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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

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14.
Besiz ist der Liebe Grab.

Dieß ist der Gemein-Plaz, den man häu-
fig in der höhern Konversazion hört. Was
mag man sich dabei wohl unter dem Worte
Liebe denken? -- Doch wohl nicht die Be-
gierden der Faune? -- Darüber würden un-
sere Damen der feinern Zirkel doch erröthen,
oder erröthen müssen.

Nein, Besiz ist nicht der Liebe Grab.
Aber ob der allergrößte Theil des schönen
Geschlechts zu lieben versteht? das ist
eine andere Frage. Wenn man unter Besiz
die innigste Verbindung begreift, so kann sie
bei Seelen, die für wahre Liebe empfänglich


14.
Beſiz iſt der Liebe Grab.

Dieß iſt der Gemein-Plaz, den man haͤu-
fig in der hoͤhern Konverſazion hoͤrt. Was
mag man ſich dabei wohl unter dem Worte
Liebe denken? — Doch wohl nicht die Be-
gierden der Faune? — Daruͤber wuͤrden un-
ſere Damen der feinern Zirkel doch erroͤthen,
oder erroͤthen muͤſſen.

Nein, Beſiz iſt nicht der Liebe Grab.
Aber ob der allergroͤßte Theil des ſchoͤnen
Geſchlechts zu lieben verſteht? das iſt
eine andere Frage. Wenn man unter Beſiz
die innigſte Verbindung begreift, ſo kann ſie
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[149/0161] 14. Beſiz iſt der Liebe Grab. Dieß iſt der Gemein-Plaz, den man haͤu- fig in der hoͤhern Konverſazion hoͤrt. Was mag man ſich dabei wohl unter dem Worte Liebe denken? — Doch wohl nicht die Be- gierden der Faune? — Daruͤber wuͤrden un- ſere Damen der feinern Zirkel doch erroͤthen, oder erroͤthen muͤſſen. Nein, Beſiz iſt nicht der Liebe Grab. Aber ob der allergroͤßte Theil des ſchoͤnen Geſchlechts zu lieben verſteht? das iſt eine andere Frage. Wenn man unter Beſiz die innigſte Verbindung begreift, ſo kann ſie bei Seelen, die fuͤr wahre Liebe empfaͤnglich

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Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/161>, abgerufen am 25.11.2024.