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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen.

III. Uns ein Beyspihl aller Evange-
lischen Tugenden zu geben.

I.

Sich desto enger mit uns zu vereini-
gen.
Warum der Erlöser dieses
heilige Sacrament eingesetzt, seynd
der Ursachen viel. Eine der vornehmsten wa-
re, desto enger sich mit uns zu vereinigen. Ei-
ne grosse Sach! da Er ein GOtt von unend-
licher Herrlichkeit, hätte Er sich ehender scheuen
sollen, mit uns Gemeinschafft zu haben, weit
mehrer, als ein König mit seinem leibeigenen
Knecht keine Gemeinschafft pflegt. Und, da
Er von unermessener Güte und Heiligeit, hät-
te Er ja weit mehrer, als ein König seinen, sich
wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns
verabscheuen sollen. Und dannoch wer wurde
es wohl glauben? da Christus aus der Welt
scheiden mußte, und zwar durch den so schmäh-
lich-als schmertzlichen Creutz-Tod, schiene es,
als getraute Er sich nicht, von uns abzugehen;
dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei-
ligsten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns
zu verbleiben... Ach! sagte Er damahls, o
untreuer Mensch! du wilst mich nicht bey dir
haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner
Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey
dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey,
sondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein
in dir, sondern auf eine Geheimnus-volle Art
will ich durch dieses Allerheiligste Sacrament

nur
Betrachtungen.

III. Uns ein Beyſpihl aller Evange-
liſchen Tugenden zu geben.

I.

Sich deſto enger mit uns zu vereini-
gen.
Warum der Erlöſer dieſes
heilige Sacrament eingeſetzt, ſeynd
der Urſachen viel. Eine der vornehmſten wa-
re, deſto enger ſich mit uns zu vereinigen. Ei-
ne groſſe Sach! da Er ein GOtt von unend-
licher Herrlichkeit, hätte Er ſich ehender ſcheuen
ſollen, mit uns Gemeinſchafft zu haben, weit
mehrer, als ein König mit ſeinem leibeigenen
Knecht keine Gemeinſchafft pflegt. Und, da
Er von unermeſſener Güte und Heiligeit, hät-
te Er ja weit mehrer, als ein König ſeinen, ſich
wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns
verabſcheuen ſollen. Und dannoch wer wurde
es wohl glauben? da Chriſtus aus der Welt
ſcheiden mußte, und zwar durch den ſo ſchmäh-
lich-als ſchmertzlichen Creutz-Tod, ſchiene es,
als getraute Er ſich nicht, von uns abzugehen;
dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei-
ligſten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns
zu verbleiben... Ach! ſagte Er damahls, o
untreuer Menſch! du wilſt mich nicht bey dir
haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner
Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey
dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey,
ſondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein
in dir, ſondern auf eine Geheimnus-volle Art
will ich durch dieſes Allerheiligſte Sacrament

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[20/0057] Betrachtungen. III. Uns ein Beyſpihl aller Evange- liſchen Tugenden zu geben. I. Sich deſto enger mit uns zu vereini- gen. Warum der Erlöſer dieſes heilige Sacrament eingeſetzt, ſeynd der Urſachen viel. Eine der vornehmſten wa- re, deſto enger ſich mit uns zu vereinigen. Ei- ne groſſe Sach! da Er ein GOtt von unend- licher Herrlichkeit, hätte Er ſich ehender ſcheuen ſollen, mit uns Gemeinſchafft zu haben, weit mehrer, als ein König mit ſeinem leibeigenen Knecht keine Gemeinſchafft pflegt. Und, da Er von unermeſſener Güte und Heiligeit, hät- te Er ja weit mehrer, als ein König ſeinen, ſich wider Ihne aufleinenden Unterthanen, uns verabſcheuen ſollen. Und dannoch wer wurde es wohl glauben? da Chriſtus aus der Welt ſcheiden mußte, und zwar durch den ſo ſchmäh- lich-als ſchmertzlichen Creutz-Tod, ſchiene es, als getraute Er ſich nicht, von uns abzugehen; dahero erfande Er eine Art, in dem Allerhei- ligſten Liebs-Geheimnus des Altars bey uns zu verbleiben... Ach! ſagte Er damahls, o untreuer Menſch! du wilſt mich nicht bey dir haben; gleichwohl will ich zum Trotz deiner Undanckbarkeit bis an das Ende der Welt bey dir verbleiben. Ich will nicht nur allein bey, ſondern in dir verbleiben; ja nicht nur allein in dir, ſondern auf eine Geheimnus-volle Art will ich durch dieſes Allerheiligſte Sacrament nur

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/57>, abgerufen am 24.11.2024.