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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
nen? Ach! so du dich auf solche Gutthaten hin
nicht gibst, und dich nicht gantz in GOtt ver-
staltest, heiligere Sitten, und eyferigen Geist
an dich nehmest, zeigest klar, daß du ein recht
undanckbar- und ohngezäumtes Geschöpff seyest.

Gebett zu dem Hochwürdigen
Gut.

Meine Geheimnuß-volle Liebe des
Altars! ich bin vor Wunder
gantz ausser mir, wenn ich das kalt- und
laue Weesen meines Hertzens betrach-
te. Ach! wie ist es doch möglich, daß
auf solche Flammen deiner feurigen
Liebe ich nicht angezündet werde? Es
konte der weise Salomon nicht fassen,
wie es möglich, daß einer in seiner
Schoos glüende Kohlen halte, ohne
die Kleider darmit zu verbrennen;
wie ist dann möglich, daß ich, nach so
vielfältiger Genüssung jenes GOttes,
so ein verzehrendes Feuer ist, nicht nur
allein vor Liebe nicht brenne, sondern
vor Kaltsinnigkeit wie ein gefrohrnes
Eiß bin? Und, was noch übler, zeige
ich diese Ohnempfindlichkeit nur ge-
gen GOtt, nicht gegen die Menschen.

So

Von dem H. Altars-Sacrament.
nen? Ach! ſo du dich auf ſolche Gutthaten hin
nicht gibſt, und dich nicht gantz in GOtt ver-
ſtalteſt, heiligere Sitten, und eyferigen Geiſt
an dich nehmeſt, zeigeſt klar, daß du ein recht
undanckbar- und ohngezäumtes Geſchöpff ſeyeſt.

Gebett zu dem Hochwürdigen
Gut.

Meine Geheimnuß-volle Liebe des
Altars! ich bin vor Wunder
gantz auſſer mir, wenn ich das kalt- und
laue Weeſen meines Hertzens betrach-
te. Ach! wie iſt es doch möglich, daß
auf ſolche Flammen deiner feurigen
Liebe ich nicht angezündet werde? Es
konte der weiſe Salomon nicht faſſen,
wie es möglich, daß einer in ſeiner
Schoos glüende Kohlen halte, ohne
die Kleider darmit zu verbrennen;
wie iſt dann möglich, daß ich, nach ſo
vielfältiger Genüſſung jenes GOttes,
ſo ein verzehrendes Feuer iſt, nicht nur
allein vor Liebe nicht brenne, ſondern
vor Kaltſinnigkeit wie ein gefrohrnes
Eiß bin? Und, was noch übler, zeige
ich dieſe Ohnempfindlichkeit nur ge-
gen GOtt, nicht gegen die Menſchen.

So
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[59/0096] Von dem H. Altars-Sacrament. nen? Ach! ſo du dich auf ſolche Gutthaten hin nicht gibſt, und dich nicht gantz in GOtt ver- ſtalteſt, heiligere Sitten, und eyferigen Geiſt an dich nehmeſt, zeigeſt klar, daß du ein recht undanckbar- und ohngezäumtes Geſchöpff ſeyeſt. Gebett zu dem Hochwürdigen Gut. Meine Geheimnuß-volle Liebe des Altars! ich bin vor Wunder gantz auſſer mir, wenn ich das kalt- und laue Weeſen meines Hertzens betrach- te. Ach! wie iſt es doch möglich, daß auf ſolche Flammen deiner feurigen Liebe ich nicht angezündet werde? Es konte der weiſe Salomon nicht faſſen, wie es möglich, daß einer in ſeiner Schoos glüende Kohlen halte, ohne die Kleider darmit zu verbrennen; wie iſt dann möglich, daß ich, nach ſo vielfältiger Genüſſung jenes GOttes, ſo ein verzehrendes Feuer iſt, nicht nur allein vor Liebe nicht brenne, ſondern vor Kaltſinnigkeit wie ein gefrohrnes Eiß bin? Und, was noch übler, zeige ich dieſe Ohnempfindlichkeit nur ge- gen GOtt, nicht gegen die Menſchen. So

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/96>, abgerufen am 28.11.2024.