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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Das andere Capitel.
wünschen solte/ daß solches amt insgesamt mit dergleichen verschohnet/
und das/ was nicht bloß das geistliche betrifft/ lieber andern/ die dabey
weniger sonsten versäumeten/ auffgetragen würde: wie dorten die Apostel
Apost. Gesch. 6/ 2. die versorgung der armen von sich ablegten/ und gewis-
se allmosen-pfleger verordneten/ mit anführung der wichtigen ursachen/ es
tauget nicht/ daß wir das wort GOTTES unterlassen
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nigen wichtigern und das geistliche unmittelbahr angehenden geschäfften et-
was abbrechen) und zu tische dienen/ (mit dergleichen geschäfften um-
gehen/ die auch eigene leut erfordern/ und mehr mit den dingen dieser welt
verwickelt sind) woran ich auch offt gedencke/ und Christlicher begabter
leute zustand eben darüber bedaure/ daß sie so viel edle stunden ohne grossen
nutzen anwenden müssen. Aber deswegen ists wichtig gnug/ daß ein gott-
seeliger lehrer/ der gern mit den jenigen dingen/ so die göttliche ehr und der
kirchen erbauung näher angehen/ die zeit zuzubringen wünschet/ verlangen
mag/ daß ihm das jenige abgenommen werde/ was bis dahin mit der
frucht die arbeit wenig verlohnet hat/ damit die noch übrige kräfften auff
das allerbeste angewendet werden möchten. Sonderlich nachdem die biß-
herige inspection bereits die hertzen der jenigen prediger und anderer unter-
worffener mit E. HochEhrw. dermassen verbunden haben wird: daß ob sie
auch solchen titul ablegete/ dieselbe gleichwohl in wichtigen fällen bey ihr
rath und trost zu suchen nicht unterlassen werden/ so doch auch jetzt fast das
vornehmste operae pretium des amts hat seyn mögen/ und also auch daran
wenig abgehen kan: daher man sich auch so viel verantwortlicher davon loß-
zureissen trachten darff.

4. Die vierdte ursach betreffend/ achte dieselbe nachdem andern auch
von guter krafft. Dann wir alle nach vermögen verbunden sind/ unsre ga-
ben/ welche wir von GOTT empfangen haben/ auffs beste anzuwenden/
und zu trachten haben/ wie sie am reichsten nutzen bringen mögen/ daher
auch die hindernüssen nach möglichkeit aus dem wege zu räumen. Wann
nun E. HochEhrw. nach Christlicher gegeneinanderhaltung bey sich
findet/ daß dero in der feder habende Christliche schrifften/ und zu man-
cher seelen trost anstellende correspondenz, mit dero nutzen die frucht der
inspections-geschäfften überwiegen/ hingegen durch beyhaltung derselben
so sehr gehemmet werden/ so hat sie zwahr nicht eben bloß eigenmächtig sich
des einmahl auffgetragenen zu entbrechen/ aber dennoch müglichen ver-
such zu thun/ ob der HErr durch regierung der höhern hertzen ihro die frey-
heit verleihen wolte/ wieder mit mehrer ruhe zu der andern geistlichern und

er-

Das andere Capitel.
wuͤnſchen ſolte/ daß ſolches amt insgeſamt mit dergleichen verſchohnet/
und das/ was nicht bloß das geiſtliche betrifft/ lieber andern/ die dabey
weniger ſonſten verſaͤumeten/ auffgetragen wuͤrde: wie dorten die Apoſtel
Apoſt. Geſch. 6/ 2. die verſorgung der armen von ſich ablegten/ und gewiſ-
ſe allmoſen-pfleger verordneten/ mit anfuͤhrung der wichtigen urſachen/ es
tauget nicht/ daß wir das wort GOTTES unterlaſſen
(ei-
nigen wichtigern und das geiſtliche unmittelbahr angehenden geſchaͤfften et-
was abbrechen) und zu tiſche dienen/ (mit dergleichen geſchaͤfften um-
gehen/ die auch eigene leut erfordern/ und mehr mit den dingen dieſer welt
verwickelt ſind) woran ich auch offt gedencke/ und Chriſtlicher begabter
leute zuſtand eben daruͤber bedaure/ daß ſie ſo viel edle ſtunden ohne groſſen
nutzen anwenden muͤſſen. Aber deswegen iſts wichtig gnug/ daß ein gott-
ſeeliger lehrer/ der gern mit den jenigen dingen/ ſo die goͤttliche ehr und der
kirchen erbauung naͤher angehen/ die zeit zuzubringen wuͤnſchet/ verlangen
mag/ daß ihm das jenige abgenommen werde/ was bis dahin mit der
frucht die arbeit wenig verlohnet hat/ damit die noch uͤbrige kraͤfften auff
das allerbeſte angewendet werden moͤchten. Sonderlich nachdem die biß-
herige inſpection bereits die hertzen der jenigen prediger und anderer unter-
worffener mit E. HochEhrw. dermaſſen verbunden haben wird: daß ob ſie
auch ſolchen titul ablegete/ dieſelbe gleichwohl in wichtigen faͤllen bey ihr
rath und troſt zu ſuchen nicht unterlaſſen werden/ ſo doch auch jetzt faſt das
vornehmſte operæ pretium des amts hat ſeyn moͤgen/ und alſo auch daran
wenig abgehen kan: daher man ſich auch ſo viel verantwortlicher davon loß-
zureiſſen trachten darff.

4. Die vierdte urſach betreffend/ achte dieſelbe nachdem andern auch
von guter krafft. Dann wir alle nach vermoͤgen verbunden ſind/ unſre ga-
ben/ welche wir von GOTT empfangen haben/ auffs beſte anzuwenden/
und zu trachten haben/ wie ſie am reichſten nutzen bringen moͤgen/ daher
auch die hindernuͤſſen nach moͤglichkeit aus dem wege zu raͤumen. Wann
nun E. HochEhrw. nach Chriſtlicher gegeneinanderhaltung bey ſich
findet/ daß dero in der feder habende Chriſtliche ſchrifften/ und zu man-
cher ſeelen troſt anſtellende correſpondenz, mit dero nutzen die frucht der
inſpections-geſchaͤfften uͤberwiegen/ hingegen durch beyhaltung derſelben
ſo ſehr gehemmet werden/ ſo hat ſie zwahr nicht eben bloß eigenmaͤchtig ſich
des einmahl auffgetragenen zu entbrechen/ aber dennoch muͤglichen ver-
ſuch zu thun/ ob der HErr durch regierung der hoͤhern hertzen ihro die frey-
heit verleihen wolte/ wieder mit mehrer ruhe zu der andern geiſtlichern und

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[574/0590] Das andere Capitel. wuͤnſchen ſolte/ daß ſolches amt insgeſamt mit dergleichen verſchohnet/ und das/ was nicht bloß das geiſtliche betrifft/ lieber andern/ die dabey weniger ſonſten verſaͤumeten/ auffgetragen wuͤrde: wie dorten die Apoſtel Apoſt. Geſch. 6/ 2. die verſorgung der armen von ſich ablegten/ und gewiſ- ſe allmoſen-pfleger verordneten/ mit anfuͤhrung der wichtigen urſachen/ es tauget nicht/ daß wir das wort GOTTES unterlaſſen (ei- nigen wichtigern und das geiſtliche unmittelbahr angehenden geſchaͤfften et- was abbrechen) und zu tiſche dienen/ (mit dergleichen geſchaͤfften um- gehen/ die auch eigene leut erfordern/ und mehr mit den dingen dieſer welt verwickelt ſind) woran ich auch offt gedencke/ und Chriſtlicher begabter leute zuſtand eben daruͤber bedaure/ daß ſie ſo viel edle ſtunden ohne groſſen nutzen anwenden muͤſſen. Aber deswegen iſts wichtig gnug/ daß ein gott- ſeeliger lehrer/ der gern mit den jenigen dingen/ ſo die goͤttliche ehr und der kirchen erbauung naͤher angehen/ die zeit zuzubringen wuͤnſchet/ verlangen mag/ daß ihm das jenige abgenommen werde/ was bis dahin mit der frucht die arbeit wenig verlohnet hat/ damit die noch uͤbrige kraͤfften auff das allerbeſte angewendet werden moͤchten. Sonderlich nachdem die biß- herige inſpection bereits die hertzen der jenigen prediger und anderer unter- worffener mit E. HochEhrw. dermaſſen verbunden haben wird: daß ob ſie auch ſolchen titul ablegete/ dieſelbe gleichwohl in wichtigen faͤllen bey ihr rath und troſt zu ſuchen nicht unterlaſſen werden/ ſo doch auch jetzt faſt das vornehmſte operæ pretium des amts hat ſeyn moͤgen/ und alſo auch daran wenig abgehen kan: daher man ſich auch ſo viel verantwortlicher davon loß- zureiſſen trachten darff. 4. Die vierdte urſach betreffend/ achte dieſelbe nachdem andern auch von guter krafft. Dann wir alle nach vermoͤgen verbunden ſind/ unſre ga- ben/ welche wir von GOTT empfangen haben/ auffs beſte anzuwenden/ und zu trachten haben/ wie ſie am reichſten nutzen bringen moͤgen/ daher auch die hindernuͤſſen nach moͤglichkeit aus dem wege zu raͤumen. Wann nun E. HochEhrw. nach Chriſtlicher gegeneinanderhaltung bey ſich findet/ daß dero in der feder habende Chriſtliche ſchrifften/ und zu man- cher ſeelen troſt anſtellende correſpondenz, mit dero nutzen die frucht der inſpections-geſchaͤfften uͤberwiegen/ hingegen durch beyhaltung derſelben ſo ſehr gehemmet werden/ ſo hat ſie zwahr nicht eben bloß eigenmaͤchtig ſich des einmahl auffgetragenen zu entbrechen/ aber dennoch muͤglichen ver- ſuch zu thun/ ob der HErr durch regierung der hoͤhern hertzen ihro die frey- heit verleihen wolte/ wieder mit mehrer ruhe zu der andern geiſtlichern und er-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/590>, abgerufen am 25.11.2024.