Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.SECTIO XV. uns betrifft/ sind sie von keiner krafft. 1. Wo man das opffer unterscheidetin versöhn-opffer und danck-opffer/ so ist allein die erste art die jenige/ davon die frage ist. Wie wir aber in dem heil. Abendmahl ein danck-opffer erkennen/ vielmehr als daß wir dasselbe selbs vor ein versöhn-opffer halten wollen/ ist solches opffer allein ein geistliches figürliches/ und also nicht eigentlich so ge- nantes opffer/ davor aber dasselbe austrücklich in dem Trientischen Concilio ausgegeben wird. Ja wir können das heil. Abendmal oder die meß nicht also vor ein opffer erkennen/ daß es eigentlich an sich selbs ein opffer/ gesetzt nur ein danck-opffer wäre/ denn das hauptwesen in demselben ist das Sacrament/ und daß uns etwas darinnen gegeben wird/ aber etwas bey demselben be- findliches ist das danck-opffer/ nemlich/ daß bey dem heiligen Abendmal und dessen begehung GOtt sein danck-opffer gebracht wird/ in glaubigem preiß seiner uns erzeigten güte. Also ist das heilige Abendmal nicht einmal selbs ein danck-opffer/ daß wir dasselbe GOtt selbs opfferten/ sondern es geschi- het nur von uns bey und in demselben eine art eines danck-opffers/ weßwe- gen es die alte mit dem nahmen des opffers zu nennen pflegten. 2. Das andere argument des P. Dez wird hergenommen aus dem ver- p. 1210. R 3
SECTIO XV. uns betrifft/ ſind ſie von keiner krafft. 1. Wo man das opffer unterſcheidetin verſoͤhn-opffer und danck-opffer/ ſo iſt allein die erſte art die jenige/ davon die frage iſt. Wie wir aber in dem heil. Abendmahl ein danck-opffer erkennen/ vielmehr als daß wir daſſelbe ſelbs vor ein verſoͤhn-opffer halten wollen/ iſt ſolches opffeꝛ allein ein geiſtliches figuͤꝛliches/ und alſo nicht eigentlich ſo ge- nantes opffer/ davor aber daſſelbe austruͤcklich in dem Trientiſchen Concilio ausgegeben wird. Ja wir koͤnnen das heil. Abendmal oder die meß nicht alſo vor ein opffer erkennen/ daß es eigentlich an ſich ſelbs ein opffer/ geſetzt nur ein danck-opffer waͤre/ denn das hauptweſen in demſelben iſt das Sacrament/ und daß uns etwas darinnen gegeben wird/ aber etwas bey demſelben be- findliches iſt das danck-opffer/ nemlich/ daß bey dem heiligen Abendmal und deſſen begehung GOtt ſein danck-opffer gebracht wird/ in glaubigem preiß ſeiner uns erzeigten guͤte. Alſo iſt das heilige Abendmal nicht einmal ſelbs ein danck-opffer/ daß wir daſſelbe GOtt ſelbs opfferten/ ſondern es geſchi- het nur von uns bey und in demſelben eine art eines danck-opffers/ weßwe- gen es die alte mit dem nahmen des opffers zu nennen pflegten. 2. Das andere argument des P. Dez wird hergenommen aus dem ver- p. 1210. R 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0149" n="133"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SECTIO XV</hi>.</hi></hi></fw><lb/> uns betrifft/ ſind ſie von keiner krafft. 1. Wo man das opffer unterſcheidet<lb/> in verſoͤhn-opffer und danck-opffer/ ſo iſt allein die erſte art die jenige/ davon<lb/> die frage iſt. Wie wir aber in dem heil. Abendmahl ein danck-opffer erkennen/<lb/> vielmehr als daß wir daſſelbe ſelbs vor ein verſoͤhn-opffer halten wollen/<lb/> iſt ſolches opffeꝛ allein ein geiſtliches figuͤꝛliches/ und alſo nicht eigentlich ſo ge-<lb/> nantes opffer/ davor aber daſſelbe austruͤcklich in dem Trientiſchen <hi rendition="#aq">Concilio</hi><lb/> ausgegeben wird. Ja wir koͤnnen das heil. Abendmal oder die meß nicht alſo<lb/> vor ein opffer erkennen/ daß es eigentlich an ſich ſelbs ein opffer/ geſetzt nur<lb/> ein danck-opffer waͤre/ denn das hauptweſen in demſelben iſt das Sacrament/<lb/> und daß uns etwas darinnen gegeben wird/ aber etwas bey demſelben be-<lb/> findliches iſt das danck-opffer/ nemlich/ daß bey dem heiligen Abendmal und<lb/> deſſen begehung GOtt ſein danck-opffer gebracht wird/ in glaubigem preiß<lb/> ſeiner uns erzeigten guͤte. Alſo iſt das heilige Abendmal nicht einmal ſelbs<lb/> ein danck-opffer/ daß wir daſſelbe GOtt ſelbs opfferten/ ſondern es geſchi-<lb/> het nur von uns bey und in demſelben eine art eines danck-opffers/ weßwe-<lb/> gen es die alte mit dem nahmen des opffers zu nennen pflegten.</p><lb/> <p>2. Das andere <hi rendition="#aq">argument</hi> des <hi rendition="#aq">P. Dez</hi> wird hergenommen aus dem ver-<lb/> meinten <hi rendition="#aq">conſens</hi> der alten kirchen/ den er aus einigen orten der vaͤter erwei-<lb/> ſen will. Wie aber unſer gantzer glaube allein auff GOttes wort gegruͤn-<lb/> det werden muß/ ſo moͤchten dergleichen <hi rendition="#aq">argumenta</hi> nicht eher ſtatt finden/ als<lb/> wo eine ſache erſtlich allerdings aus GOttes wort erhaͤrtet waͤre/ daß man<lb/> nachmal das zeugnuͤß der kirchen anfuͤhrte. Ferner was die beyde ort von dem<lb/> opffer des Melchiſedechs und welches Malachias verkuͤndiget/ anlangt/ er-<lb/> weiſen ſie gantz nichts. Woriñen <hi rendition="#fr">Melchiſedech</hi> unſers Heilands vorbild ge-<lb/> weſen ſeye/ fuͤhret Paulus <hi rendition="#fr">Hebr.</hi> 7. zur gnuͤge aus/ da aber der geringſte<lb/> fußſtapffen nicht iſt von dem jenigen/ worinnen man in dem Pabſtthum das<lb/> vornehmſte ſucht/ worinnen jener Chriſtum vorgebildet habe. Jn der weiſ-<lb/> ſagung Malachiaͤ wird auch nicht von der meß geredet/ wie ſelbs unter-<lb/> ſchiedliche vornehme Papiſten geſtehen/ und etzliche der vaͤter ſie gantz<lb/> anders erklaͤhren/ ob wol andere (welches alſo keinen allgemeinen <hi rendition="#aq">Conſens</hi><lb/> machet/ noch die lehre der kirchen bezeugen kan) ihn auff das heil. Abend-<lb/> mal <hi rendition="#aq">accommodi</hi>ren. Der rechte verſtand aber deſſelben orts wird wol aus<lb/><hi rendition="#fr">Rom.</hi> 15/ 16. herzunehmen ſeyn. Daß im uͤbrigen die vaͤter mehrmal die<lb/> wort <hi rendition="#aq">ſacrificium, offerre, oblatio, immolare</hi> und dergleichen gebrauchen/<lb/> wird nicht geleugnet/ wie <hi rendition="#aq">P. Dez</hi> die wort unſers <hi rendition="#aq">Chemnitii</hi> anfuͤhret/ a-<lb/> ber zugleich auch deſſen antworten beybringen ſollen/ dadurch er weiſet/ daß<lb/> man gegentheils von ſolchen worten keinen vortheil haben koͤnne/ nach dem<lb/> ſie unter einerley worten nicht einerley verſtand mit ihnen gefuͤhret. So<lb/> weiſet auch unſer fleißige <hi rendition="#aq">D. Gerh. Conf. Cath. Lib. 2. pag. 2. art. 15. cap. 1.</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">R 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">p.</hi> 1210.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0149]
SECTIO XV.
uns betrifft/ ſind ſie von keiner krafft. 1. Wo man das opffer unterſcheidet
in verſoͤhn-opffer und danck-opffer/ ſo iſt allein die erſte art die jenige/ davon
die frage iſt. Wie wir aber in dem heil. Abendmahl ein danck-opffer erkennen/
vielmehr als daß wir daſſelbe ſelbs vor ein verſoͤhn-opffer halten wollen/
iſt ſolches opffeꝛ allein ein geiſtliches figuͤꝛliches/ und alſo nicht eigentlich ſo ge-
nantes opffer/ davor aber daſſelbe austruͤcklich in dem Trientiſchen Concilio
ausgegeben wird. Ja wir koͤnnen das heil. Abendmal oder die meß nicht alſo
vor ein opffer erkennen/ daß es eigentlich an ſich ſelbs ein opffer/ geſetzt nur
ein danck-opffer waͤre/ denn das hauptweſen in demſelben iſt das Sacrament/
und daß uns etwas darinnen gegeben wird/ aber etwas bey demſelben be-
findliches iſt das danck-opffer/ nemlich/ daß bey dem heiligen Abendmal und
deſſen begehung GOtt ſein danck-opffer gebracht wird/ in glaubigem preiß
ſeiner uns erzeigten guͤte. Alſo iſt das heilige Abendmal nicht einmal ſelbs
ein danck-opffer/ daß wir daſſelbe GOtt ſelbs opfferten/ ſondern es geſchi-
het nur von uns bey und in demſelben eine art eines danck-opffers/ weßwe-
gen es die alte mit dem nahmen des opffers zu nennen pflegten.
2. Das andere argument des P. Dez wird hergenommen aus dem ver-
meinten conſens der alten kirchen/ den er aus einigen orten der vaͤter erwei-
ſen will. Wie aber unſer gantzer glaube allein auff GOttes wort gegruͤn-
det werden muß/ ſo moͤchten dergleichen argumenta nicht eher ſtatt finden/ als
wo eine ſache erſtlich allerdings aus GOttes wort erhaͤrtet waͤre/ daß man
nachmal das zeugnuͤß der kirchen anfuͤhrte. Ferner was die beyde ort von dem
opffer des Melchiſedechs und welches Malachias verkuͤndiget/ anlangt/ er-
weiſen ſie gantz nichts. Woriñen Melchiſedech unſers Heilands vorbild ge-
weſen ſeye/ fuͤhret Paulus Hebr. 7. zur gnuͤge aus/ da aber der geringſte
fußſtapffen nicht iſt von dem jenigen/ worinnen man in dem Pabſtthum das
vornehmſte ſucht/ worinnen jener Chriſtum vorgebildet habe. Jn der weiſ-
ſagung Malachiaͤ wird auch nicht von der meß geredet/ wie ſelbs unter-
ſchiedliche vornehme Papiſten geſtehen/ und etzliche der vaͤter ſie gantz
anders erklaͤhren/ ob wol andere (welches alſo keinen allgemeinen Conſens
machet/ noch die lehre der kirchen bezeugen kan) ihn auff das heil. Abend-
mal accommodiren. Der rechte verſtand aber deſſelben orts wird wol aus
Rom. 15/ 16. herzunehmen ſeyn. Daß im uͤbrigen die vaͤter mehrmal die
wort ſacrificium, offerre, oblatio, immolare und dergleichen gebrauchen/
wird nicht geleugnet/ wie P. Dez die wort unſers Chemnitii anfuͤhret/ a-
ber zugleich auch deſſen antworten beybringen ſollen/ dadurch er weiſet/ daß
man gegentheils von ſolchen worten keinen vortheil haben koͤnne/ nach dem
ſie unter einerley worten nicht einerley verſtand mit ihnen gefuͤhret. So
weiſet auch unſer fleißige D. Gerh. Conf. Cath. Lib. 2. pag. 2. art. 15. cap. 1.
p. 1210.
R 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |