ihnen gewiß verspricht. Also schreibet der Papist. Alf. de Castro Lib. 12. adv. haeres. recht und wol: Saepissime petuntur illa, quae certo sciuntur eventura, ut petuntur: & hujus rei plurima sunt testimonia. Ecclesiasticus siquidem DEUM orans sic ait: Da mercedem sustinentibus te ut Prophetae tui fide- les in veniantur. Nullus tamen sanae mentis dicet, Ecclesiasticum dubitas- se de fidelitate Prophetarum DEI, aut dubitasse, quod DEus daturus esset mercedem his, qui sustinent illum, quod tamen ille petiit. Paulus certus erat, se non separandum a caritate DEI: certus etiam erat, coronam justitiae a justo judice paratam sibi esse, orabat tamen DEum, ut illam assequi mere- retur. Sonderlich ist zu mercken/ was er ferner anführt/ daß auch in der Römischen kirche vor diejenige/ so in dem fegfeuer wären/ gebeten werde/ daß sie nicht möchten verdammt werden/ da sie doch selbs bekennen/ daß sie nicht verdammt werden können. Dergleichen auch Bellarm. 2. de Purg. c. 5. austrück- lich meldet: Ecclesia orat pro animabus, quae in purgatorio degunt, ne dam- nentur ad poenas gehennae sempiternas, non quidem quod certum non sit, eas nondamnandas ad eas poenas, sed quia vult DEus nos orare etiam pro iis rebus, quas certo accepturi sumus. Damit fället der von P. Dez und andern seines gleichen gemachte schluß/ daß wo wir vor die verstorbene beten/ wir das fegfeuer zulassen müsten/ weil die in der höllen ohne hülffe sind/ die in dem himmel aber unsrer bitte nicht bedörffen. Dann gesetzt/ sie bedörffen ihrer nicht/ indem auch ohne unser gebet sie der ewigen freude geniessen: so ist doch dieses göttlicher ordnung und unsrer liebe gemäß/ ihnen dasjenige zu bitten/ was ihnen der HErr bereits gegeben/ und ferner geben will/ sonderlich/ was noch vorstehet/ nemlich eine fröliche aufferstehung und bestehen vor dem jüngsten gericht: da ihnen unsre gebet auch nicht mögen unnützlich seyn.
Also 4. haben unsre gebet und wünsche vor die todte gantz andre absich- ten/ daß sie weder das fegefeuer einigerley massen bestärcken/ noch vor unge- reimt oder unnütz zu achten sind. Mein S. antecessor Herr D. Geier hat in seiner inaugural disp. die er von dem gebet vor die todten gehalten/ mehrere zweck und nutzen solcher gebet und wünsche angemercket/ daß nemlich dieselbe bezeugen 1. unsre geziemende danckbarkeit gegen GOtt vor unsern nechsten. 2. Die gewißheit unsers glaubens und hoffnung von dem künfftigen leben. 3. Die schuldige liebe und fortsetzung unsrer zuneigung gegen unsern nechsten/ von dem wir das beste hoffen/ und ihm anwünschen/ auch uns vor glieder ei- nes leibes erkennen. 4. Unser verlangen der fortsetzung seiner seligkeit/ wie man einem König zurufft/ Vivat, nicht daß er nicht schon lebe/ sondern daß er ferner und glückselig lebe. 5. Den trost gegen andre leidtragende/ und ge- neigtheit ihnen beyzubringen. 6. Eine auffmunterung unser selbs und an- drer zum fleiß/ zu einem gleichen triumpff noch zukommen. Diese ursachen
mö-
Das erſte Capitel.
ihnen gewiß verſpricht. Alſo ſchreibet der Papiſt. Alf. de Caſtro Lib. 12. adv. hæreſ. recht und wol: Sæpiſſime petuntur illa, quæ certo ſciuntur eventura, ut petuntur: & hujus rei plurima ſunt teſtimonia. Eccleſiaſticus ſiquidem DEUM orans ſic ait: Da mercedem ſuſtinentibus te ut Prophetæ tui fide- les in veniantur. Nullus tamen ſanæ mentis dicet, Eccleſiaſticum dubitaſ- ſe de fidelitate Prophetarum DEI, aut dubitaſſe, quod DEus daturus eſſet mercedem his, qui ſuſtinent illum, quod tamen ille petiit. Paulus certus erat, ſe non ſeparandum â caritate DEI: certus etiam erat, coronam juſtitiæ à juſto judice paratam ſibi eſſe, orabat tamen DEum, ut illam aſſequi mere- retur. Sonderlich iſt zu mercken/ was er ferner anfuͤhrt/ daß auch in der Roͤmiſchen kirche vor diejenige/ ſo in dem fegfeuer waͤren/ gebeten werde/ daß ſie nicht moͤchten verdammt werden/ da ſie doch ſelbs bekennen/ daß ſie nicht verdam̃t werden koͤnnen. Dergleichen auch Bellarm. 2. de Purg. c. 5. austruͤck- lich meldet: Eccleſia orat pro animabus, quæ in purgatorio degunt, ne dam- nentur ad pœnas gehennæ ſempiternas, non quidem quod certum non ſit, eas nondamnandas ad eas pœnas, ſed quia vult DEus nos orare etiam pro iis rebus, quas certo accepturi ſumus. Damit faͤllet der von P. Dez und andern ſeines gleichen gemachte ſchluß/ daß wo wir vor die verſtorbene beten/ wir das fegfeuer zulaſſen muͤſten/ weil die in der hoͤllen ohne huͤlffe ſind/ die in dem himmel aber unſrer bitte nicht bedoͤrffen. Dann geſetzt/ ſie bedoͤrffen ihrer nicht/ indem auch ohne unſer gebet ſie der ewigen freude genieſſen: ſo iſt doch dieſes goͤttlicher ordnung und unſrer liebe gemaͤß/ ihnen dasjenige zu bitten/ was ihnen der HErr bereits gegeben/ und ferner geben will/ ſonderlich/ was noch vorſtehet/ nemlich eine froͤliche aufferſtehung und beſtehen vor dem juͤngſten gericht: da ihnen unſre gebet auch nicht moͤgen unnuͤtzlich ſeyn.
Alſo 4. haben unſre gebet und wuͤnſche vor die todte gantz andre abſich- ten/ daß ſie weder das fegefeuer einigerley maſſen beſtaͤrcken/ noch vor unge- reimt oder unnuͤtz zu achten ſind. Mein S. anteceſſor Herr D. Geier hat in ſeiner inaugural diſp. die er von dem gebet vor die todten gehalten/ mehrere zweck und nutzen ſolcher gebet und wuͤnſche angemercket/ daß nemlich dieſelbe bezeugen 1. unſre geziemende danckbarkeit gegen GOtt vor unſern nechſten. 2. Die gewißheit unſers glaubens und hoffnung von dem kuͤnfftigen leben. 3. Die ſchuldige liebe und fortſetzung unſrer zuneigung gegen unſern nechſten/ von dem wir das beſte hoffen/ und ihm anwuͤnſchen/ auch uns vor glieder ei- nes leibes erkennen. 4. Unſer verlangen der fortſetzung ſeiner ſeligkeit/ wie man einem Koͤnig zurufft/ Vivat, nicht daß er nicht ſchon lebe/ ſondern daß er ferner und gluͤckſelig lebe. 5. Den troſt gegen andre leidtragende/ und ge- neigtheit ihnen beyzubringen. 6. Eine auffmunterung unſer ſelbs und an- drer zum fleiß/ zu einem gleichen triumpff noch zukommen. Dieſe urſachen
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Das erſte Capitel.
ihnen gewiß verſpricht. Alſo ſchreibet der Papiſt. Alf. de Caſtro Lib. 12. adv.
hæreſ. recht und wol: Sæpiſſime petuntur illa, quæ certo ſciuntur eventura,
ut petuntur: & hujus rei plurima ſunt teſtimonia. Eccleſiaſticus ſiquidem
DEUM orans ſic ait: Da mercedem ſuſtinentibus te ut Prophetæ tui fide-
les in veniantur. Nullus tamen ſanæ mentis dicet, Eccleſiaſticum dubitaſ-
ſe de fidelitate Prophetarum DEI, aut dubitaſſe, quod DEus daturus eſſet
mercedem his, qui ſuſtinent illum, quod tamen ille petiit. Paulus certus
erat, ſe non ſeparandum â caritate DEI: certus etiam erat, coronam juſtitiæ
à juſto judice paratam ſibi eſſe, orabat tamen DEum, ut illam aſſequi mere-
retur. Sonderlich iſt zu mercken/ was er ferner anfuͤhrt/ daß auch in der
Roͤmiſchen kirche vor diejenige/ ſo in dem fegfeuer waͤren/ gebeten werde/ daß
ſie nicht moͤchten verdammt werden/ da ſie doch ſelbs bekennen/ daß ſie nicht
verdam̃t werden koͤnnen. Dergleichen auch Bellarm. 2. de Purg. c. 5. austruͤck-
lich meldet: Eccleſia orat pro animabus, quæ in purgatorio degunt, ne dam-
nentur ad pœnas gehennæ ſempiternas, non quidem quod certum non ſit,
eas nondamnandas ad eas pœnas, ſed quia vult DEus nos orare etiam pro iis
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fegfeuer zulaſſen muͤſten/ weil die in der hoͤllen ohne huͤlffe ſind/ die in dem
himmel aber unſrer bitte nicht bedoͤrffen. Dann geſetzt/ ſie bedoͤrffen ihrer
nicht/ indem auch ohne unſer gebet ſie der ewigen freude genieſſen: ſo iſt doch
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was ihnen der HErr bereits gegeben/ und ferner geben will/ ſonderlich/ was
noch vorſtehet/ nemlich eine froͤliche aufferſtehung und beſtehen vor dem
juͤngſten gericht: da ihnen unſre gebet auch nicht moͤgen unnuͤtzlich ſeyn.
Alſo 4. haben unſre gebet und wuͤnſche vor die todte gantz andre abſich-
ten/ daß ſie weder das fegefeuer einigerley maſſen beſtaͤrcken/ noch vor unge-
reimt oder unnuͤtz zu achten ſind. Mein S. anteceſſor Herr D. Geier hat in
ſeiner inaugural diſp. die er von dem gebet vor die todten gehalten/ mehrere
zweck und nutzen ſolcher gebet und wuͤnſche angemercket/ daß nemlich dieſelbe
bezeugen 1. unſre geziemende danckbarkeit gegen GOtt vor unſern nechſten.
2. Die gewißheit unſers glaubens und hoffnung von dem kuͤnfftigen leben. 3.
Die ſchuldige liebe und fortſetzung unſrer zuneigung gegen unſern nechſten/
von dem wir das beſte hoffen/ und ihm anwuͤnſchen/ auch uns vor glieder ei-
nes leibes erkennen. 4. Unſer verlangen der fortſetzung ſeiner ſeligkeit/ wie
man einem Koͤnig zurufft/ Vivat, nicht daß er nicht ſchon lebe/ ſondern daß er
ferner und gluͤckſelig lebe. 5. Den troſt gegen andre leidtragende/ und ge-
neigtheit ihnen beyzubringen. 6. Eine auffmunterung unſer ſelbs und an-
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moͤ-
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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/156>, abgerufen am 22.11.2024.
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