III.Uns ein Beyspihl aller Evange- lischen Tugenden zu geben.
I.
Sich desto enger mit uns zu vereini- gen. Warum der Erlöser dieses heilige Sacrament eingesetzt, seynd der Ursachen viel. Eine der vornehmsten wa- re, desto enger sich mit uns zu vereinigen. Ei- ne grosse Sach! da Er ein GOtt von unend- licher Herrlichkeit, hätte Er sich ehender scheuen sollen, mit uns Gemeinschafft zu haben, weit mehrer, als ein König mit seinem leibeigenen Knecht keine Gemeinschafft pflegt. Und, da Er von unermessener Güte und Heiligeit, hät- te Er ja weit mehrer, als ein König seinen, sich wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns verabscheuen sollen. Und dannoch wer wurde es wohl glauben? da Christus aus der Welt scheiden mußte, und zwar durch den so schmäh- lich-als schmertzlichen Creutz-Tod, schiene es, als getraute Er sich nicht, von uns abzugehen; dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei- ligsten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns zu verbleiben... Ach! sagte Er damahls, o untreuer Mensch! du wilst mich nicht bey dir haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey, sondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein in dir, sondern auf eine Geheimnus-volle Art will ich durch dieses Allerheiligste Sacrament
nur
Betrachtungen.
III.Uns ein Beyſpihl aller Evange- liſchen Tugenden zu geben.
I.
Sich deſto enger mit uns zu vereini- gen. Warum der Erlöſer dieſes heilige Sacrament eingeſetzt, ſeynd der Urſachen viel. Eine der vornehmſten wa- re, deſto enger ſich mit uns zu vereinigen. Ei- ne groſſe Sach! da Er ein GOtt von unend- licher Herrlichkeit, hätte Er ſich ehender ſcheuen ſollen, mit uns Gemeinſchafft zu haben, weit mehrer, als ein König mit ſeinem leibeigenen Knecht keine Gemeinſchafft pflegt. Und, da Er von unermeſſener Güte und Heiligeit, hät- te Er ja weit mehrer, als ein König ſeinen, ſich wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns verabſcheuen ſollen. Und dannoch wer wurde es wohl glauben? da Chriſtus aus der Welt ſcheiden mußte, und zwar durch den ſo ſchmäh- lich-als ſchmertzlichen Creutz-Tod, ſchiene es, als getraute Er ſich nicht, von uns abzugehen; dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei- ligſten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns zu verbleiben... Ach! ſagte Er damahls, o untreuer Menſch! du wilſt mich nicht bey dir haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey, ſondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein in dir, ſondern auf eine Geheimnus-volle Art will ich durch dieſes Allerheiligſte Sacrament
nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0057"n="20"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen.</fw><lb/><argument><p><hirendition="#aq">III.</hi><hirendition="#fr">Uns ein Beyſpihl aller Evange-<lb/>
liſchen Tugenden zu geben.</hi></p></argument><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">I.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi><hirendition="#fr">ich deſto enger mit uns zu vereini-<lb/>
gen.</hi> Warum der Erlöſer dieſes<lb/>
heilige <hirendition="#fr">Sacrament</hi> eingeſetzt, ſeynd<lb/>
der Urſachen viel. Eine der vornehmſten wa-<lb/>
re, deſto enger ſich mit uns zu vereinigen. Ei-<lb/>
ne groſſe Sach! da Er ein GOtt von unend-<lb/>
licher Herrlichkeit, hätte Er ſich ehender ſcheuen<lb/>ſollen, mit uns Gemeinſchafft zu haben, weit<lb/>
mehrer, als ein König mit ſeinem leibeigenen<lb/>
Knecht keine Gemeinſchafft pflegt. Und, da<lb/>
Er von unermeſſener Güte und Heiligeit, hät-<lb/>
te Er ja weit mehrer, als ein König ſeinen, ſich<lb/>
wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns<lb/>
verabſcheuen ſollen. Und dannoch wer wurde<lb/>
es wohl glauben? da <hirendition="#fr">Chriſtus</hi> aus der Welt<lb/>ſcheiden mußte, und zwar durch den ſo ſchmäh-<lb/>
lich-als ſchmertzlichen Creutz-Tod, ſchiene es,<lb/>
als getraute Er ſich nicht, von uns abzugehen;<lb/>
dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei-<lb/>
ligſten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns<lb/>
zu verbleiben... Ach! ſagte Er damahls, o<lb/>
untreuer Menſch! du wilſt mich nicht bey dir<lb/>
haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner<lb/>
Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey<lb/>
dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey,<lb/>ſondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein<lb/>
in dir, ſondern auf eine Geheimnus-volle Art<lb/>
will ich durch dieſes Allerheiligſte <hirendition="#fr">Sacrament</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">nur</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[20/0057]
Betrachtungen.
III. Uns ein Beyſpihl aller Evange-
liſchen Tugenden zu geben.
I.
Sich deſto enger mit uns zu vereini-
gen. Warum der Erlöſer dieſes
heilige Sacrament eingeſetzt, ſeynd
der Urſachen viel. Eine der vornehmſten wa-
re, deſto enger ſich mit uns zu vereinigen. Ei-
ne groſſe Sach! da Er ein GOtt von unend-
licher Herrlichkeit, hätte Er ſich ehender ſcheuen
ſollen, mit uns Gemeinſchafft zu haben, weit
mehrer, als ein König mit ſeinem leibeigenen
Knecht keine Gemeinſchafft pflegt. Und, da
Er von unermeſſener Güte und Heiligeit, hät-
te Er ja weit mehrer, als ein König ſeinen, ſich
wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns
verabſcheuen ſollen. Und dannoch wer wurde
es wohl glauben? da Chriſtus aus der Welt
ſcheiden mußte, und zwar durch den ſo ſchmäh-
lich-als ſchmertzlichen Creutz-Tod, ſchiene es,
als getraute Er ſich nicht, von uns abzugehen;
dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei-
ligſten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns
zu verbleiben... Ach! ſagte Er damahls, o
untreuer Menſch! du wilſt mich nicht bey dir
haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner
Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey
dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey,
ſondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein
in dir, ſondern auf eine Geheimnus-volle Art
will ich durch dieſes Allerheiligſte Sacrament
nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/57>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.