Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. Er befreyte alle Krancke, so man zu Ihme ge-bracht, von ihren Gepresten; sie durfften so gar nur den Saum seines heilsamen Kleids anrühren, so geneßten sie. Wenn dann nun die blosse Anrührung der Kleider Chri- sti alle leibliche Ubel gehoben, um wie viel mehr wird sein gantzer Leib, den wir nicht nur allein mit denen Händen berühren, sondern gar in das Hertz aufnehmen, vermögen alle Kranckheiten der Seelen zu heylen? S. Chry- sostomus hom. 51. in Matth. Drittens/ als ein Seelen-Hirt. Er erfüllte Zeit seines Lebens gegen uns alle Eigenschafften eines gu- ten Seelen-Hirtens; Er führte uns auf die Weyde, und Weeg des ewigen Seelen-Heyls; ja gabe sogar das Leben selbst für seine Schaaf. Dahero konnte er billich sagen: Ich bin der gute Hirt... Zeigt er sich aber auch, als ei- nen guten Hirten, in dem Allerheiligsten Liebs- Geheimnus des Altars? .. Ich sage da nur, Er sorge für eine jede Seel also, als wäre sie nur allein; Er ernährt sie mit eigenem Fleisch und Blut, und speißt nicht nur allein das Schaaf, die Christliche Seel, an dem Tisch sei- nes Göttlichen Gast-Mahls, wie Nathan zu David sprache 2. Reg. 12. sondern die Seel genüßt das Fleisch des Hirtens selbst; da hin- gegen andere Hirten das Fleisch ihrer Schaaf essen. Auf gleiche Weis ist von andern Stel- len der Göttlichen Schifft zu reden, da der Heyland etwan, als ein König, Vatter, und Erlöser B 4
Von dem H. Altars-Sacrament. Er befreyte alle Krancke, ſo man zu Ihme ge-bracht, von ihren Gepreſten; ſie durfften ſo gar nur den Saum ſeines heilſamen Kleids anrühren, ſo geneßten ſie. Wenn dann nun die bloſſe Anrührung der Kleider Chri- ſti alle leibliche Ubel gehoben, um wie viel mehr wird ſein gantzer Leib, den wir nicht nur allein mit denen Händen berühren, ſondern gar in das Hertz aufnehmen, vermögen alle Kranckheiten der Seelen zu heylen? S. Chry- ſoſtomus hom. 51. in Matth. Drittens/ als ein Seelen-Hirt. Er erfüllte Zeit ſeines Lebens gegen uns alle Eigenſchafften eines gu- ten Seelen-Hirtens; Er führte uns auf die Weyde, und Weeg des ewigen Seelen-Heyls; ja gabe ſogar das Leben ſelbſt für ſeine Schaaf. Dahero konnte er billich ſagen: Ich bin der gute Hirt... Zeigt er ſich aber auch, als ei- nen guten Hirten, in dem Allerheiligſten Liebs- Geheimnus des Altars? .. Ich ſage da nur, Er ſorge für eine jede Seel alſo, als wäre ſie nur allein; Er ernährt ſie mit eigenem Fleiſch und Blut, und ſpeißt nicht nur allein das Schaaf, die Chriſtliche Seel, an dem Tiſch ſei- nes Göttlichen Gaſt-Mahls, wie Nathan zu David ſprache 2. Reg. 12. ſondern die Seel genüßt das Fleiſch des Hirtens ſelbſt; da hin- gegen andere Hirten das Fleiſch ihrer Schaaf eſſen. Auf gleiche Weis iſt von andern Stel- len der Göttlichen Schifft zu reden, da der Heyland etwan, als ein König, Vatter, und Erlöſer B 4
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Er befreyte alle Krancke, ſo man zu Ihme ge-
bracht, von ihren Gepreſten; ſie durfften ſo
gar nur den Saum ſeines heilſamen Kleids
anrühren, ſo geneßten ſie. Wenn dann
nun die bloſſe Anrührung der Kleider Chri-
ſti alle leibliche Ubel gehoben, um wie viel
mehr wird ſein gantzer Leib, den wir nicht nur
allein mit denen Händen berühren, ſondern
gar in das Hertz aufnehmen, vermögen alle
Kranckheiten der Seelen zu heylen? S. Chry-
ſoſtomus hom. 51. in Matth. Drittens/ als
ein Seelen-Hirt. Er erfüllte Zeit ſeines
Lebens gegen uns alle Eigenſchafften eines gu-
ten Seelen-Hirtens; Er führte uns auf die
Weyde, und Weeg des ewigen Seelen-Heyls;
ja gabe ſogar das Leben ſelbſt für ſeine Schaaf.
Dahero konnte er billich ſagen: Ich bin der
gute Hirt... Zeigt er ſich aber auch, als ei-
nen guten Hirten, in dem Allerheiligſten Liebs-
Geheimnus des Altars? .. Ich ſage da nur,
Er ſorge für eine jede Seel alſo, als wäre ſie
nur allein; Er ernährt ſie mit eigenem Fleiſch
und Blut, und ſpeißt nicht nur allein das
Schaaf, die Chriſtliche Seel, an dem Tiſch ſei-
nes Göttlichen Gaſt-Mahls, wie Nathan zu
David ſprache 2. Reg. 12. ſondern die Seel
genüßt das Fleiſch des Hirtens ſelbſt; da hin-
gegen andere Hirten das Fleiſch ihrer Schaaf
eſſen. Auf gleiche Weis iſt von andern Stel-
len der Göttlichen Schifft zu reden, da der
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