Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.sten sich mit uns vereiniget und verknüpffet / daß es von diesem Lamm und seiner Braut heisset: Er ist dein / und du bist sein / und ewig soll die Liebe seyn: Wenn wir / sage ich nochmahls / solches alles wol behertzigen / so mögen wir hier wol dem David aus dem 139. Psalm die Worte ablehnen / und sagen: Solches Erkänntnüß ist mir zu wunderlich und zu hoch / ich kans nicht begreiffen. Und mit dem Kirchen-Lehrer Cypriano: In caeteris beneficiis divinis rationes quomodocunque satisfaciunt, hic vero me solus stupor complectitur. In andern Geheimnüssen versuchet meine Vernunfft noch einiger Maassen mit fortzukommen / aber dieser Articul setzet mich in eine Unempfindlichkeit. Wenn diese Vermählung / diese Hochzeit des Lamms / des ewigen Sohnes GOttes / mit seiner Braut dem menschlichen Geschlecht / der seel. Vater Lutherus einsten recht behertzigte / so brach er in diese Worte heraus: Lieber GOtt / wie soll ich mich so hoch erheben / daß ich mich soll rühmen GOttes Braut / und GOttes Sohn meinen Bräutigam! Wie komme ich armer stinckender Maden-Sack zu dieser grossen Ehre / welche auch den Engeln im Himmel nicht wiederfahren ist! Bin ich doch so gantz / von dem Fuß biß an die Scheitel voll Unflahts / Blattern / Grindes / Aussatzes / Sünde und Stancks für GOtt! Wie soll ich denn der ewigen hohen herrlichen Majestät Braut / und mit Ihr ein Leib heissen? Wenn denn nun das A und das O / der Anfang und das Ende / mit uns sich so genau verbunden hat / wem solte denn der Bräutigam wol lieber den Brund des lebendigen Wassers klar wie eine Crystall / mittheilen? Wem solte er wol sein ewiges väterliches Reich und Erbe im Himmel lieber und mehr gönnen / als uns / seiner lieben Braut? Wie wir dann auch nach der Vermahnung Christi beym Luc. 21. unser Haupt darnach allezeit empor heben / und mit den fünff klugen Jungfrauen auf unsers Bräutigams Zukunfft beständig warten Matth. 25. und sten sich mit uns vereiniget und verknüpffet / daß es von diesem Lamm und seiner Braut heisset: Er ist dein / und du bist sein / und ewig soll die Liebe seyn: Wenn wir / sage ich nochmahls / solches alles wol behertzigen / so mögen wir hier wol dem David aus dem 139. Psalm die Worte ablehnen / und sagen: Solches Erkänntnüß ist mir zu wunderlich und zu hoch / ich kans nicht begreiffen. Und mit dem Kirchen-Lehrer Cypriano: In caeteris beneficiis divinis rationes quomodocunque satisfaciunt, hic verò me solus stupor complectitur. In andern Geheimnüssen versuchet meine Vernunfft noch einiger Maassen mit fortzukommen / aber dieser Articul setzet mich in eine Unempfindlichkeit. Wenn diese Vermählung / diese Hochzeit des Lamms / des ewigen Sohnes GOttes / mit seiner Braut dem menschlichen Geschlecht / der seel. Vater Lutherus einsten recht behertzigte / so brach er in diese Worte heraus: Lieber GOtt / wie soll ich mich so hoch erheben / daß ich mich soll rühmen GOttes Braut / und GOttes Sohn meinen Bräutigam! Wie komme ich armer stinckender Maden-Sack zu dieser grossen Ehre / welche auch den Engeln im Himmel nicht wiederfahren ist! Bin ich doch so gantz / von dem Fuß biß an die Scheitel voll Unflahts / Blattern / Grindes / Aussatzes / Sünde und Stancks für GOtt! Wie soll ich denn der ewigen hohen herrlichen Majestät Braut / und mit Ihr ein Leib heissen? Wenn denn nun das A und das O / der Anfang und das Ende / mit uns sich so genau verbunden hat / wem solte denn der Bräutigam wol lieber den Bruñ des lebendigen Wassers klar wie eine Crystall / mittheilen? Wem solte er wol sein ewiges väterliches Reich und Erbe im Himmel lieber und mehr gönnen / als uns / seiner lieben Braut? Wie wir dann auch nach der Vermahnung Christi beym Luc. 21. unser Haupt darnach allezeit empor heben / und mit den fünff klugen Jungfrauen auf unsers Bräutigams Zukunfft beständig warten Matth. 25. und <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0036" n="32"/> sten sich mit uns vereiniget und verknüpffet / daß es von diesem Lamm und seiner Braut heisset: Er ist dein / und du bist sein / und ewig soll die Liebe seyn: Wenn wir / sage ich nochmahls / solches alles wol behertzigen / so mögen wir hier wol dem David aus dem 139. Psalm die Worte ablehnen / und sagen: Solches Erkänntnüß ist mir zu wunderlich und zu hoch / ich kans nicht begreiffen. Und mit dem Kirchen-Lehrer Cypriano: In caeteris beneficiis divinis rationes quomodocunque satisfaciunt, hic verò me solus stupor complectitur. In andern Geheimnüssen versuchet meine Vernunfft noch einiger Maassen mit fortzukommen / aber dieser Articul setzet mich in eine Unempfindlichkeit. Wenn diese Vermählung / diese Hochzeit des Lamms / des ewigen Sohnes GOttes / mit seiner Braut dem menschlichen Geschlecht / der seel. Vater Lutherus einsten recht behertzigte / so brach er in diese Worte heraus: Lieber GOtt / wie soll ich mich so hoch erheben / daß ich mich soll rühmen GOttes Braut / und GOttes Sohn meinen Bräutigam! Wie komme ich armer stinckender Maden-Sack zu dieser grossen Ehre / welche auch den Engeln im Himmel nicht wiederfahren ist! Bin ich doch so gantz / von dem Fuß biß an die Scheitel voll Unflahts / Blattern / Grindes / Aussatzes / Sünde und Stancks für GOtt! Wie soll ich denn der ewigen hohen herrlichen Majestät Braut / und mit Ihr ein Leib heissen?</p> <p>Wenn denn nun das A und das O / der Anfang und das Ende / mit uns sich so genau verbunden hat / wem solte denn der Bräutigam wol lieber den Bruñ des lebendigen Wassers klar wie eine Crystall / mittheilen? Wem solte er wol sein ewiges väterliches Reich und Erbe im Himmel lieber und mehr gönnen / als uns / seiner lieben Braut? Wie wir dann auch nach der Vermahnung Christi beym Luc. 21. unser Haupt darnach allezeit empor heben / und mit den fünff klugen Jungfrauen auf unsers Bräutigams Zukunfft beständig warten Matth. 25. und </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0036]
sten sich mit uns vereiniget und verknüpffet / daß es von diesem Lamm und seiner Braut heisset: Er ist dein / und du bist sein / und ewig soll die Liebe seyn: Wenn wir / sage ich nochmahls / solches alles wol behertzigen / so mögen wir hier wol dem David aus dem 139. Psalm die Worte ablehnen / und sagen: Solches Erkänntnüß ist mir zu wunderlich und zu hoch / ich kans nicht begreiffen. Und mit dem Kirchen-Lehrer Cypriano: In caeteris beneficiis divinis rationes quomodocunque satisfaciunt, hic verò me solus stupor complectitur. In andern Geheimnüssen versuchet meine Vernunfft noch einiger Maassen mit fortzukommen / aber dieser Articul setzet mich in eine Unempfindlichkeit. Wenn diese Vermählung / diese Hochzeit des Lamms / des ewigen Sohnes GOttes / mit seiner Braut dem menschlichen Geschlecht / der seel. Vater Lutherus einsten recht behertzigte / so brach er in diese Worte heraus: Lieber GOtt / wie soll ich mich so hoch erheben / daß ich mich soll rühmen GOttes Braut / und GOttes Sohn meinen Bräutigam! Wie komme ich armer stinckender Maden-Sack zu dieser grossen Ehre / welche auch den Engeln im Himmel nicht wiederfahren ist! Bin ich doch so gantz / von dem Fuß biß an die Scheitel voll Unflahts / Blattern / Grindes / Aussatzes / Sünde und Stancks für GOtt! Wie soll ich denn der ewigen hohen herrlichen Majestät Braut / und mit Ihr ein Leib heissen?
Wenn denn nun das A und das O / der Anfang und das Ende / mit uns sich so genau verbunden hat / wem solte denn der Bräutigam wol lieber den Bruñ des lebendigen Wassers klar wie eine Crystall / mittheilen? Wem solte er wol sein ewiges väterliches Reich und Erbe im Himmel lieber und mehr gönnen / als uns / seiner lieben Braut? Wie wir dann auch nach der Vermahnung Christi beym Luc. 21. unser Haupt darnach allezeit empor heben / und mit den fünff klugen Jungfrauen auf unsers Bräutigams Zukunfft beständig warten Matth. 25. und
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Zitationshilfe: | Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/36>, abgerufen am 22.07.2024. |