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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

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25.
Ueber Trauer.

Die Trauer ist dem Weisen heilig, sie
knüpft mit unsichtbaren Fäden die Bande
der Freundschaft und Liebe, und ist das Oel
der Flamme der Empfindung und Moralität.
Wenn der Mensch alle äußerliche Kennzei-
chen des Schmerzes über den irdischen Ver-
lust eines ihm lieben Wesens vertilgt; so wird
er auch allmählig über diesen Verlust gleich-
gültiger werden, so werden die zarte, heilige
Bande der Freundschaft und Liebe erschlaffen.

Der Schmerz über Verstorbene, das
Andenken an sie ist Tugend, und dessen Er-

25.
Ueber Trauer.

Die Trauer iſt dem Weiſen heilig, ſie
knuͤpft mit unſichtbaren Faͤden die Bande
der Freundſchaft und Liebe, und iſt das Oel
der Flamme der Empfindung und Moralitaͤt.
Wenn der Menſch alle aͤußerliche Kennzei-
chen des Schmerzes uͤber den irdiſchen Ver-
luſt eines ihm lieben Weſens vertilgt; ſo wird
er auch allmaͤhlig uͤber dieſen Verluſt gleich-
guͤltiger werden, ſo werden die zarte, heilige
Bande der Freundſchaft und Liebe erſchlaffen.

Der Schmerz uͤber Verſtorbene, das
Andenken an ſie iſt Tugend, und deſſen Er-

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[231/0243] 25. Ueber Trauer. Die Trauer iſt dem Weiſen heilig, ſie knuͤpft mit unſichtbaren Faͤden die Bande der Freundſchaft und Liebe, und iſt das Oel der Flamme der Empfindung und Moralitaͤt. Wenn der Menſch alle aͤußerliche Kennzei- chen des Schmerzes uͤber den irdiſchen Ver- luſt eines ihm lieben Weſens vertilgt; ſo wird er auch allmaͤhlig uͤber dieſen Verluſt gleich- guͤltiger werden, ſo werden die zarte, heilige Bande der Freundſchaft und Liebe erſchlaffen. Der Schmerz uͤber Verſtorbene, das Andenken an ſie iſt Tugend, und deſſen Er-

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Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/243>, abgerufen am 24.11.2024.