Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. II. SECTIO X. als zwey sehen können. Wann man aber beyderseits aus des Höchsten her-tzens-lenckung auff mich gefallen/ so habe dennoch dem jenigen/ so ich vor des Höchsten GOttes H. leitung halte/ mich nicht entziehen/ sondern in gläubi- gem gebet und vertrauen/ daß der HErr HErr mir auch hierinnen den geist des raths geben werde/ meine einfältige gedancken nochmals und zwahr jetzo in hypothesi abfassen/ und mit unterthänigstem gehorsam übersenden sollen; E. Hochfl. Durchl. anbey unterthänigst als vor GOtt versicherende/ daß ich hierinnen ohne einige partheylichkeit (dazu nicht ursach/ und in dem mini- sterio zu N. wissentlich nur einen bekanten/ mit deme aber weil aus mangel der zeit viele brieffe unbeantwortet lassen muß/ bereits über das jahr das brifliche commercium gleichsam suspendiret worden/ habe/ von andern per- sonen solches orts aber vielweniger jemanden kenne) allein nach meinem gewissen/ wie ich nach anleitung göttlichen worts und demselben gemässer fundament die sache der göttlichen ehr und allgemeiner erbauung am gemäs- sesten erkenne/ gesprochen und gerathen habe: daher auch des unterthänig- sten vertrauens gelebe/ E. Hochfl. Durchl. werden solches nicht nur wol auff- nehmen/ sondern nachdem sie es vor GOtt überlegt haben/ und in eigenem gewissen dessen beyfall bey sich finden/ dasjenige willigst selbs befordern/ worinnen sich der göttliche finger zimlich kantlich offenbahret/ der gewissen zuversicht/ daß hiermit nicht menschlichem sondern göttlichem willen gehor- sam geleistet/ und wegen solcher willfähriger überlassung ein theil des jeni- gen guten/ was dero hiemit zu einer grössern gemeinde aus liebe zu GOTT und seiner kirchen übergebender Hoff-prediger bey solcher neuen stelle aus- richten wird/ auff gewisse weise von dem Herren deroselben mit zugerechnet werden werde. Welches auch von dem vergelter alles guten demüthigst an- wünsche. 1683. Folget das bedencken. Die zu beantworten gnädigst auffgetragene vocations-sache lässet sich besserer ordnung willen in 3. fragen füglich abtheilen/ nach de- ren wir sie auch in der furcht des HErrn erwegen wollen. 1. Ob Samuelis neue vocation vor göttlich zu erkennen? 2. Ob Jhr Hochfürstl. Durchl. denselben davon abzuhalten haben? 3. Ob Samuel von deroselben wieder zurück gehen könne? Die erste frage. AUff diese weiß ich/ nachdem mir die gantze sache aus communicirten actis wor- T t t
ARTIC. II. SECTIO X. als zwey ſehen koͤnnen. Wann man aber beyderſeits aus des Hoͤchſten her-tzens-lenckung auff mich gefallen/ ſo habe dennoch dem jenigen/ ſo ich vor des Hoͤchſten GOttes H. leitung halte/ mich nicht entziehen/ ſondern in glaͤubi- gem gebet und vertrauen/ daß der HErr HErr mir auch hierinnen den geiſt des raths geben werde/ meine einfaͤltige gedancken nochmals und zwahr jetzo in hypotheſi abfaſſen/ und mit unterthaͤnigſtem gehorſam uͤberſenden ſollen; E. Hochfl. Durchl. anbey unterthaͤnigſt als vor GOtt verſicherende/ daß ich hierinnen ohne einige partheylichkeit (dazu nicht urſach/ und in dem mini- ſterio zu N. wiſſentlich nur einen bekanten/ mit deme aber weil aus mangel der zeit viele brieffe unbeantwortet laſſen muß/ bereits uͤber das jahr das brifliche commercium gleichſam ſuſpendiret worden/ habe/ von andern per- ſonen ſolches orts aber vielweniger jemanden kenne) allein nach meinem gewiſſen/ wie ich nach anleitung goͤttlichen worts und demſelben gemaͤſſer fundament die ſache der goͤttlichen ehr und allgemeiner erbauung am gemaͤſ- ſeſten erkenne/ geſprochen und gerathen habe: daher auch des unterthaͤnig- ſten vertrauens gelebe/ E. Hochfl. Durchl. werden ſolches nicht nur wol auff- nehmen/ ſondern nachdem ſie es vor GOtt uͤberlegt haben/ und in eigenem gewiſſen deſſen beyfall bey ſich finden/ dasjenige willigſt ſelbs befordern/ worinnen ſich der goͤttliche finger zimlich kantlich offenbahret/ der gewiſſen zuverſicht/ daß hiermit nicht menſchlichem ſondern goͤttlichem willen gehor- ſam geleiſtet/ und wegen ſolcher willfaͤhriger uͤberlaſſung ein theil des jeni- gen guten/ was dero hiemit zu einer groͤſſern gemeinde aus liebe zu GOTT und ſeiner kirchen uͤbergebender Hoff-prediger bey ſolcher neuen ſtelle aus- richten wird/ auff gewiſſe weiſe von dem Herren deroſelben mit zugerechnet werden werde. Welches auch von dem vergelter alles guten demuͤthigſt an- wuͤnſche. 1683. Folget das bedencken. Die zu beantworten gnaͤdigſt auffgetragene vocations-ſache laͤſſet ſich beſſerer ordnung willen in 3. fragen fuͤglich abtheilen/ nach de- ren wir ſie auch in der furcht des HErrn erwegen wollen. 1. Ob Samuelis neue vocation vor goͤttlich zu erkennen? 2. Ob Jhr Hochfuͤrſtl. Durchl. denſelben davon abzuhalten haben? 3. Ob Samuel von deroſelben wieder zuruͤck gehen koͤnne? Die erſte frage. AUff dieſe weiß ich/ nachdem mir die gantze ſache aus communicirten actis wor- T t t
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ARTIC. II. SECTIO X.
als zwey ſehen koͤnnen. Wann man aber beyderſeits aus des Hoͤchſten her-
tzens-lenckung auff mich gefallen/ ſo habe dennoch dem jenigen/ ſo ich vor des
Hoͤchſten GOttes H. leitung halte/ mich nicht entziehen/ ſondern in glaͤubi-
gem gebet und vertrauen/ daß der HErr HErr mir auch hierinnen den geiſt
des raths geben werde/ meine einfaͤltige gedancken nochmals und zwahr jetzo
in hypotheſi abfaſſen/ und mit unterthaͤnigſtem gehorſam uͤberſenden ſollen;
E. Hochfl. Durchl. anbey unterthaͤnigſt als vor GOtt verſicherende/ daß
ich hierinnen ohne einige partheylichkeit (dazu nicht urſach/ und in dem mini-
ſterio zu N. wiſſentlich nur einen bekanten/ mit deme aber weil aus mangel
der zeit viele brieffe unbeantwortet laſſen muß/ bereits uͤber das jahr das
brifliche commercium gleichſam ſuſpendiret worden/ habe/ von andern per-
ſonen ſolches orts aber vielweniger jemanden kenne) allein nach meinem
gewiſſen/ wie ich nach anleitung goͤttlichen worts und demſelben gemaͤſſer
fundament die ſache der goͤttlichen ehr und allgemeiner erbauung am gemaͤſ-
ſeſten erkenne/ geſprochen und gerathen habe: daher auch des unterthaͤnig-
ſten vertrauens gelebe/ E. Hochfl. Durchl. werden ſolches nicht nur wol auff-
nehmen/ ſondern nachdem ſie es vor GOtt uͤberlegt haben/ und in eigenem
gewiſſen deſſen beyfall bey ſich finden/ dasjenige willigſt ſelbs befordern/
worinnen ſich der goͤttliche finger zimlich kantlich offenbahret/ der gewiſſen
zuverſicht/ daß hiermit nicht menſchlichem ſondern goͤttlichem willen gehor-
ſam geleiſtet/ und wegen ſolcher willfaͤhriger uͤberlaſſung ein theil des jeni-
gen guten/ was dero hiemit zu einer groͤſſern gemeinde aus liebe zu GOTT
und ſeiner kirchen uͤbergebender Hoff-prediger bey ſolcher neuen ſtelle aus-
richten wird/ auff gewiſſe weiſe von dem Herren deroſelben mit zugerechnet
werden werde. Welches auch von dem vergelter alles guten demuͤthigſt an-
wuͤnſche. 1683.
Folget das bedencken.
Jn JEſu nahmen Amen.
Die zu beantworten gnaͤdigſt auffgetragene vocations-ſache laͤſſet ſich
beſſerer ordnung willen in 3. fragen fuͤglich abtheilen/ nach de-
ren wir ſie auch in der furcht des HErrn erwegen wollen.
1. Ob Samuelis neue vocation vor goͤttlich zu erkennen?
2. Ob Jhr Hochfuͤrſtl. Durchl. denſelben davon abzuhalten
haben?
3. Ob Samuel von deroſelben wieder zuruͤck gehen koͤnne?
Die erſte frage.
AUff dieſe weiß ich/ nachdem mir die gantze ſache aus communicirten actis
zimlich wiſſend worden/ nicht anders als mit einem runden Ja zu ant-
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