Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.ARTIC. II. SECTIO VII. ner beantwortung so vielmehr zeige/ daß ich bey seiner lieben person nichtauff etwas absonderliches reflectire/ sondern wie ich die sache in meinem ge- wissen vor GOtt finde in vergleichung der stellen gegen einander/ und also mit einer abstrahirung von den personen selbs/ mein urtheil abfasse/ will ich hieher die formalia setzen/ dero ich mich neulich de daro 25. Jun. an den rath ei- ner Reichstadt in simili casu geschrieben/ gebraucht. (Da wurde inseriret/ was ad rationem 6. und 7. in vorigem responso enthalten/ und hie nicht nochmahl abgedruckt zu werden nöthig ist.) Was nun dasjenige mehrere anlangt/ was in D. als in H. bey itziger stelle zu thun und auszurichten seyn möchte/ mag sich selbs/ wo man nur etwas nachsinnet/ weisen/ doch will etliches we- niges erzehlen. 1. Ein guter beytrag zu Christlicher einrichtung des Fürstl. hoffs bey neuantretender regirung/ und also die legung eines stattlichen fun- daments auff lange zeit/ dazu viele hoffnung ist. 2. Eine bessere einrichtung des gesamten kirchen-wesens in dem lande/ so zeit der vacanz, vielleicht auch noch vorher/ in zimlichen verfall gerathen/ daß es einen tapffern mann erfordert. 3. Eine weitere auffbringung der Universität/ damit es lange nicht von stat- ten hat gehen wollen/ sonderlich in beförderung des Studii Biblici und der verae Theologicae practicae, mit pflantzung rechtschaffener pietät bey den Studiosis. 4. Die bessere einrichtung der zweyen paedagogiorum, samt ü- brigen schulen in dem lande. 5. Die gewissenhaffte beförderung recht tüch- tiger und göttlich gesinnter Studiosorum zu den kirchen-diensten/ dabey der Herr Superintendens das meiste vermag/ in diesem aber und allen andern o- bigen stücken NN. einen treflichen parastatam abgeben wird/ wie auch mensch- licher weise noch keine starcke hindernüssen/ die solcher guten intention im we- ge stünden/ vor mir sehe/ sondern unterschiedliche umstände mir gesegneten fortgang versprechen. Dazu setze 6. wo ein rechtschaffener allein auff GOt- tes ehr sehender Theologus practicus nach D. kommet/ daß derselbe ein liecht seyn wird/ so nicht nur das land und nähere nachbarschafft/ sondern auch das gantze ober-Teutschland/ sonderlich um den Rheinstrohm weiter erleuchte/ also/ daß sich die meiste/ so rechtschaffne Theologi und prediger sind/ an den- selben hängen/ freundschafft suchen/ und seines raths hertzlich pflegen wer- den/ wodurch denn mehrere gelegenheit des guten zu hoffen/ als man sonsten gedencken mögen. Jn summa/ ich sehe/ wohin ich wolle/ so sehe ich mehrere gelegenheit zu nützlicher anwendung der anvertrauten gaben/ als auffs wenig- ste in gegenwärtiger stelle das liebe H. geben kan. Daß ich auch also schrei- be/ hoffe/ werde nicht angesehen werden können/ als geschehe es aus einer privat-inclination, denn ich dem Fürstlichen hause nicht anders/ als jeder Ev- angelischer Theologus einem vornehmen glied unsrer kirchen/ verbunden bin/ sonsten aber einige absonderliche gnade/ von solchem hause nicht empfan- gen Q q q 2
ARTIC. II. SECTIO VII. ner beantwortung ſo vielmehr zeige/ daß ich bey ſeiner lieben perſon nichtauff etwas abſonderliches reflectire/ ſondern wie ich die ſache in meinem ge- wiſſen vor GOtt finde in vergleichung der ſtellen gegen einander/ und alſo mit einer abſtrahirung von den perſonen ſelbs/ mein urtheil abfaſſe/ will ich hieher die formalia ſetzen/ dero ich mich neulich de daro 25. Jun. an den rath ei- ner Reichſtadt in ſimili caſu geſchrieben/ gebraucht. (Da wurde inſeriret/ was ad rationem 6. und 7. in vorigem reſponſo enthalten/ und hie nicht nochmahl abgedruckt zu werden noͤthig iſt.) Was nun dasjenige mehrere anlangt/ was in D. als in H. bey itziger ſtelle zu thun und auszurichten ſeyn moͤchte/ mag ſich ſelbs/ wo man nur etwas nachſinnet/ weiſen/ doch will etliches we- niges erzehlen. 1. Ein guter beytrag zu Chriſtlicher einrichtung des Fuͤrſtl. hoffs bey neuantretender regirung/ und alſo die legung eines ſtattlichen fun- daments auff lange zeit/ dazu viele hoffnung iſt. 2. Eine beſſere einrichtung des geſamten kirchen-weſens in dem lande/ ſo zeit der vacanz, vielleicht auch noch vorher/ in zimlichen verfall gerathen/ daß es einen tapffern mann erfordert. 3. Eine weitere auffbringung der Univerſitaͤt/ damit es lange nicht von ſtat- ten hat gehen wollen/ ſonderlich in befoͤrderung des Studii Biblici und der veræ Theologicæ practicæ, mit pflantzung rechtſchaffener pietaͤt bey den Studioſis. 4. Die beſſere einrichtung der zweyen pædagogiorum, ſamt uͤ- brigen ſchulen in dem lande. 5. Die gewiſſenhaffte befoͤrderung recht tuͤch- tiger und goͤttlich geſinnter Studioſorum zu den kirchen-dienſten/ dabey der Herr Superintendens das meiſte vermag/ in dieſem aber und allen andern o- bigen ſtuͤcken NN. einen treflichen paraſtatam abgeben wird/ wie auch menſch- licher weiſe noch keine ſtarcke hindernuͤſſen/ die ſolcher guten intention im we- ge ſtuͤnden/ vor mir ſehe/ ſondern unterſchiedliche umſtaͤnde mir geſegneten fortgang verſprechen. Dazu ſetze 6. wo ein rechtſchaffener allein auff GOt- tes ehr ſehender Theologus practicus nach D. kommet/ daß derſelbe ein liecht ſeyn wird/ ſo nicht nur das land und naͤhere nachbarſchafft/ ſondern auch das gantze ober-Teutſchland/ ſonderlich um den Rheinſtrohm weiter erleuchte/ alſo/ daß ſich die meiſte/ ſo rechtſchaffne Theologi und prediger ſind/ an den- ſelben haͤngen/ freundſchafft ſuchen/ und ſeines raths hertzlich pflegen wer- den/ wodurch denn mehrere gelegenheit des guten zu hoffen/ als man ſonſten gedencken moͤgen. Jn ſumma/ ich ſehe/ wohin ich wolle/ ſo ſehe ich mehrere gelegenheit zu nuͤtzlicher anwendung der anvertrautẽ gaben/ als auffs wenig- ſte in gegenwaͤrtiger ſtelle das liebe H. geben kan. Daß ich auch alſo ſchrei- be/ hoffe/ werde nicht angeſehen werden koͤnnen/ als geſchehe es aus einer privat-inclination, denn ich dem Fuͤrſtlichen hauſe nicht anders/ als jeder Ev- angeliſcher Theologus einem vornehmen glied unſrer kirchen/ verbunden bin/ ſonſten aber einige abſonderliche gnade/ von ſolchem hauſe nicht empfan- gen Q q q 2
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ARTIC. II. SECTIO VII.
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auff etwas abſonderliches reflectire/ ſondern wie ich die ſache in meinem ge-
wiſſen vor GOtt finde in vergleichung der ſtellen gegen einander/ und alſo
mit einer abſtrahirung von den perſonen ſelbs/ mein urtheil abfaſſe/ will ich
hieher die formalia ſetzen/ dero ich mich neulich de daro 25. Jun. an den rath ei-
ner Reichſtadt in ſimili caſu geſchrieben/ gebraucht. (Da wurde inſeriret/ was
ad rationem 6. und 7. in vorigem reſponſo enthalten/ und hie nicht nochmahl
abgedruckt zu werden noͤthig iſt.) Was nun dasjenige mehrere anlangt/
was in D. als in H. bey itziger ſtelle zu thun und auszurichten ſeyn moͤchte/
mag ſich ſelbs/ wo man nur etwas nachſinnet/ weiſen/ doch will etliches we-
niges erzehlen. 1. Ein guter beytrag zu Chriſtlicher einrichtung des Fuͤrſtl.
hoffs bey neuantretender regirung/ und alſo die legung eines ſtattlichen fun-
daments auff lange zeit/ dazu viele hoffnung iſt. 2. Eine beſſere einrichtung des
geſamten kirchen-weſens in dem lande/ ſo zeit der vacanz, vielleicht auch noch
vorher/ in zimlichen verfall gerathen/ daß es einen tapffern mann erfordert.
3. Eine weitere auffbringung der Univerſitaͤt/ damit es lange nicht von ſtat-
ten hat gehen wollen/ ſonderlich in befoͤrderung des Studii Biblici und der
veræ Theologicæ practicæ, mit pflantzung rechtſchaffener pietaͤt bey den
Studioſis. 4. Die beſſere einrichtung der zweyen pædagogiorum, ſamt uͤ-
brigen ſchulen in dem lande. 5. Die gewiſſenhaffte befoͤrderung recht tuͤch-
tiger und goͤttlich geſinnter Studioſorum zu den kirchen-dienſten/ dabey der
Herr Superintendens das meiſte vermag/ in dieſem aber und allen andern o-
bigen ſtuͤcken NN. einen treflichen paraſtatam abgeben wird/ wie auch menſch-
licher weiſe noch keine ſtarcke hindernuͤſſen/ die ſolcher guten intention im we-
ge ſtuͤnden/ vor mir ſehe/ ſondern unterſchiedliche umſtaͤnde mir geſegneten
fortgang verſprechen. Dazu ſetze 6. wo ein rechtſchaffener allein auff GOt-
tes ehr ſehender Theologus practicus nach D. kommet/ daß derſelbe ein liecht
ſeyn wird/ ſo nicht nur das land und naͤhere nachbarſchafft/ ſondern auch das
gantze ober-Teutſchland/ ſonderlich um den Rheinſtrohm weiter erleuchte/
alſo/ daß ſich die meiſte/ ſo rechtſchaffne Theologi und prediger ſind/ an den-
ſelben haͤngen/ freundſchafft ſuchen/ und ſeines raths hertzlich pflegen wer-
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gedencken moͤgen. Jn ſumma/ ich ſehe/ wohin ich wolle/ ſo ſehe ich mehrere
gelegenheit zu nuͤtzlicher anwendung der anvertrautẽ gaben/ als auffs wenig-
ſte in gegenwaͤrtiger ſtelle das liebe H. geben kan. Daß ich auch alſo ſchrei-
be/ hoffe/ werde nicht angeſehen werden koͤnnen/ als geſchehe es aus einer
privat-inclination, denn ich dem Fuͤrſtlichen hauſe nicht anders/ als jeder Ev-
angeliſcher Theologus einem vornehmen glied unſrer kirchen/ verbunden
bin/ ſonſten aber einige abſonderliche gnade/ von ſolchem hauſe nicht empfan-
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/507>, abgerufen am 16.02.2025. |