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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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heit in der schrifft/ dero alle sich unterwerffen müssen/ mit sich bräch-
te. Wo dann nun jemand sich einer solchen gewalt annehmen und miß-
brauchen wolte/ auch würcklich einige auf eine dergleichen art untertruckte/ so
geschehe es wider die principia unserer kirchen/ und kan derselben nicht an-
ders als andere lebens-mängel die sie nicht gnug wehren kan/ zugerechnet
werden/ auffs wenigste/ wo sie auch solcher tyranney nicht gnug steuerte/
würde sie damit einer nachläßigkeit schuldig/ nicht aber dadurch Antichri-
stisch/ so lang dero eigne principia dem Antichristenthum entgegen sind. Viel
eine andere bewandnüß hat es mit der Papistischen kirchen/ dann wo sie das
jenige thut/ was verfasser vor antichristisch selbs angibet/ thut sie es aus
ihrer eigenen lehr/ und wird also billich daraus gerichtet. Daher verfasser
wohl thut n. 43. da er uns mit dem titul Babels und des Antichrists ver-
schonen will/ wo nicht unsere eigne principia solchen uns auffbürden.

§. XXXII. Hie ist also einer fleißigen untersuchung nöthig/ wie er auch
bekennet/ aber nachmal zeiget/ daß er nicht mit gnugsamen fleiß in der furcht
des HErrn die sache untersuchet habe/ da er n. 44. u. f. das Concordien-
buch beschuldiget/ als wodurch unsere kirche zu Babel worden seye. Womit
gewiß den lieben leuten/ so Theologis als Fürsten/ welche solches buch gema-
chet und eingeführet haben/ die auch in ihre selige ruhe längsten eingegan-
gen seynd/ viel zu viel geschihet/ und vor dero Christlichen fleiß nicht der je-
nige danck erstattet wird/ welchen wir ihnen schuldig sind/ weil sie GOtt zu
werckzeugen einiges guten (gesetzt daß sich nachmahl jemand dessen miß-
brauchet hätte) gemachet hatte.

§. XXXIII. Wo wir die n. 45. angezogene praefation ansehen/ und mit
wahrheits begierigen so wohl als liebreichen hertzen die absicht der theuren
männer erwegen/ werden wir viel anders davon zu urtheilen haben/ als sie
zu erbauern eines Babylonischen thurns machen. Sie führen vornehmlich
2. ursachen an/ warum solche Concordia verfasset und publiciret worden. 1.
Weil unsrer kirchen widersacher derselben vorwürffen/ sie wüßten
nicht/ welches die rechte Augspurgische
confession wäre/ ja wären in
ihrer lehr gantz ungewiß und veränderlich. 2. Weil nach der Augspur-
gischen
confession unter den Theologis unterschiedlicher streit entstan-
den/ daß sie auch offentlich darlegten/ was ihrer kirchen
Theologi
mit einmüthigem consens sich vergliechen/ damit so wohl gegen-
theil wüßte/ wie es unsre lehr anzusehen hätte/ als jeglicher in un-
srer kirche selbs/ in solchem abtruck erkennete/ was die kirche/ dazu
er sich hält/ in ihren vorstehern bekenne.
Beide diese ursachen sind
ehrlich/ Christlich und wichtig/ und haben keine Antichristische absicht.

§. XXXIV.

Anhang
heit in der ſchrifft/ dero alle ſich unterwerffen muͤſſen/ mit ſich braͤch-
te. Wo dann nun jemand ſich einer ſolchen gewalt annehmen und miß-
brauchen wolte/ auch wuͤrcklich einige auf eine dergleichen art untertruckte/ ſo
geſchehe es wider die principia unſerer kirchen/ und kan derſelben nicht an-
ders als andere lebens-maͤngel die ſie nicht gnug wehren kan/ zugerechnet
werden/ auffs wenigſte/ wo ſie auch ſolcher tyranney nicht gnug ſteuerte/
wuͤrde ſie damit einer nachlaͤßigkeit ſchuldig/ nicht aber dadurch Antichri-
ſtiſch/ ſo lang dero eigne principia dem Antichriſtenthum entgegen ſind. Viel
eine andere bewandnuͤß hat es mit der Papiſtiſchen kirchen/ dann wo ſie das
jenige thut/ was verfaſſer vor antichriſtiſch ſelbs angibet/ thut ſie es aus
ihrer eigenen lehr/ und wird alſo billich daraus gerichtet. Daher verfaſſer
wohl thut n. 43. da er uns mit dem titul Babels und des Antichriſts ver-
ſchonen will/ wo nicht unſere eigne principia ſolchen uns auffbuͤrden.

§. XXXII. Hie iſt alſo einer fleißigen unterſuchung noͤthig/ wie er auch
bekennet/ aber nachmal zeiget/ daß er nicht mit gnugſamen fleiß in der furcht
des HErrn die ſache unterſuchet habe/ da er n. 44. u. f. das Concordien-
buch beſchuldiget/ als wodurch unſere kirche zu Babel worden ſeye. Womit
gewiß den lieben leuten/ ſo Theologis als Fuͤrſten/ welche ſolches buch gema-
chet und eingefuͤhret haben/ die auch in ihre ſelige ruhe laͤngſten eingegan-
gen ſeynd/ viel zu viel geſchihet/ und vor dero Chriſtlichen fleiß nicht der je-
nige danck erſtattet wird/ welchen wir ihnen ſchuldig ſind/ weil ſie GOtt zu
werckzeugen einiges guten (geſetzt daß ſich nachmahl jemand deſſen miß-
brauchet haͤtte) gemachet hatte.

§. XXXIII. Wo wir die n. 45. angezogene præfation anſehen/ und mit
wahrheits begierigen ſo wohl als liebreichen hertzen die abſicht der theuren
maͤnner erwegen/ werden wir viel anders davon zu urtheilen haben/ als ſie
zu erbauern eines Babyloniſchen thurns machen. Sie fuͤhren vornehmlich
2. urſachen an/ warum ſolche Concordia verfaſſet und publiciret worden. 1.
Weil unſrer kirchen widerſacher derſelben vorwuͤrffen/ ſie wuͤßten
nicht/ welches die rechte Augſpurgiſche
confeſſion waͤre/ ja waͤren in
ihrer lehr gantz ungewiß uñ veraͤnderlich. 2. Weil nach der Augſpur-
giſchẽ
confeſſion unter den Theologis unterſchiedlicheꝛ ſtꝛeit entſtan-
den/ daß ſie auch offentlich darlegten/ was ihrer kirchen
Theologi
mit einmuͤthigem conſens ſich vergliechen/ damit ſo wohl gegen-
theil wuͤßte/ wie es unſre lehr anzuſehen haͤtte/ als jeglicher in un-
ſrer kirche ſelbs/ in ſolchem abtruck erkennete/ was die kirche/ dazu
er ſich haͤlt/ in ihren vorſtehern bekenne.
Beide dieſe urſachen ſind
ehrlich/ Chriſtlich und wichtig/ und haben keine Antichriſtiſche abſicht.

§. XXXIV.
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[368/0384] Anhang heit in der ſchrifft/ dero alle ſich unterwerffen muͤſſen/ mit ſich braͤch- te. Wo dann nun jemand ſich einer ſolchen gewalt annehmen und miß- brauchen wolte/ auch wuͤrcklich einige auf eine dergleichen art untertruckte/ ſo geſchehe es wider die principia unſerer kirchen/ und kan derſelben nicht an- ders als andere lebens-maͤngel die ſie nicht gnug wehren kan/ zugerechnet werden/ auffs wenigſte/ wo ſie auch ſolcher tyranney nicht gnug ſteuerte/ wuͤrde ſie damit einer nachlaͤßigkeit ſchuldig/ nicht aber dadurch Antichri- ſtiſch/ ſo lang dero eigne principia dem Antichriſtenthum entgegen ſind. Viel eine andere bewandnuͤß hat es mit der Papiſtiſchen kirchen/ dann wo ſie das jenige thut/ was verfaſſer vor antichriſtiſch ſelbs angibet/ thut ſie es aus ihrer eigenen lehr/ und wird alſo billich daraus gerichtet. Daher verfaſſer wohl thut n. 43. da er uns mit dem titul Babels und des Antichriſts ver- ſchonen will/ wo nicht unſere eigne principia ſolchen uns auffbuͤrden. §. XXXII. Hie iſt alſo einer fleißigen unterſuchung noͤthig/ wie er auch bekennet/ aber nachmal zeiget/ daß er nicht mit gnugſamen fleiß in der furcht des HErrn die ſache unterſuchet habe/ da er n. 44. u. f. das Concordien- buch beſchuldiget/ als wodurch unſere kirche zu Babel worden ſeye. Womit gewiß den lieben leuten/ ſo Theologis als Fuͤrſten/ welche ſolches buch gema- chet und eingefuͤhret haben/ die auch in ihre ſelige ruhe laͤngſten eingegan- gen ſeynd/ viel zu viel geſchihet/ und vor dero Chriſtlichen fleiß nicht der je- nige danck erſtattet wird/ welchen wir ihnen ſchuldig ſind/ weil ſie GOtt zu werckzeugen einiges guten (geſetzt daß ſich nachmahl jemand deſſen miß- brauchet haͤtte) gemachet hatte. §. XXXIII. Wo wir die n. 45. angezogene præfation anſehen/ und mit wahrheits begierigen ſo wohl als liebreichen hertzen die abſicht der theuren maͤnner erwegen/ werden wir viel anders davon zu urtheilen haben/ als ſie zu erbauern eines Babyloniſchen thurns machen. Sie fuͤhren vornehmlich 2. urſachen an/ warum ſolche Concordia verfaſſet und publiciret worden. 1. Weil unſrer kirchen widerſacher derſelben vorwuͤrffen/ ſie wuͤßten nicht/ welches die rechte Augſpurgiſche confeſſion waͤre/ ja waͤren in ihrer lehr gantz ungewiß uñ veraͤnderlich. 2. Weil nach der Augſpur- giſchẽ confeſſion unter den Theologis unterſchiedlicheꝛ ſtꝛeit entſtan- den/ daß ſie auch offentlich darlegten/ was ihrer kirchen Theologi mit einmuͤthigem conſens ſich vergliechen/ damit ſo wohl gegen- theil wuͤßte/ wie es unſre lehr anzuſehen haͤtte/ als jeglicher in un- ſrer kirche ſelbs/ in ſolchem abtruck erkennete/ was die kirche/ dazu er ſich haͤlt/ in ihren vorſtehern bekenne. Beide dieſe urſachen ſind ehrlich/ Chriſtlich und wichtig/ und haben keine Antichriſtiſche abſicht. §. XXXIV.

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/384>, abgerufen am 25.11.2024.