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Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730.

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drey Söhne, Adolphus, Rudolphus II. und Rupertus I. waren damals noch minderjährig, und gab ihnen der Kayser Graf Johannsen von Nassau zum Vormund; nachdem sie erwachsen, folgten sie allerseits dem Vater nach einander in der Chur. Adolphus pflantzte auch das Geschlecht fort, war aber blödsinnig, und trat 1327. seinem Bruder Rudolpho II. die Chur ab, dieser verglich sich mit seinem Vetter dem Kayser dahin, daß die Chur mit Abwechselung beyder Linien folte geführet werden, hatte aber das Glück, daß hernach Kayser Carl IV. in der Güldnen Bulle dem Hause Pfaltz die Chur zu- und dem Hause Bayern abgesprochen. Sein Tod erfolgte 1353. und verließ er nur eine Tochter, Agnes, Kaysers Caroli IV. andere Gemahlin; daher ihm Rupertus I. als Churfürst folgte, der d. 17. Nov. 1386. die hohe Schule zu Heydelberg gestifftet, und im Jahr 1390. gleichfals ohne Erben gestorben.

§. 5. Es fiel also die Chur an Rupertum II. Adolphi Sohn, der nur acht Jahr regierte, und seinen einigen Sohn Rupertum III. als Churfürst hinterlassen. Dieser Herr nahm, als Kayser Wentzel abgesetzt worden, zuerst die Reichs-Geschäffte als Vicarius über sich, und nachdem Kayser Fridericus aus dem Hause Braunschweig nach einer monatlichen Regierung erstochen worden, wurde Rupertus noch selbiges 1400. Jahr im Septembr. zum Kayser Erwählet, welcher Hoheit er auch bis an seinen d. 18. Maj. 1410. erfolgten Tod, ob zwar mit abwechselndem Glücke, vorgestanden, iedoch indessen sein Haus mit schönen Ländereyen zu vermehren nicht vergessen, wie er denn die Grafschafft Simmern erkaufft, Kirchberg als ein erledigtes Lehn eingezogen, auch viel Städte von Böheim abgerissen, so ehemals von Bayern an diese Krone kommen. Unter seinen Söhnen

drey Söhne, Adolphus, Rudolphus II. und Rupertus I. waren damals noch minderjährig, und gab ihnen der Kayser Graf Johannsen von Nassau zum Vormund; nachdem sie erwachsen, folgten sie allerseits dem Vater nach einander in der Chur. Adolphus pflantzte auch das Geschlecht fort, war aber blödsinnig, und trat 1327. seinem Bruder Rudolpho II. die Chur ab, dieser verglich sich mit seinem Vetter dem Kayser dahin, daß die Chur mit Abwechselung beyder Linien folte geführet werden, hatte aber das Glück, daß hernach Kayser Carl IV. in der Güldnen Bulle dem Hause Pfaltz die Chur zu- und dem Hause Bayern abgesprochen. Sein Tod erfolgte 1353. und verließ er nur eine Tochter, Agnes, Kaysers Caroli IV. andere Gemahlin; daher ihm Rupertus I. als Churfürst folgte, der d. 17. Nov. 1386. die hohe Schule zu Heydelberg gestifftet, und im Jahr 1390. gleichfals ohne Erben gestorben.

§. 5. Es fiel also die Chur an Rupertum II. Adolphi Sohn, der nur acht Jahr regierte, und seinen einigen Sohn Rupertum III. als Churfürst hinterlassen. Dieser Herr nahm, als Kayser Wentzel abgesetzt worden, zuerst die Reichs-Geschäffte als Vicarius über sich, und nachdem Kayser Fridericus aus dem Hause Braunschweig nach einer monatlichen Regierung erstochen worden, wurde Rupertus noch selbiges 1400. Jahr im Septembr. zum Kayser Erwählet, welcher Hoheit er auch bis an seinen d. 18. Maj. 1410. erfolgten Tod, ob zwar mit abwechselndem Glücke, vorgestanden, iedoch indessen sein Haus mit schönen Ländereyen zu vermehren nicht vergessen, wie er denn die Grafschafft Simmern erkaufft, Kirchberg als ein erledigtes Lehn eingezogen, auch viel Städte von Böheim abgerissen, so ehemals von Bayern an diese Krone kommen. Unter seinen Söhnen

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[44/0064] drey Söhne, Adolphus, Rudolphus II. und Rupertus I. waren damals noch minderjährig, und gab ihnen der Kayser Graf Johannsen von Nassau zum Vormund; nachdem sie erwachsen, folgten sie allerseits dem Vater nach einander in der Chur. Adolphus pflantzte auch das Geschlecht fort, war aber blödsinnig, und trat 1327. seinem Bruder Rudolpho II. die Chur ab, dieser verglich sich mit seinem Vetter dem Kayser dahin, daß die Chur mit Abwechselung beyder Linien folte geführet werden, hatte aber das Glück, daß hernach Kayser Carl IV. in der Güldnen Bulle dem Hause Pfaltz die Chur zu- und dem Hause Bayern abgesprochen. Sein Tod erfolgte 1353. und verließ er nur eine Tochter, Agnes, Kaysers Caroli IV. andere Gemahlin; daher ihm Rupertus I. als Churfürst folgte, der d. 17. Nov. 1386. die hohe Schule zu Heydelberg gestifftet, und im Jahr 1390. gleichfals ohne Erben gestorben. §. 5. Es fiel also die Chur an Rupertum II. Adolphi Sohn, der nur acht Jahr regierte, und seinen einigen Sohn Rupertum III. als Churfürst hinterlassen. Dieser Herr nahm, als Kayser Wentzel abgesetzt worden, zuerst die Reichs-Geschäffte als Vicarius über sich, und nachdem Kayser Fridericus aus dem Hause Braunschweig nach einer monatlichen Regierung erstochen worden, wurde Rupertus noch selbiges 1400. Jahr im Septembr. zum Kayser Erwählet, welcher Hoheit er auch bis an seinen d. 18. Maj. 1410. erfolgten Tod, ob zwar mit abwechselndem Glücke, vorgestanden, iedoch indessen sein Haus mit schönen Ländereyen zu vermehren nicht vergessen, wie er denn die Grafschafft Simmern erkaufft, Kirchberg als ein erledigtes Lehn eingezogen, auch viel Städte von Böheim abgerissen, so ehemals von Bayern an diese Krone kommen. Unter seinen Söhnen

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Zitationshilfe: Sommersberg, Friedrich Wilhelm von: Historischer und Genealogischer Schauplatz des Teutschen Reichs in gegenwärtigem Zustande. Breslau, 1730, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sommersberg_schauplatz_1730/64>, abgerufen am 25.11.2024.