Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem H. Altars-Sacrament.
und Leyden, standhaffter gegen alle Versu-
chungen zu kämpffen. Hört Laurentium Fusti-
nianum
de Discipl. Mon.
Wegen dieser Gött-
lichen Engel-Speis wird der Mensch eyfri-
ger in der Liebe/ stärcker in der Arbeit/ ge-
schickter in allen Wercken/ emsiger in der
Tugend/ und je öffter er sie genießt/ desto
brinnender wird er in der Liebe GOttes.

Man lißt von einem Heiligen aus dem Orden
des Seraphischen Francisci, daß, als er eines
Tags sehr hefftige Versuchungen gelitten, er
seine Zuflucht zu Maria genommen. Sie
erschiene ihme alsbald, legte ihre Jungfräu-
liche Hand auf seine Brust, und sagte: Sihe
die Reinigkeit/ nach welcher du so grosses
Verlangen tragest.
Darauf verschwande sie.
Auf dieses hin wurde der Ordens-Mann von
aller Empörung der Sinnlichkeit befreyt.
Wenn nun eine blosse Berührung Mariä so
viel vermag, daß sie einem den Besitz so schö-
ner Tugend verschafft, was wird nicht können
die Geniessung des gantzen Leibs Christi, den
wir in dem Hertzen aufnehmen? .. Nicht
nur eine, sondern alle Tugenden werden dar-
durch in die Seel eingegossen. So gehe dann
also in dich selbst, meine Seel! und; da du
dich blos an Tugenden, und allen geistlichen
Güttern erkennest, nehme deine Zuflucht zum
Allerheiligsten Altars-Sacrament, und em-
pfange es, so offt dir immer möglich. Du
kanst dich zwar entschuldigen, du kennest nicht

Fasten,

Von dem H. Altars-Sacrament.
und Leyden, ſtandhaffter gegen alle Verſu-
chungen zu kämpffen. Hört Laurentium Fuſti-
nianum
de Diſcipl. Mon.
Wegen dieſer Gött-
lichen Engel-Speis wird der Menſch eyfri-
ger in der Liebe/ ſtärcker in der Arbeit/ ge-
ſchickter in allen Wercken/ emſiger in der
Tugend/ und je öffter er ſie genießt/ deſto
brinnender wird er in der Liebe GOttes.

Man lißt von einem Heiligen aus dem Orden
des Seraphiſchen Franciſci, daß, als er eines
Tags ſehr hefftige Verſuchungen gelitten, er
ſeine Zuflucht zu Maria genommen. Sie
erſchiene ihme alsbald, legte ihre Jungfräu-
liche Hand auf ſeine Bruſt, und ſagte: Sihe
die Reinigkeit/ nach welcher du ſo groſſes
Verlangen trageſt.
Darauf verſchwande ſie.
Auf dieſes hin wurde der Ordens-Mann von
aller Empörung der Sinnlichkeit befreyt.
Wenn nun eine bloſſe Berührung Mariä ſo
viel vermag, daß ſie einem den Beſitz ſo ſchö-
ner Tugend verſchafft, was wird nicht können
die Genieſſung des gantzen Leibs Chriſti, den
wir in dem Hertzen aufnehmen? .. Nicht
nur eine, ſondern alle Tugenden werden dar-
durch in die Seel eingegoſſen. So gehe dann
alſo in dich ſelbſt, meine Seel! und; da du
dich blos an Tugenden, und allen geiſtlichen
Güttern erkenneſt, nehme deine Zuflucht zum
Allerheiligſten Altars-Sacrament, und em-
pfange es, ſo offt dir immer möglich. Du
kanſt dich zwar entſchuldigen, du kenneſt nicht

Faſten,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0082" n="45"/><fw place="top" type="header">Von dem H. Altars-Sacrament.</fw><lb/>
und Leyden, &#x017F;tandhaffter gegen alle Ver&#x017F;u-<lb/>
chungen zu kämpffen. Hört <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Laurentium Fu&#x017F;ti-<lb/>
nianum</hi> de Di&#x017F;cipl. Mon.</hi> <hi rendition="#fr">Wegen die&#x017F;er Gött-<lb/>
lichen Engel-Speis wird der Men&#x017F;ch eyfri-<lb/>
ger in der Liebe/ &#x017F;tärcker in der Arbeit/ ge-<lb/>
&#x017F;chickter in allen Wercken/ em&#x017F;iger in der<lb/>
Tugend/ und je öffter er &#x017F;ie genießt/ de&#x017F;to<lb/>
brinnender wird er in der Liebe GOttes.</hi><lb/>
Man lißt von einem Heiligen aus dem Orden<lb/>
des Seraphi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;ci,</hi> daß, als er eines<lb/>
Tags &#x017F;ehr hefftige Ver&#x017F;uchungen gelitten, er<lb/>
&#x017F;eine Zuflucht zu Maria genommen. Sie<lb/>
er&#x017F;chiene ihme alsbald, legte ihre Jungfräu-<lb/>
liche Hand auf &#x017F;eine Bru&#x017F;t, und &#x017F;agte: <hi rendition="#fr">Sihe<lb/>
die Reinigkeit/ nach welcher du &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Verlangen trage&#x017F;t.</hi> Darauf ver&#x017F;chwande &#x017F;ie.<lb/>
Auf die&#x017F;es hin wurde der Ordens-Mann von<lb/>
aller Empörung der Sinnlichkeit befreyt.<lb/>
Wenn nun eine blo&#x017F;&#x017F;e Berührung Mariä &#x017F;o<lb/>
viel vermag, daß &#x017F;ie einem den Be&#x017F;itz &#x017F;o &#x017F;chö-<lb/>
ner Tugend ver&#x017F;chafft, was wird nicht können<lb/>
die Genie&#x017F;&#x017F;ung des gantzen Leibs Chri&#x017F;ti, den<lb/>
wir in dem Hertzen aufnehmen? .. Nicht<lb/>
nur eine, &#x017F;ondern alle Tugenden werden dar-<lb/>
durch in die Seel eingego&#x017F;&#x017F;en. So gehe dann<lb/>
al&#x017F;o in dich &#x017F;elb&#x017F;t, meine Seel! und; da du<lb/>
dich blos an Tugenden, und allen gei&#x017F;tlichen<lb/>
Güttern erkenne&#x017F;t, nehme deine Zuflucht zum<lb/>
Allerheilig&#x017F;ten Altars-Sacrament, und em-<lb/>
pfange es, &#x017F;o offt dir immer möglich. Du<lb/>
kan&#x017F;t dich zwar ent&#x017F;chuldigen, du kenne&#x017F;t nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fa&#x017F;ten,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[45/0082] Von dem H. Altars-Sacrament. und Leyden, ſtandhaffter gegen alle Verſu- chungen zu kämpffen. Hört Laurentium Fuſti- nianum de Diſcipl. Mon. Wegen dieſer Gött- lichen Engel-Speis wird der Menſch eyfri- ger in der Liebe/ ſtärcker in der Arbeit/ ge- ſchickter in allen Wercken/ emſiger in der Tugend/ und je öffter er ſie genießt/ deſto brinnender wird er in der Liebe GOttes. Man lißt von einem Heiligen aus dem Orden des Seraphiſchen Franciſci, daß, als er eines Tags ſehr hefftige Verſuchungen gelitten, er ſeine Zuflucht zu Maria genommen. Sie erſchiene ihme alsbald, legte ihre Jungfräu- liche Hand auf ſeine Bruſt, und ſagte: Sihe die Reinigkeit/ nach welcher du ſo groſſes Verlangen trageſt. Darauf verſchwande ſie. Auf dieſes hin wurde der Ordens-Mann von aller Empörung der Sinnlichkeit befreyt. Wenn nun eine bloſſe Berührung Mariä ſo viel vermag, daß ſie einem den Beſitz ſo ſchö- ner Tugend verſchafft, was wird nicht können die Genieſſung des gantzen Leibs Chriſti, den wir in dem Hertzen aufnehmen? .. Nicht nur eine, ſondern alle Tugenden werden dar- durch in die Seel eingegoſſen. So gehe dann alſo in dich ſelbſt, meine Seel! und; da du dich blos an Tugenden, und allen geiſtlichen Güttern erkenneſt, nehme deine Zuflucht zum Allerheiligſten Altars-Sacrament, und em- pfange es, ſo offt dir immer möglich. Du kanſt dich zwar entſchuldigen, du kenneſt nicht Faſten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/82
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/82>, abgerufen am 24.11.2024.