Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

man hören: haec est hodie praxis. Damit
solls genug sein: aber o gewissen gewissen! NB
man soll ein solche praxin haben/ die nicht nur
auff autorität auff den blossen buchstaben/ son-
dern auff gleich/ recht/ billigkeit/ vernunfft vnnd
erfahrenheit gegrundet sey/ daß andere inter-
essenten sich deren auch zu behelffen.

Caut. vi. Zu verfassung einer solchen Cri-
minal Constitution, were ferner von nöhten:
daß man sie nicht nur von Iuristen, sondern auch
von Theologen vnd Medicis ließ revidiren:
in diesem meinem büchlein solle noch viel vorfal-
len/ so darzu dienlich. * Wenn sie nun fertig/ solt
man sie vorhin etlich Academien zu ventiliren
vnd zu disputiren vbergeben: darnach erst rati-
ficiren/ vnd die Richtere daran verbinden/ mit
erinnerung: so jnnerhalb jahrzeit etwaß vorfiele
von newen/ vnd nicht gnugsam erörteten diffi-
cultäten/ oder dero dingen etwaß/ daß man zu
enderen/ zu vermehren/ oder zu verminderen für
nötig funde/ sie solches anzeigeten/ damit den werck
nach notturfft rath geschaffet werden möchte.

Diese Regull were der beste vnd sicherste weg/
vnd deswegen nötig/ daß man an Ihr Käyserl.
Mayest. vnnd daß gantze Reich darob suppli-
cirte Sonsten siehe ich nicht: daß ein Obrigkeit
mit gutem gewissen könne fortfahren/ sonder soll
aufhören/ vnd wer nit angefangen/ soll wegen der
vnförmlichen proceduren nit anfangen/ daß er
sein gewissen nicht verletze/ vnnd vnschuldig blut

nicht

* pag. 81.

man hoͤren: hæc eſt hodie praxis. Damit
ſolls genug ſein: aber o gewiſſen gewiſſen! NB
man ſoll ein ſolche praxin haben/ die nicht nur
auff autoritaͤt auff den bloſſen buchſtaben/ ſon-
dern auff gleich/ recht/ billigkeit/ vernunfft vnnd
erfahrenheit gegrundet ſey/ daß andere inter-
eſſenten ſich deren auch zu behelffen.

Caut. vi. Zu verfaſſung einer ſolchen Cri-
minal Conſtitution, were ferner von noͤhten:
daß man ſie nicht nur von Iuriſten, ſondern auch
von Theologen vnd Medicis ließ revidiren:
in dieſem meinem buͤchlein ſolle noch viel vorfal-
len/ ſo darzu dienlich. * Wenn ſie nun fertig/ ſolt
man ſie vorhin etlich Academien zu ventiliren
vnd zu diſputiren vbergeben: darnach erſt rati-
ficiren/ vnd die Richtere daran verbinden/ mit
erinnerung: ſo jnnerhalb jahrzeit etwaß vorfiele
von newen/ vnd nicht gnugſam eroͤrteten diffi-
cultaͤten/ oder dero dingen etwaß/ daß man zu
enderen/ zu vermehren/ oder zu verminderen fuͤr
noͤtig funde/ ſie ſolches anzeigeten/ damit dẽ werck
nach notturfft rath geſchaffet werden moͤchte.

Dieſe Regull were der beſte vnd ſicherſte weg/
vnd deswegen noͤtig/ daß man an Ihr Kaͤyſerl.
Mayeſt. vnnd daß gantze Reich darob ſuppli-
cirte Sonſten ſiehe ich nicht: daß ein Obrigkeit
mit gutem gewiſſen koͤnne fortfahren/ ſonder ſoll
aufhoͤren/ vnd wer nit angefangen/ ſoll wegen der
vnfoͤrmlichen proceduren nit anfangen/ daß er
ſein gewiſſen nicht verletze/ vnnd vnſchuldig blut

nicht

* pag. 81.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0070" n="50"/>
man ho&#x0364;ren: <hi rendition="#aq">hæc e&#x017F;t hodie praxis.</hi> Damit<lb/>
&#x017F;olls genug &#x017F;ein: aber o gewi&#x017F;&#x017F;en gewi&#x017F;&#x017F;en! <hi rendition="#aq">NB</hi><lb/>
man &#x017F;oll ein &#x017F;olche <hi rendition="#aq">praxin</hi> haben/ die nicht nur<lb/>
auff <hi rendition="#aq">autorit</hi>a&#x0364;t auff den blo&#x017F;&#x017F;en buch&#x017F;taben/ &#x017F;on-<lb/>
dern auff gleich/ recht/ billigkeit/ vernunfft vnnd<lb/>
erfahrenheit gegrundet &#x017F;ey/ daß andere <hi rendition="#aq">inter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;enten</hi> &#x017F;ich deren auch zu behelffen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Caut. <hi rendition="#k">vi.</hi></hi> Zu verfa&#x017F;&#x017F;ung einer &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Cri-<lb/>
minal Con&#x017F;titution,</hi> were ferner von no&#x0364;hten:<lb/>
daß man &#x017F;ie nicht nur von <hi rendition="#aq">Iuri&#x017F;ten,</hi> &#x017F;ondern auch<lb/>
von <hi rendition="#aq">Theologen</hi> vnd <hi rendition="#aq">Medicis</hi> ließ <hi rendition="#aq">revidiren:</hi><lb/>
in die&#x017F;em meinem bu&#x0364;chlein &#x017F;olle noch viel vorfal-<lb/>
len/ &#x017F;o darzu dienlich. <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">pag.</hi> 81.</note> Wenn &#x017F;ie nun fertig/ &#x017F;olt<lb/>
man &#x017F;ie vorhin etlich <hi rendition="#aq">Academien</hi> zu <hi rendition="#aq">ventiliren</hi><lb/>
vnd zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;putiren</hi> vbergeben: darnach er&#x017F;t <hi rendition="#aq">rati-<lb/>
ficiren/</hi> vnd die Richtere daran verbinden/ mit<lb/>
erinnerung: &#x017F;o jnnerhalb jahrzeit etwaß vorfiele<lb/>
von newen/ vnd nicht gnug&#x017F;am ero&#x0364;rteten <hi rendition="#aq">diffi-<lb/>
cult</hi>a&#x0364;ten/ oder dero dingen etwaß/ daß man zu<lb/>
enderen/ zu vermehren/ oder zu verminderen fu&#x0364;r<lb/>
no&#x0364;tig funde/ &#x017F;ie &#x017F;olches anzeigeten/ damit de&#x0303; werck<lb/>
nach notturfft rath ge&#x017F;chaffet werden mo&#x0364;chte.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Regull were der be&#x017F;te vnd &#x017F;icher&#x017F;te weg/<lb/>
vnd deswegen no&#x0364;tig/ daß man an Ihr Ka&#x0364;y&#x017F;erl.<lb/>
Maye&#x017F;t. vnnd daß gantze Reich darob <hi rendition="#aq">&#x017F;uppli-<lb/>
cirte</hi> Son&#x017F;ten &#x017F;iehe ich nicht: daß ein Obrigkeit<lb/>
mit gutem gewi&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nne fortfahren/ &#x017F;onder &#x017F;oll<lb/>
aufho&#x0364;ren/ vnd wer nit angefangen/ &#x017F;oll wegen der<lb/>
vnfo&#x0364;rmlichen <hi rendition="#aq">proceduren</hi> nit anfangen/ daß er<lb/>
&#x017F;ein gewi&#x017F;&#x017F;en nicht verletze/ vnnd vn&#x017F;chuldig blut<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[50/0070] man hoͤren: hæc eſt hodie praxis. Damit ſolls genug ſein: aber o gewiſſen gewiſſen! NB man ſoll ein ſolche praxin haben/ die nicht nur auff autoritaͤt auff den bloſſen buchſtaben/ ſon- dern auff gleich/ recht/ billigkeit/ vernunfft vnnd erfahrenheit gegrundet ſey/ daß andere inter- eſſenten ſich deren auch zu behelffen. Caut. vi. Zu verfaſſung einer ſolchen Cri- minal Conſtitution, were ferner von noͤhten: daß man ſie nicht nur von Iuriſten, ſondern auch von Theologen vnd Medicis ließ revidiren: in dieſem meinem buͤchlein ſolle noch viel vorfal- len/ ſo darzu dienlich. * Wenn ſie nun fertig/ ſolt man ſie vorhin etlich Academien zu ventiliren vnd zu diſputiren vbergeben: darnach erſt rati- ficiren/ vnd die Richtere daran verbinden/ mit erinnerung: ſo jnnerhalb jahrzeit etwaß vorfiele von newen/ vnd nicht gnugſam eroͤrteten diffi- cultaͤten/ oder dero dingen etwaß/ daß man zu enderen/ zu vermehren/ oder zu verminderen fuͤr noͤtig funde/ ſie ſolches anzeigeten/ damit dẽ werck nach notturfft rath geſchaffet werden moͤchte. Dieſe Regull were der beſte vnd ſicherſte weg/ vnd deswegen noͤtig/ daß man an Ihr Kaͤyſerl. Mayeſt. vnnd daß gantze Reich darob ſuppli- cirte Sonſten ſiehe ich nicht: daß ein Obrigkeit mit gutem gewiſſen koͤnne fortfahren/ ſonder ſoll aufhoͤren/ vnd wer nit angefangen/ ſoll wegen der vnfoͤrmlichen proceduren nit anfangen/ daß er ſein gewiſſen nicht verletze/ vnnd vnſchuldig blut nicht * pag. 81.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/70
Zitationshilfe:	Spee, Friedrich von: Gewissens-Buch: Von Processen Gegen die Hexen. Bremen, 1647, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spee_cautio_1647/70>, abgerufen am 27.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.