchrieben iſt.
Die 2. Frage.
Ob die gewalt der ſchluͤſſel nicht nur an das wort und ordnung
GOttes/ Matth. 16/ 19. Joh. 20/ 21. 22. 23. _ Cor. 5/ 2‒‒5. 1. Tim. 5/
24. und der Augſp. Confeſſion erkaͤntnuͤß nach in dem 28. Artic. §.
Nun lehren die unſern alſo ꝛc. ſondern auch an irgend eine menſchliche
autoritaͤt oder ſelbs der verfallenen gemeinde oͤffentlichen beyfall nach
Matth. 18/ 15‒‒20, 2. Cor. 13/ 1. 2. 10. alſo gebunden/ daß ein diener
GOttes gegen und ohne dieſelbe/ auch mit guter beſcheidenheit/ nichts
thun koͤnne/ noch daruͤber alles zu leiden ſchuldig waͤre/ nach 2. Cor.
6/ 4‒‒10. oder ob poteſtas jurisdictionis, ſo ſie ohne menſchl. zwang
von einem ſeelſorger nach 1. Cor. 4/ 1. 2. und den obangefuͤhrten
zeugnuͤſſen heiliger ſchrifft und Augſpurgiſchen Confeſſion d. §. die-
ſer geſtalt unterſcheiden wir ꝛc. Apolog. art. de poteſtate Eccleſ. §.
Was aber die biſchoͤffe fuͤr ein amt und gewalt haben ꝛc. koͤnne Epi-
ſcopo
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