Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Zwek der geselligen Verbindung durchaus
fordert. Der kleinste Schritt über diese
Gränze ist Tyrannei.

Hier kann aber jener Zwek nur for-
dern, daß die Polygamie der Gesellschaft
nicht nachtheilig werde, weder das Jnter-
esse
Einzelner noch Aller verleze. Wo die-
ser Fall nicht existirt, ist das Verboth ohne
Geist, also Willkühr. Daraus folgt also
nicht mehr und nicht weniger, als daß der
Staat die Polygamie nur in diesen Fäl-
lenerlauben könne; wenn aber die Ex-
istenz dieses Falls wirklich erwiesen, wenn
erhoben ist, daß niemand widerspricht, nie-
mand verlezt wird, für den Unterhalt der
Gattinnen, der Kinder, der Wittwen, der
Waisen gesorgt ist, also auch der Staat kei-
ne Gefahr läuft, erlauben müßte. Die Ge-
seze bestimmen ein Alter der Volljäh-

Zwek der geſelligen Verbindung durchaus
fordert. Der kleinſte Schritt uͤber dieſe
Graͤnze iſt Tyrannei.

Hier kann aber jener Zwek nur for-
dern, daß die Polygamie der Geſellſchaft
nicht nachtheilig werde, weder das Jnter-
eſſe
Einzelner noch Aller verleze. Wo die-
ſer Fall nicht exiſtirt, iſt das Verboth ohne
Geiſt, alſo Willkuͤhr. Daraus folgt alſo
nicht mehr und nicht weniger, als daß der
Staat die Polygamie nur in dieſen Faͤl-
lenerlauben koͤnne; wenn aber die Ex-
iſtenz dieſes Falls wirklich erwieſen, wenn
erhoben iſt, daß niemand widerſpricht, nie-
mand verlezt wird, fuͤr den Unterhalt der
Gattinnen, der Kinder, der Wittwen, der
Waiſen geſorgt iſt, alſo auch der Staat kei-
ne Gefahr laͤuft, erlauben muͤßte. Die Ge-
ſeze beſtimmen ein Alter der Volljaͤh-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="12"/>
Zwek der ge&#x017F;elligen Verbindung durchaus<lb/>
fordert. Der klein&#x017F;te Schritt u&#x0364;ber <hi rendition="#g">die&#x017F;e</hi><lb/>
Gra&#x0364;nze i&#x017F;t Tyrannei.</p><lb/>
        <p>Hier kann aber jener Zwek nur for-<lb/>
dern, daß die <hi rendition="#g">Polygamie</hi> der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft<lb/>
nicht nachtheilig werde, weder das <hi rendition="#g">Jnter-<lb/>
e&#x017F;&#x017F;e</hi> Einzelner noch <hi rendition="#g">Aller</hi> verleze. Wo die-<lb/>
&#x017F;er Fall nicht exi&#x017F;tirt, i&#x017F;t das Verboth ohne<lb/>
Gei&#x017F;t, al&#x017F;o Willku&#x0364;hr. Daraus folgt al&#x017F;o<lb/>
nicht mehr und nicht weniger, als daß der<lb/>
Staat die Polygamie nur in <hi rendition="#g">die&#x017F;en</hi> Fa&#x0364;l-<lb/>
lenerlauben <hi rendition="#g">ko&#x0364;nne</hi>; wenn aber die Ex-<lb/>
i&#x017F;tenz die&#x017F;es Falls wirklich erwie&#x017F;en, wenn<lb/>
erhoben i&#x017F;t, daß niemand wider&#x017F;pricht, nie-<lb/>
mand verlezt wird, fu&#x0364;r den Unterhalt der<lb/>
Gattinnen, der Kinder, der Wittwen, der<lb/>
Wai&#x017F;en ge&#x017F;orgt i&#x017F;t, al&#x017F;o auch der Staat kei-<lb/>
ne Gefahr la&#x0364;uft, erlauben <hi rendition="#g">mu&#x0364;ßte</hi>. Die Ge-<lb/>
&#x017F;eze be&#x017F;timmen ein <hi rendition="#g">Alter der Vollja&#x0364;h-<lb/></hi></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0024] Zwek der geſelligen Verbindung durchaus fordert. Der kleinſte Schritt uͤber dieſe Graͤnze iſt Tyrannei. Hier kann aber jener Zwek nur for- dern, daß die Polygamie der Geſellſchaft nicht nachtheilig werde, weder das Jnter- eſſe Einzelner noch Aller verleze. Wo die- ſer Fall nicht exiſtirt, iſt das Verboth ohne Geiſt, alſo Willkuͤhr. Daraus folgt alſo nicht mehr und nicht weniger, als daß der Staat die Polygamie nur in dieſen Faͤl- lenerlauben koͤnne; wenn aber die Ex- iſtenz dieſes Falls wirklich erwieſen, wenn erhoben iſt, daß niemand widerſpricht, nie- mand verlezt wird, fuͤr den Unterhalt der Gattinnen, der Kinder, der Wittwen, der Waiſen geſorgt iſt, alſo auch der Staat kei- ne Gefahr laͤuft, erlauben muͤßte. Die Ge- ſeze beſtimmen ein Alter der Volljaͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/24
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/24>, abgerufen am 21.11.2024.