Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

Bild:
<< vorherige Seite

chen Sachen schreibest / cum enim mentiendi potentia tibi ex tot frequentatis actibus in habitum versa sit, so muß man dich also verschleissen / wie man dich hat / non enim colliguntur de spinis uvae, aut de tribulis ficus; nur dieses verwundert man billig / daß an Seiten der Augspurgischen Confessions Verwandten die Obrigkeit zuläst / daß solche abgeschmackte Pedanten ihre Sache verfechten müssen / gleichsam wäre bey ihnen an Geschickt- und Gelehrten Leuten eine solche Caristie eingerissen / daß sie nunmehr keinen mehr finden konten / der etwas mit Vernunfft und Fundament schreiben könne / als ein solcher von uns außgerissener dissoluter verlogener Münch.

Damit man aber desto augenscheinlicher sehen möge / daß ich in meiner Apologie nichts gesetzet / was nicht zugleich die allgemeine Catholische Kirche glaubet / sondern auch die also von Rempen genente hertzhafftere Blum- und Kern-Theologi, in ihren Schrifften offentlich profitiren / so wollen wir kürtzlich in denen mir vorgeworffenen Stucken ihre Meinung hören.

Cardinalis de Lugo Disp. 5. de Mysterio Incarnationis, Sect. 2. n. 19. allwo er von der Unvermögenheit unserer Verdienste disputiret / hält davor und sagt; Daß kein Mensch durch seine Wercke Gottgnug thuen könne vor die Schuld der Sünde / womiter Gott erzürnet / mit folgenden Worten:

Communis antiquorum & recentiorum sententia hanc impotentiam sumit ex dignitate Dei offensi, & vilitate personae offendentis; Nam injuria, seu offensa eo est major, quo dignior est persona offensa, & vilior offendens; sicuti e contra satisfactio eo est minor, quo dignior est persona, cui offertur, & vilior persona, a qua offertur; cum ergo offensa crescat ex Majestate infinita Dei, & vilitate hominis peceantis, satisfactio etiam debeat decrescere ex eadem hominis parvitate, & excellentia Dei, cui offertur; consequens est, nunquam posse satisfactionem puri hominis adaequare gravitatem offensae. Haec est ratio S. Thomae in praesenti articulo 2. ad 2. Bonaventurae in 3. D. 20. q. 3. quos sequitur Suarez, & communiter alii Theologi.

Zu teutsch: ,Der gemeiner Sinn und Außspruch / so wohl der älteren als neueren / nimt diese Unvermögenheit aus der Würdigkeit GOttes / der erzürnet ist / und aus der Verwürfflichkeit der Persohn / oder desjenigen / so ihn erzürnet; dann die Unbill oder Beleydigung ist desto grösser / je grösser derjenige / welcher beleydiget wird / und je verwürfflicher derjenige ist / welcher beleydiget; wie dann hingegen die Gnugthuung desto geringer / je grösser und würdiger derjenige ist / deme solche angebohten wird / und je verächtlicher derselbe zu schätzen / der solche anbiethet: gleich dann die Beleydigung wachset aus der unendlichen Mojestät GOttes und Verwürff-

chen Sachen schreibest / cum enim mentiendi potentia tibi ex tot frequentatis actibus in habitum versa sit, so muß man dich also verschleissen / wie man dich hat / non enim colliguntur de spinis uvae, aut de tribulis ficus; nur dieses verwundert man billig / daß an Seiten der Augspurgischen Confessions Verwandten die Obrigkeit zuläst / daß solche abgeschmackte Pedanten ihre Sache verfechten müssen / gleichsam wäre bey ihnen an Geschickt- und Gelehrten Leuten eine solche Caristie eingerissen / daß sie nunmehr keinen mehr finden konten / der etwas mit Vernunfft und Fundament schreiben könne / als ein solcher von uns außgerissener dissoluter verlogener Münch.

Damit man aber desto augenscheinlicher sehen möge / daß ich in meiner Apologie nichts gesetzet / was nicht zugleich die allgemeine Catholische Kirche glaubet / sondern auch die also von Rempen genente hertzhafftere Blum- und Kern-Theologi, in ihren Schrifften offentlich profitiren / so wollen wir kürtzlich in denen mir vorgeworffenen Stucken ihre Meinung hören.

Cardinalis de Lugo Disp. 5. de Mysterio Incarnationis, Sect. 2. n. 19. allwo er von der Unvermögenheit unserer Verdienste disputiret / hält davor und sagt; Daß kein Mensch durch seine Wercke Gottgnug thuen könne vor die Schuld der Sünde / womiter Gott erzürnet / mit folgenden Worten:

Communis antiquorum & recentiorum sententia hanc impotentiam sumit ex dignitate Dei offensi, & vilitate personae offendentis; Nam injuria, seu offensa eò est major, quò dignior est persona offensa, & vilior offendens; sicuti è contra satisfactio eò est minor, quo dignior est persona, cui offertur, & vilior persona, à qua offertur; cum ergo offensa crescat ex Majestate infinita Dei, & vilitate hominis peceantis, satisfactio etiam debeat decrescere ex eadem hominis parvitate, & excellentiâ Dei, cui offertur; consequens est, nunquam posse satisfactionem puri hominis adaequare gravitatem offensae. Haec est ratio S. Thomae in praesenti articulo 2. ad 2. Bonaventurae in 3. D. 20. q. 3. quos sequitur Suarez, & communiter alii Theologi.

Zu teutsch: ‚Der gemeiner Sinn und Außspruch / so wohl der älteren als neueren / nimt diese Unvermögenheit aus der Würdigkeit GOttes / der erzürnet ist / und aus der Verwürfflichkeit der Persohn / oder desjenigen / so ihn erzürnet; dann die Unbill oder Beleydigung ist desto grösser / je grösser derjenige / welcher beleydiget wird / und je verwürfflicher derjenige ist / welcher beleydiget; wie dann hingegen die Gnugthuung desto geringer / je grösser und würdiger derjenige ist / deme solche angebohten wird / und je verächtlicher derselbe zu schätzen / der solche anbiethet: gleich dann die Beleydigung wachset aus der unendlichen Mojestät GOttes und Verwürff-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0012" n="12"/>
chen                      Sachen schreibest / cum enim mentiendi potentia tibi ex tot frequentatis actibus                      in habitum versa sit, so muß man dich also verschleissen / wie man dich hat /                      non enim colliguntur de spinis uvae, aut de tribulis ficus; nur dieses                      verwundert man billig / daß an Seiten der Augspurgischen Confessions Verwandten                      die Obrigkeit zuläst / daß solche abgeschmackte Pedanten ihre Sache verfechten                      müssen / gleichsam wäre bey ihnen an Geschickt- und Gelehrten Leuten eine solche                      Caristie eingerissen / daß sie nunmehr keinen mehr finden konten / der etwas mit                      Vernunfft und Fundament schreiben könne / als ein solcher von uns außgerissener                      dissoluter verlogener Münch.</p>
        <p>Damit man aber desto augenscheinlicher sehen möge / daß ich in meiner Apologie                      nichts gesetzet / was nicht zugleich die allgemeine Catholische Kirche glaubet /                      sondern auch die also von Rempen genente hertzhafftere Blum- und Kern-Theologi,                      in ihren Schrifften offentlich profitiren / so wollen wir kürtzlich in denen mir                      vorgeworffenen Stucken ihre Meinung hören.</p>
        <p>Cardinalis de Lugo Disp. 5. de Mysterio Incarnationis, Sect. 2. n. 19. allwo er                      von der Unvermögenheit unserer Verdienste disputiret / hält davor und sagt; Daß                      kein Mensch durch seine Wercke Gottgnug thuen könne vor die Schuld der Sünde /                      womiter Gott erzürnet / mit folgenden Worten:</p>
        <p>Communis antiquorum &amp; recentiorum sententia hanc impotentiam sumit ex                      dignitate Dei offensi, &amp; vilitate personae offendentis; Nam injuria, seu                      offensa eò est major, quò dignior est persona offensa, &amp; vilior offendens;                      sicuti è contra satisfactio eò est minor, quo dignior est persona, cui offertur,                      &amp; vilior persona, à qua offertur; cum ergo offensa crescat ex Majestate                      infinita Dei, &amp; vilitate hominis peceantis, satisfactio etiam debeat                      decrescere ex eadem hominis parvitate, &amp; excellentiâ Dei, cui offertur;                      consequens est, nunquam posse satisfactionem puri hominis adaequare gravitatem                      offensae. Haec est ratio S. Thomae in praesenti articulo 2. ad 2. Bonaventurae                      in 3. D. 20. q. 3. quos sequitur Suarez, &amp; communiter alii Theologi.</p>
        <p>Zu teutsch: &#x201A;Der gemeiner Sinn und Außspruch / so wohl der älteren als neueren /                      nimt diese Unvermögenheit aus der Würdigkeit GOttes / der erzürnet ist / und aus                      der Verwürfflichkeit der Persohn / oder desjenigen / so ihn erzürnet; dann die                      Unbill oder Beleydigung ist desto grösser / je grösser derjenige / welcher                      beleydiget wird / und je verwürfflicher derjenige ist / welcher beleydiget; wie                      dann hingegen die Gnugthuung desto geringer / je grösser und würdiger derjenige                      ist / deme solche angebohten wird / und je verächtlicher derselbe zu schätzen /                      der solche anbiethet: gleich dann die Beleydigung wachset aus der unendlichen                      Mojestät GOttes und Verwürff-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0012] chen Sachen schreibest / cum enim mentiendi potentia tibi ex tot frequentatis actibus in habitum versa sit, so muß man dich also verschleissen / wie man dich hat / non enim colliguntur de spinis uvae, aut de tribulis ficus; nur dieses verwundert man billig / daß an Seiten der Augspurgischen Confessions Verwandten die Obrigkeit zuläst / daß solche abgeschmackte Pedanten ihre Sache verfechten müssen / gleichsam wäre bey ihnen an Geschickt- und Gelehrten Leuten eine solche Caristie eingerissen / daß sie nunmehr keinen mehr finden konten / der etwas mit Vernunfft und Fundament schreiben könne / als ein solcher von uns außgerissener dissoluter verlogener Münch. Damit man aber desto augenscheinlicher sehen möge / daß ich in meiner Apologie nichts gesetzet / was nicht zugleich die allgemeine Catholische Kirche glaubet / sondern auch die also von Rempen genente hertzhafftere Blum- und Kern-Theologi, in ihren Schrifften offentlich profitiren / so wollen wir kürtzlich in denen mir vorgeworffenen Stucken ihre Meinung hören. Cardinalis de Lugo Disp. 5. de Mysterio Incarnationis, Sect. 2. n. 19. allwo er von der Unvermögenheit unserer Verdienste disputiret / hält davor und sagt; Daß kein Mensch durch seine Wercke Gottgnug thuen könne vor die Schuld der Sünde / womiter Gott erzürnet / mit folgenden Worten: Communis antiquorum & recentiorum sententia hanc impotentiam sumit ex dignitate Dei offensi, & vilitate personae offendentis; Nam injuria, seu offensa eò est major, quò dignior est persona offensa, & vilior offendens; sicuti è contra satisfactio eò est minor, quo dignior est persona, cui offertur, & vilior persona, à qua offertur; cum ergo offensa crescat ex Majestate infinita Dei, & vilitate hominis peceantis, satisfactio etiam debeat decrescere ex eadem hominis parvitate, & excellentiâ Dei, cui offertur; consequens est, nunquam posse satisfactionem puri hominis adaequare gravitatem offensae. Haec est ratio S. Thomae in praesenti articulo 2. ad 2. Bonaventurae in 3. D. 20. q. 3. quos sequitur Suarez, & communiter alii Theologi. Zu teutsch: ‚Der gemeiner Sinn und Außspruch / so wohl der älteren als neueren / nimt diese Unvermögenheit aus der Würdigkeit GOttes / der erzürnet ist / und aus der Verwürfflichkeit der Persohn / oder desjenigen / so ihn erzürnet; dann die Unbill oder Beleydigung ist desto grösser / je grösser derjenige / welcher beleydiget wird / und je verwürfflicher derjenige ist / welcher beleydiget; wie dann hingegen die Gnugthuung desto geringer / je grösser und würdiger derjenige ist / deme solche angebohten wird / und je verächtlicher derselbe zu schätzen / der solche anbiethet: gleich dann die Beleydigung wachset aus der unendlichen Mojestät GOttes und Verwürff-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/12
Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/12>, abgerufen am 24.11.2024.