Wesen, ausschließender Behaglichkeit an des- sen Gegenwart und Umgang, ausschließender Theilnehmung an seinem Wohl und Weh, ausschließender Sehnsucht, die nemlichen Em- pfindungen bei ihm zu finden. -- Doch was ringe ich nach einer Definizion da einer der größten Teutschen, unser Wieland, sie mit so weise gewählten und glühenden Farben geschildert hat: Was anders ist's als Liebe und Liebe, Was überall athmet, wirkt und webt, Und alles bildet und alles belebt? Jhr Weise sagt, was sonst als Liebe, Jst dieser schöne Zusammenklang Der Wesen, dieser allmächtige Drang, Der Gleiches an Gleiches drükt? -- Du selbst, o Tugend, du höchste Höh Der Menschen-Seele, was bist du als Liebe, Du Gott' in uns?
Weſen, ausſchließender Behaglichkeit an des- ſen Gegenwart und Umgang, ausſchließender Theilnehmung an ſeinem Wohl und Weh, ausſchließender Sehnſucht, die nemlichen Em- pfindungen bei ihm zu finden. — Doch was ringe ich nach einer Definizion da einer der groͤßten Teutſchen, unſer Wieland, ſie mit ſo weiſe gewaͤhlten und gluͤhenden Farben geſchildert hat: Was anders iſt's als Liebe und Liebe, Was uͤberall athmet, wirkt und webt, Und alles bildet und alles belebt? Jhr Weiſe ſagt, was ſonſt als Liebe, Jſt dieſer ſchoͤne Zuſammenklang Der Weſen, dieſer allmaͤchtige Drang, Der Gleiches an Gleiches druͤkt? — Du ſelbſt, o Tugend, du hoͤchſte Hoͤh Der Menſchen-Seele, was biſt du als Liebe, Du Gott' in uns?
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Weſen, ausſchließender Behaglichkeit an des-
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pfindungen bei ihm zu finden. — Doch was
ringe ich nach einer Definizion da einer der
groͤßten Teutſchen, unſer Wieland, ſie mit
ſo weiſe gewaͤhlten und gluͤhenden Farben
geſchildert hat:
Was anders iſt's als Liebe und Liebe,
Was uͤberall athmet, wirkt und webt,
Und alles bildet und alles belebt?
Jhr Weiſe ſagt, was ſonſt als Liebe,
Jſt dieſer ſchoͤne Zuſammenklang
Der Weſen, dieſer allmaͤchtige Drang,
Der Gleiches an Gleiches druͤkt?
— Du ſelbſt, o Tugend, du hoͤchſte Hoͤh
Der Menſchen-Seele, was biſt du als Liebe,
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Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/16>, abgerufen am 03.07.2024.
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