schen gelähmt und ihm Sklaven-Sinn auf- gedrükt; die wahre Ehrerbiethung, die in Anhänglichkeit und Achtung, der Gehorsam, der im Handeln nach dem Willen des Vor- gesezten besteht, haben dadurch durchaus nichts gewonnen, sondern verlohren, die Untergeordnete benuzen vielmehr diese skla- vische Formeln, als Bollwerke ihrer Jnsub- ordinazion, ihres Mangels an wahrer Ach- tung. Unterthänig ist schon ein starkes Wort. Aber wenn in 1000 Berichten und Memo- rialien, die zugleich bei irgend einem Großen einlaufen, sich jeder den Unterthänig- sten, Allerunterthänigsten nennt, so ist denn das doch wohl baarer Unsinn. Von dem Verhältnis zwischen Höhern und Nie- dern hat denn diese Wort-Sklaverei sich auch auf die Verhältnisse zwischen Glei- chen ausgedehnt. Alles empfiehlt sich, be-
dankt
ſchen gelaͤhmt und ihm Sklaven-Sinn auf- gedruͤkt; die wahre Ehrerbiethung, die in Anhaͤnglichkeit und Achtung, der Gehorſam, der im Handeln nach dem Willen des Vor- geſezten beſteht, haben dadurch durchaus nichts gewonnen, ſondern verlohren, die Untergeordnete benuzen vielmehr dieſe ſkla- viſche Formeln, als Bollwerke ihrer Jnſub- ordinazion, ihres Mangels an wahrer Ach- tung. Unterthaͤnig iſt ſchon ein ſtarkes Wort. Aber wenn in 1000 Berichten und Memo- rialien, die zugleich bei irgend einem Großen einlaufen, ſich jeder den Unterthaͤnig- ſten, Allerunterthaͤnigſten nennt, ſo iſt denn das doch wohl baarer Unſinn. Von dem Verhaͤltnis zwiſchen Hoͤhern und Nie- dern hat denn dieſe Wort-Sklaverei ſich auch auf die Verhaͤltniſſe zwiſchen Glei- chen ausgedehnt. Alles empfiehlt ſich, be-
dankt
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ſchen gelaͤhmt und ihm Sklaven-Sinn auf-
gedruͤkt; die wahre Ehrerbiethung, die in
Anhaͤnglichkeit und Achtung, der Gehorſam,
der im Handeln nach dem Willen des Vor-
geſezten beſteht, haben dadurch durchaus
nichts gewonnen, ſondern verlohren, die
Untergeordnete benuzen vielmehr dieſe ſkla-
viſche Formeln, als Bollwerke ihrer Jnſub-
ordinazion, ihres Mangels an wahrer Ach-
tung. Unterthaͤnig iſt ſchon ein ſtarkes Wort.
Aber wenn in 1000 Berichten und Memo-
rialien, die zugleich bei irgend einem Großen
einlaufen, ſich jeder den Unterthaͤnig-
ſten, Allerunterthaͤnigſten nennt, ſo
iſt denn das doch wohl baarer Unſinn. Von
dem Verhaͤltnis zwiſchen Hoͤhern und Nie-
dern hat denn dieſe Wort-Sklaverei ſich
auch auf die Verhaͤltniſſe zwiſchen Glei-
chen ausgedehnt. Alles empfiehlt ſich, be-
dankt
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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/172>, abgerufen am 16.02.2025.
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