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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

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trübenden, Niederschlagenden, Schrekenden
und Widrigen zu umgeben, das doch nur die
Welkung dieser Hülle, die Ablegung des
thierischen Wesens betrift, und alle andre
wesentliche Bestand-Theile des Tods, alles
was er für das zur Veredlung bestimmte We-
sen wohlthätiges haben muß, aus unsrer sinn-
lichen
Darstellung und dadurch aus unsern
Empfindungen zu verbannen?

Die natürliche große Anhängigkeit des
Natur-Menschen an seine thierische Existenz
hat dieses Dunkel, diesen Schauer geschaffen,
die den Tod umgeben; aber es ist der Zwek
der Weisheit, sie zu zerstreuen. Man sollte
also auf eine neue allegorische Vorstellung
des Todes denken. Das Attribut der um-
gestürzten Fakel, genügt mir allein
nicht. Jch schlage vor: das Bild eines ver-

truͤbenden, Niederſchlagenden, Schrekenden
und Widrigen zu umgeben, das doch nur die
Welkung dieſer Huͤlle, die Ablegung des
thieriſchen Weſens betrift, und alle andre
weſentliche Beſtand-Theile des Tods, alles
was er fuͤr das zur Veredlung beſtimmte We-
ſen wohlthaͤtiges haben muß, aus unſrer ſinn-
lichen
Darſtellung und dadurch aus unſern
Empfindungen zu verbannen?

Die natuͤrliche große Anhaͤngigkeit des
Natur-Menſchen an ſeine thieriſche Exiſtenz
hat dieſes Dunkel, dieſen Schauer geſchaffen,
die den Tod umgeben; aber es iſt der Zwek
der Weisheit, ſie zu zerſtreuen. Man ſollte
alſo auf eine neue allegoriſche Vorſtellung
des Todes denken. Das Attribut der um-
geſtuͤrzten Fakel, genuͤgt mir allein
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[21/0033] truͤbenden, Niederſchlagenden, Schrekenden und Widrigen zu umgeben, das doch nur die Welkung dieſer Huͤlle, die Ablegung des thieriſchen Weſens betrift, und alle andre weſentliche Beſtand-Theile des Tods, alles was er fuͤr das zur Veredlung beſtimmte We- ſen wohlthaͤtiges haben muß, aus unſrer ſinn- lichen Darſtellung und dadurch aus unſern Empfindungen zu verbannen? Die natuͤrliche große Anhaͤngigkeit des Natur-Menſchen an ſeine thieriſche Exiſtenz hat dieſes Dunkel, dieſen Schauer geſchaffen, die den Tod umgeben; aber es iſt der Zwek der Weisheit, ſie zu zerſtreuen. Man ſollte alſo auf eine neue allegoriſche Vorſtellung des Todes denken. Das Attribut der um- geſtuͤrzten Fakel, genuͤgt mir allein nicht. Jch ſchlage vor: das Bild eines ver-

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Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/33>, abgerufen am 21.11.2024.