Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.alle uns umgebende Gegenstände mit Strah- Daher der traurende und sehnende Liebe ist eine reiche, unversiegbare Quelle! alle uns umgebende Gegenſtaͤnde mit Strah- Daher der traurende und ſehnende Liebe iſt eine reiche, unverſiegbare Quelle! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="214"/> alle uns umgebende Gegenſtaͤnde mit Strah-<lb/> len ein, heftet uns alſo an den erſten, den<lb/> unſre brennende Jmaginazion dem geliebten<lb/> Jdeale nur etwas in die Naͤhe bringt. Ge-<lb/> woͤhnlich iſt eben deswegen die <hi rendition="#g">erſte</hi> Liebe<lb/><hi rendition="#g">ungluͤklich</hi>, und gerade dieß macht ſie unſe-<lb/> rer Empfindung noch werther.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Daher</hi> der traurende und ſehnende<lb/> Ruͤkblik auf unſern <hi rendition="#g">erſten</hi> Seelen-Bund,<lb/> auf jenen augenbliklichen Wonne-Rauſch,<lb/> der jene Jdee hervorgebracht und beglau-<lb/> bigt hat. Alter und Krankheit koͤnnen un-<lb/> ſere moraliſche Empfindungen abſtumpfen,<lb/> aber Entfaltung, Thaͤtigkeit derſelben, un-<lb/> moͤglich. — Uebun gſtaͤhlt, vervollkommt und<lb/> bildet alle moraliſche Kraft.</p><lb/> <p>Liebe iſt eine reiche, unverſiegbare Quelle!<lb/> Wahrheit der Erfahrung kann allein ſie aus-<lb/> ſchoͤpfen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [214/0226]
alle uns umgebende Gegenſtaͤnde mit Strah-
len ein, heftet uns alſo an den erſten, den
unſre brennende Jmaginazion dem geliebten
Jdeale nur etwas in die Naͤhe bringt. Ge-
woͤhnlich iſt eben deswegen die erſte Liebe
ungluͤklich, und gerade dieß macht ſie unſe-
rer Empfindung noch werther.
Daher der traurende und ſehnende
Ruͤkblik auf unſern erſten Seelen-Bund,
auf jenen augenbliklichen Wonne-Rauſch,
der jene Jdee hervorgebracht und beglau-
bigt hat. Alter und Krankheit koͤnnen un-
ſere moraliſche Empfindungen abſtumpfen,
aber Entfaltung, Thaͤtigkeit derſelben, un-
moͤglich. — Uebun gſtaͤhlt, vervollkommt und
bildet alle moraliſche Kraft.
Liebe iſt eine reiche, unverſiegbare Quelle!
Wahrheit der Erfahrung kann allein ſie aus-
ſchoͤpfen.
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Zitationshilfe: | Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/226>, abgerufen am 23.07.2024. |