Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.SECTIO XV. che priester hat/ dazu er alle Christen machet/ Offenb. 1/ 6. die aber keine ei-gentlich so genannte/ sondern allein geistliche/ opffer bringen. Also geste- hen wir dem P. Dez, daß in der kirchen ein opffer und priesterthum seye/ aber nicht an menschen sondern Christo. 3. Daß Job vor seiner kinder sünde/ und auch die priester bey dem Levitischen gottesdienst vor des volcks sünde haben geopffert/ ist ausser zweiffel/ wie auch daß sie damit dem creutz-opffer Christi keinen eintrag gethan: aber sie waren vor dem opffer Christi/ und al- lein fürbilder desselbigen: wo aber der cörper selbs kommet/ müssen die für- bilder und das schatten-werck weichen. Daher jene alte opffer der würde des opffers Christi nichts benehmen/ aber die opffer/ die zur versöhnung noch itzo wolten gebracht werden/ da der HErr mit einem opffer alle die geheili- get werden/ vollendet hat in ewigkeit. Hebr. 10/ 14. würden das ein- malige opffer Christi einer unvollkommenheit beschuldigen: Also fället auch diese forderung mit hin/ und können die Evangelische dieselbe dem P. Dez nicht eingehen. 3. Die dritte forderung/ wie sie auff den bey den ersten beruhet/ solte non S
SECTIO XV. che prieſter hat/ dazu er alle Chriſten machet/ Offenb. 1/ 6. die aber keine ei-gentlich ſo genannte/ ſondern allein geiſtliche/ opffer bringen. Alſo geſte- hen wir dem P. Dez, daß in der kirchen ein opffer und prieſterthum ſeye/ aber nicht an menſchen ſondern Chriſto. 3. Daß Job vor ſeiner kinder ſuͤnde/ und auch die prieſter bey dem Levitiſchen gottesdienſt vor des volcks ſuͤnde haben geopffert/ iſt auſſer zweiffel/ wie auch daß ſie damit dem creutz-opffer Chriſti keinen eintrag gethan: aber ſie waren vor dem opffer Chriſti/ und al- lein fuͤrbilder deſſelbigen: wo aber der coͤrper ſelbs kommet/ muͤſſen die fuͤr- bilder und das ſchatten-werck weichen. Daher jene alte opffer der wuͤrde des opffers Chriſti nichts benehmen/ aber die opffer/ die zur verſoͤhnung noch itzo wolten gebracht werden/ da der HErr mit einem opffer alle die geheili- get werden/ vollendet hat in ewigkeit. Hebr. 10/ 14. wuͤrden das ein- malige opffer Chriſti einer unvollkommenheit beſchuldigen: Alſo faͤllet auch dieſe forderung mit hin/ und koͤnnen die Evangeliſche dieſelbe dem P. Dez nicht eingehen. 3. Die dritte forderung/ wie ſie auff den bey den erſten beruhet/ ſolte non S
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SECTIO XV.
che prieſter hat/ dazu er alle Chriſten machet/ Offenb. 1/ 6. die aber keine ei-
gentlich ſo genannte/ ſondern allein geiſtliche/ opffer bringen. Alſo geſte-
hen wir dem P. Dez, daß in der kirchen ein opffer und prieſterthum ſeye/ aber
nicht an menſchen ſondern Chriſto. 3. Daß Job vor ſeiner kinder ſuͤnde/
und auch die prieſter bey dem Levitiſchen gottesdienſt vor des volcks ſuͤnde
haben geopffert/ iſt auſſer zweiffel/ wie auch daß ſie damit dem creutz-opffer
Chriſti keinen eintrag gethan: aber ſie waren vor dem opffer Chriſti/ und al-
lein fuͤrbilder deſſelbigen: wo aber der coͤrper ſelbs kommet/ muͤſſen die fuͤr-
bilder und das ſchatten-werck weichen. Daher jene alte opffer der wuͤrde des
opffers Chriſti nichts benehmen/ aber die opffer/ die zur verſoͤhnung noch itzo
wolten gebracht werden/ da der HErr mit einem opffer alle die geheili-
get werden/ vollendet hat in ewigkeit. Hebr. 10/ 14. wuͤrden das ein-
malige opffer Chriſti einer unvollkommenheit beſchuldigen: Alſo faͤllet auch
dieſe forderung mit hin/ und koͤnnen die Evangeliſche dieſelbe dem P. Dez nicht
eingehen.
3. Die dritte forderung/ wie ſie auff den bey den erſten beruhet/ ſolte
auch keiner weitern unterſuchung noͤthig haben/ dann iſt die meß kein eigent-
lich ſogenantes verſoͤhn-opffer/ ſo iſt ſie es auch wedeꝛ voꝛ todte noch leben-
dige. Weil aber der Jeſuit abſonderlich ſuchet zu behaupten/ daß den tod-
ten noch einige verſoͤhnungs-mittel noͤthig ſeyen/ ſo iſt mit wenigem auch
was er dazu anfuͤhret zu beſehen. Voran ſtehet ſo bald die that Judaͤ Mac-
cabaͤi/ aus 2. Macc. 12/ 43. 44. der vor einige erſchlagene geld zum ſuͤnd-
opffer nach Jeruſalem geſandt habe. Es iſt aber von den unſrigen offt dar-
auff geantwortet worden. Daß 1. das exempel Judaͤ hergenommen aus der
zeit/ da in der Juͤdiſchen kirchen allgemach einige dinge aus dem Heidenthum
einzuſchleichen begunten/ viel zu ſchwach ſeyn/ als daß man einen glaubens-
puncten daraus erweiſen koͤnte. 2. So gehoͤret das buch nicht unter die Ca-
noniſche buͤcher/ wie nicht nur unterſchiedliche vornehme Papiſtiſche lehrer
vor dem Trientiſchen Concilio ſolches bekennen/ ſondern zween Biſchoͤff zu
Rom/ und ſo genante Paͤbſte Gregorius und Gelaſius zehlen es auch nicht
unter dieſelbe/ und zwahr dieſer im Roͤmiſchen Concilio von 70. Biſchoͤffen/
erkennet allein das erſte buch der Maccabaͤer vor richtig. Davon auch in ju-
re Canonico c. Sancta Romana. diſt. 15. zu ſehen. 3. Koͤnnen die Papiſten
nach ihren eignen hypotheſibus die that nicht loben/ in dem Judas geopffert
vor ſolche/ welche in einer todt-ſuͤnde geſtorben waren/ ſo ſie aber ſelbs nicht
billigen doͤrffen/ und nur vor diejenige geopffert haben wollen/ die ohne todt-
ſuͤnde/ und in der gnade geſtorben ſeyen. Daher 4. Bellarminus 2. de myſſa
c. 7. bekennet: neque nos ad ſcripturam ſed ad traditionem Apoſtolorum
non
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Zitationshilfe: | Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/153>, abgerufen am 16.02.2025. |