Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730.

Bild:
<< vorherige Seite

von Teutschland sey mit ihm begraben worden. Sein Bruder und Nachfolger, Churfürst Fridericus II. ward in der Jugend an Königs Philippi I. in Castilien Hof auferzogen, und brachte als Pfaltzgraf dessen Sohne Carolo Könige in Hispanien im Jahr 1519. die angenehme Botschafft, daß er zum Römischen Kayser erkohren worden. In dessen Abwesenheit war er Reichs-Vicarius, auch 1528. vornehmster Commissarius des Reichs-Tages, und führte die Reichs-Armee wider den Türcken mit unsterblichem Nachruhm. Er führte zwar auch im Jahr 1546. die Protestantische Religion in der Pfaltz ein, allein die Furcht vor dem Grossen Kayser Carl den V. hielt bey ihm das Schwerdt in der Scheide, wie er denn auch hernach das Interim angenommen. Nach seinem ohne Erben im Jahr 1550. erfolgten Tode kam zur Chur seines Brudern Ruperti Sohn, Otto Henricus der Großmüthige, dessen Bruder Pfaltzgraf Philipp die von den Türcken 1529. belagerte Kayserliche Residentz Wien durch 20. Stürme mit unvergleichlichem Helden-Muth vertheidiget und erhalten. Dieser Churfürst bekannte sich öffentlich zu der Lutherischen Religion, begab sich auch in den Schmalkaldischen Bund, wiewol er dessentwegen viel Ungemach erlitten. Er starb hierauf d. 12. Febr. 1559. ohne Kinder, und beschloß mit seinem Leben die bisherige Chur-Linie zur Pfaltz.

§. 8. Also kam das Haus Simmern, und in selbigem zuerst Fridericus III. zur Chur, der zur Resormirten Religion trat, und den Heydelbergischen Catechismum im J. 1563. publlciren ließ, auch den Hugenotten in Franckreich ansehnliche Hülffe geleistet; allein sein im 1576. Jahre ihm nachfolgende Sohn, Churfürst Ludovicus VI. erwählte von neuem die Lutherische Lehre. Er verließ d. 12. Oct. 1583. einen noch unmündigen Printzen-

von Teutschland sey mit ihm begraben worden. Sein Bruder und Nachfolger, Churfürst Fridericus II. ward in der Jugend an Königs Philippi I. in Castilien Hof auferzogen, und brachte als Pfaltzgraf dessen Sohne Carolo Könige in Hispanien im Jahr 1519. die angenehme Botschafft, daß er zum Römischen Kayser erkohren worden. In dessen Abwesenheit war er Reichs-Vicarius, auch 1528. vornehmster Commissarius des Reichs-Tages, und führte die Reichs-Armée wider den Türcken mit unsterblichem Nachruhm. Er führte zwar auch im Jahr 1546. die Protestantische Religion in der Pfaltz ein, allein die Furcht vor dem Grossen Kayser Carl den V. hielt bey ihm das Schwerdt in der Scheide, wie er denn auch hernach das Interim angenommen. Nach seinem ohne Erben im Jahr 1550. erfolgten Tode kam zur Chur seines Brudern Ruperti Sohn, Otto Henricus der Großmüthige, dessen Bruder Pfaltzgraf Philipp die von den Türcken 1529. belagerte Kayserliche Residentz Wien durch 20. Stürme mit unvergleichlichem Helden-Muth vertheidiget und erhalten. Dieser Churfürst bekannte sich öffentlich zu der Lutherischen Religion, begab sich auch in den Schmalkaldischen Bund, wiewol er dessentwegen viel Ungemach erlitten. Er starb hierauf d. 12. Febr. 1559. ohne Kinder, und beschloß mit seinem Leben die bisherige Chur-Linie zur Pfaltz.

§. 8. Also kam das Haus Simmern, und in selbigem zuerst Fridericus III. zur Chur, der zur Resormirten Religion trat, und den Heydelbergischen Catechismum im J. 1563. publlciren ließ, auch den Hugenotten in Franckreich ansehnliche Hülffe geleistet; allein sein im 1576. Jahre ihm nachfolgende Sohn, Churfürst Ludovicus VI. erwählte von neuem die Lutherische Lehre. Er verließ d. 12. Oct. 1583. einen noch unmündigen Printzen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0067" n="47"/>
von Teutschland sey mit ihm                      begraben worden. Sein Bruder und Nachfolger, Churfürst Fridericus II. ward in                      der Jugend an Königs Philippi I. in Castilien Hof auferzogen, und brachte als                      Pfaltzgraf dessen Sohne Carolo Könige in Hispanien im Jahr 1519. die angenehme                      Botschafft, daß er zum Römischen Kayser erkohren worden. In dessen Abwesenheit                      war er Reichs-Vicarius, auch 1528. vornehmster Commissarius des Reichs-Tages,                      und führte die Reichs-Armée wider den Türcken mit unsterblichem Nachruhm. Er                      führte zwar auch im Jahr 1546. die Protestantische Religion in der Pfaltz ein,                      allein die Furcht vor dem Grossen Kayser Carl den V. hielt bey ihm das Schwerdt                      in der Scheide, wie er denn auch hernach das Interim angenommen. Nach seinem                      ohne Erben im Jahr 1550. erfolgten Tode kam zur Chur seines Brudern Ruperti                      Sohn, Otto Henricus der Großmüthige, dessen Bruder Pfaltzgraf Philipp die von                      den Türcken 1529. belagerte Kayserliche Residentz Wien durch 20. Stürme mit                      unvergleichlichem Helden-Muth vertheidiget und erhalten. Dieser Churfürst                      bekannte sich öffentlich zu der Lutherischen Religion, begab sich auch in den                      Schmalkaldischen Bund, wiewol er dessentwegen viel Ungemach erlitten. Er starb                      hierauf d. 12. Febr. 1559. ohne Kinder, und beschloß mit seinem Leben die                      bisherige Chur-Linie zur Pfaltz.</p>
        <p>§. 8. Also kam das Haus Simmern, und in selbigem zuerst Fridericus III. zur Chur,                      der zur Resormirten Religion trat, und den Heydelbergischen Catechismum im J.                      1563. publlciren ließ, auch den Hugenotten in Franckreich ansehnliche Hülffe                      geleistet; allein sein im 1576. Jahre ihm nachfolgende Sohn, Churfürst Ludovicus                      VI. erwählte von neuem die Lutherische Lehre. Er verließ d. 12. Oct. 1583. einen                      noch unmündigen Printzen-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0067] von Teutschland sey mit ihm begraben worden. Sein Bruder und Nachfolger, Churfürst Fridericus II. ward in der Jugend an Königs Philippi I. in Castilien Hof auferzogen, und brachte als Pfaltzgraf dessen Sohne Carolo Könige in Hispanien im Jahr 1519. die angenehme Botschafft, daß er zum Römischen Kayser erkohren worden. In dessen Abwesenheit war er Reichs-Vicarius, auch 1528. vornehmster Commissarius des Reichs-Tages, und führte die Reichs-Armée wider den Türcken mit unsterblichem Nachruhm. Er führte zwar auch im Jahr 1546. die Protestantische Religion in der Pfaltz ein, allein die Furcht vor dem Grossen Kayser Carl den V. hielt bey ihm das Schwerdt in der Scheide, wie er denn auch hernach das Interim angenommen. Nach seinem ohne Erben im Jahr 1550. erfolgten Tode kam zur Chur seines Brudern Ruperti Sohn, Otto Henricus der Großmüthige, dessen Bruder Pfaltzgraf Philipp die von den Türcken 1529. belagerte Kayserliche Residentz Wien durch 20. Stürme mit unvergleichlichem Helden-Muth vertheidiget und erhalten. Dieser Churfürst bekannte sich öffentlich zu der Lutherischen Religion, begab sich auch in den Schmalkaldischen Bund, wiewol er dessentwegen viel Ungemach erlitten. Er starb hierauf d. 12. Febr. 1559. ohne Kinder, und beschloß mit seinem Leben die bisherige Chur-Linie zur Pfaltz. §. 8. Also kam das Haus Simmern, und in selbigem zuerst Fridericus III. zur Chur, der zur Resormirten Religion trat, und den Heydelbergischen Catechismum im J. 1563. publlciren ließ, auch den Hugenotten in Franckreich ansehnliche Hülffe geleistet; allein sein im 1576. Jahre ihm nachfolgende Sohn, Churfürst Ludovicus VI. erwählte von neuem die Lutherische Lehre. Er verließ d. 12. Oct. 1583. einen noch unmündigen Printzen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/67
Zitationshilfe: Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/67>, abgerufen am 25.11.2024.