Der Tod eines großen wohlthätigen Wesens ist eine öffentliche Kalamität, ist ein Leid für die große Familie der Mensch- heit, ist eine Familien-Trauer! Und sie hätte nicht das Recht, sich ohne Kritik, ohne Gefahr des Verdachts der Singularität, der Lächerlichkeit, der Affektazion den Augen der Welt zu zeigen? -- Jhr sollte die Hof-Trau- er sogar dieses Recht streitig machen? -- denn nur die Trauer für den wahren Vater des Volks ist Landes-Trauer, ist Zoll der Tugen- den; die Empfindung zollt keinem Range.
Jn unsern Meubles, in unsern Trink- Geschirren etc. in allem was uns umgiebt, hul- digen wir, gedrungen von dem Gefühle des Einfachen, Allein-schönen, dem Ge-
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ſeinen Schmerz uͤber ihren Verluſt zu zei- gen? —
Der Tod eines großen wohlthaͤtigen Weſens iſt eine oͤffentliche Kalamitaͤt, iſt ein Leid fuͤr die große Familie der Menſch- heit, iſt eine Familien-Trauer! Und ſie haͤtte nicht das Recht, ſich ohne Kritik, ohne Gefahr des Verdachts der Singularitaͤt, der Laͤcherlichkeit, der Affektazion den Augen der Welt zu zeigen? — Jhr ſollte die Hof-Trau- er ſogar dieſes Recht ſtreitig machen? — denn nur die Trauer fuͤr den wahren Vater des Volks iſt Landes-Trauer, iſt Zoll der Tugen- den; die Empfindung zollt keinem Range.
Jn unſern Meubles, in unſern Trink- Geſchirren ꝛc. in allem was uns umgiebt, hul- digen wir, gedrungen von dem Gefuͤhle des Einfachen, Allein-ſchoͤnen, dem Ge-
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ſeinen Schmerz uͤber ihren Verluſt zu zei-
gen? —
Der Tod eines großen wohlthaͤtigen
Weſens iſt eine oͤffentliche Kalamitaͤt, iſt
ein Leid fuͤr die große Familie der Menſch-
heit, iſt eine Familien-Trauer! Und ſie
haͤtte nicht das Recht, ſich ohne Kritik, ohne
Gefahr des Verdachts der Singularitaͤt, der
Laͤcherlichkeit, der Affektazion den Augen der
Welt zu zeigen? — Jhr ſollte die Hof-Trau-
er ſogar dieſes Recht ſtreitig machen? — denn
nur die Trauer fuͤr den wahren Vater des
Volks iſt Landes-Trauer, iſt Zoll der Tugen-
den; die Empfindung zollt keinem Range.
Jn unſern Meubles, in unſern Trink-
Geſchirren ꝛc. in allem was uns umgiebt, hul-
digen wir, gedrungen von dem Gefuͤhle des
Einfachen, Allein-ſchoͤnen, dem Ge-
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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/45>, abgerufen am 23.07.2024.
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