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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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ARTIC. II. SECTIO XI.
daß er dasjenige nicht thun kan/ was sonsten nöthig wäre/ ohne Titum die
sache auszumachen/ so ist kein ander mittel mehr/ als daß dieser selbs besagter
massen sich zu einer eigenen resolution verstehen muß/ ja wo er sich nichts re-
solvi
ret/ ist eo ipso das bleiben resolviret.

4.
Und ob so er es thäte/ er sich des streits/ so unter ihnen/ nicht
mit theilhafftig mache?

Hierauff weiß kaum zu antworten/ nachdem mir der streit und dessen
art nicht bekant ist. Jn voriger frage praesumire/ daß es allein ein streit seye/
daß ein theil an das andere zu schreiben bedenckens hat/ entweder aus blos-
sem reputations-streit/ oder daß sichs vielleicht in gewissen rechten zu praeju-
dici
ren sorget/ wo es schriebe. Jn welchen beyden fällen ich nicht sehe/ wie
Titus in dem ersten mit dem gerathenen blossen still sitzen/ in dem andern mit
deme wie ich davor gehalten/ daß er sich bezeigen solte/ sich des streits theil-
hafftig mache. Wo aber der streit über anderes wäre/ nemlich über das jus
vocandi
oder avocandi, und was dergleichen seyn möchte/ so könte man sich
freylich leicht auff eine andere art des streits theilhafftig machen/ und würde
durch das bleiben am sichersten gerathen/ als darinnen so viel ich sehe/ keines
juri so leicht/ als durch das ändern/ auffs wenigste des einem praetendirten
juri praejudiciret würde.

5.
Was zu thun/ wenn von der abforderenden seiten keine instantien
mehr geschehen?

Jch achte es seye alsdenn nichts zu thun/ sondern man bezeigte von sol-
cher seiten eben durch solche überlassung/ daß man von selbsten von den ersten
gedancken/ und nicht so wohl vocatione als versuchung/ obs zu einer vocati-
on
kommen könte/ abstehe/ damit ist Titus, der sich so lange verantwortlich
genug gehalten/ allerdings seiner sorgen frey/ und nicht gehalten das werck
selbs auffs neue zu treiben.

6.
Was wenn abermahl von der aufforderung geschihet? Und
7.
Welche
vocation der andern vorzuziehen?

Diese beyde fragen ziehe ich zusammen/ nachdem meiner meinung nach
eine in der andern stecket. Da hielte nun davor/ Titus hätte zuerst zu suchen/
ob die herrschafft/ die ihn verlanget/ sich disponiren liesse/ nunmehro was von
seiner seiten mit schreiben erfordert werden könte/ zu thun: wäre solches nicht
zu erhalten/ sondern würde ihm gezeiget/ daß aus wichtigen ursachen man

sei-
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ARTIC. II. SECTIO XI.
daß er dasjenige nicht thun kan/ was ſonſten noͤthig waͤre/ ohne Titum die
ſache auszumachen/ ſo iſt kein ander mittel mehr/ als daß dieſer ſelbs beſagter
maſſen ſich zu einer eigenen reſolution verſtehen muß/ ja wo er ſich nichts re-
ſolvi
ret/ iſt eo ipſo das bleiben reſolviret.

4.
Und ob ſo er es thaͤte/ er ſich des ſtreits/ ſo unter ihnen/ nicht
mit theilhafftig mache?

Hierauff weiß kaum zu antworten/ nachdem mir der ſtreit und deſſen
art nicht bekant iſt. Jn voriger frage præſumire/ daß es allein ein ſtreit ſeye/
daß ein theil an das andere zu ſchreiben bedenckens hat/ entweder aus bloſ-
ſem reputations-ſtreit/ oder daß ſichs vielleicht in gewiſſen rechten zu præju-
dici
ren ſorget/ wo es ſchriebe. Jn welchen beyden faͤllen ich nicht ſehe/ wie
Titus in dem erſten mit dem gerathenen bloſſen ſtill ſitzen/ in dem andern mit
deme wie ich davor gehalten/ daß er ſich bezeigen ſolte/ ſich des ſtreits theil-
hafftig mache. Wo aber der ſtreit uͤber anderes waͤre/ nemlich uͤber das jus
vocandi
oder avocandi, und was dergleichen ſeyn moͤchte/ ſo koͤnte man ſich
freylich leicht auff eine andere art des ſtreits theilhafftig machen/ und wuͤrde
durch das bleiben am ſicherſten gerathen/ als darinnen ſo viel ich ſehe/ keines
juri ſo leicht/ als durch das aͤndern/ auffs wenigſte des einem prætendirten
juri præjudiciret wuͤrde.

5.
Was zu thun/ wenn von der abforderenden ſeiten keine inſtantien
mehr geſchehen?

Jch achte es ſeye alsdenn nichts zu thun/ ſondern man bezeigte von ſol-
cher ſeiten eben durch ſolche uͤberlaſſung/ daß man von ſelbſten von den erſten
gedancken/ und nicht ſo wohl vocatione als verſuchung/ obs zu einer vocati-
on
kommen koͤnte/ abſtehe/ damit iſt Titus, der ſich ſo lange verantwortlich
genug gehalten/ allerdings ſeiner ſorgen frey/ und nicht gehalten das werck
ſelbs auffs neue zu treiben.

6.
Was wenn abermahl von der aufforderung geſchihet? Und
7.
Welche
vocation der andern vorzuziehen?

Dieſe beyde fragen ziehe ich zuſammen/ nachdem meiner meinung nach
eine in der andern ſtecket. Da hielte nun davor/ Titus haͤtte zuerſt zu ſuchen/
ob die herrſchafft/ die ihn verlanget/ ſich diſponiren lieſſe/ nunmehro was von
ſeiner ſeiten mit ſchreiben erfordert werden koͤnte/ zu thun: waͤre ſolches nicht
zu erhalten/ ſondern wuͤrde ihm gezeiget/ daß aus wichtigen urſachen man

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[521/0537] ARTIC. II. SECTIO XI. daß er dasjenige nicht thun kan/ was ſonſten noͤthig waͤre/ ohne Titum die ſache auszumachen/ ſo iſt kein ander mittel mehr/ als daß dieſer ſelbs beſagter maſſen ſich zu einer eigenen reſolution verſtehen muß/ ja wo er ſich nichts re- ſolviret/ iſt eo ipſo das bleiben reſolviret. 4. Und ob ſo er es thaͤte/ er ſich des ſtreits/ ſo unter ihnen/ nicht mit theilhafftig mache? Hierauff weiß kaum zu antworten/ nachdem mir der ſtreit und deſſen art nicht bekant iſt. Jn voriger frage præſumire/ daß es allein ein ſtreit ſeye/ daß ein theil an das andere zu ſchreiben bedenckens hat/ entweder aus bloſ- ſem reputations-ſtreit/ oder daß ſichs vielleicht in gewiſſen rechten zu præju- diciren ſorget/ wo es ſchriebe. Jn welchen beyden faͤllen ich nicht ſehe/ wie Titus in dem erſten mit dem gerathenen bloſſen ſtill ſitzen/ in dem andern mit deme wie ich davor gehalten/ daß er ſich bezeigen ſolte/ ſich des ſtreits theil- hafftig mache. Wo aber der ſtreit uͤber anderes waͤre/ nemlich uͤber das jus vocandi oder avocandi, und was dergleichen ſeyn moͤchte/ ſo koͤnte man ſich freylich leicht auff eine andere art des ſtreits theilhafftig machen/ und wuͤrde durch das bleiben am ſicherſten gerathen/ als darinnen ſo viel ich ſehe/ keines juri ſo leicht/ als durch das aͤndern/ auffs wenigſte des einem prætendirten juri præjudiciret wuͤrde. 5. Was zu thun/ wenn von der abforderenden ſeiten keine inſtantien mehr geſchehen? Jch achte es ſeye alsdenn nichts zu thun/ ſondern man bezeigte von ſol- cher ſeiten eben durch ſolche uͤberlaſſung/ daß man von ſelbſten von den erſten gedancken/ und nicht ſo wohl vocatione als verſuchung/ obs zu einer vocati- on kommen koͤnte/ abſtehe/ damit iſt Titus, der ſich ſo lange verantwortlich genug gehalten/ allerdings ſeiner ſorgen frey/ und nicht gehalten das werck ſelbs auffs neue zu treiben. 6. Was wenn abermahl von der aufforderung geſchihet? Und 7. Welche vocation der andern vorzuziehen? Dieſe beyde fragen ziehe ich zuſammen/ nachdem meiner meinung nach eine in der andern ſtecket. Da hielte nun davor/ Titus haͤtte zuerſt zu ſuchen/ ob die herrſchafft/ die ihn verlanget/ ſich diſponiren lieſſe/ nunmehro was von ſeiner ſeiten mit ſchreiben erfordert werden koͤnte/ zu thun: waͤre ſolches nicht zu erhalten/ ſondern wuͤrde ihm gezeiget/ daß aus wichtigen urſachen man ſei- U u u

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/537>, abgerufen am 22.11.2024.